Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
entkommen?“
Ich sagte ihm, er solle sich keine Sorgen machen. Als die Polizisten ausstiegen, ging ich auf sie zu und sprach sie auf Spanisch an. Ich war sehr freundlich zu ihnen und erklärte, dass wir einen Motorschaden hätten. Sie erwiderten meine Freundlichkeit und sagten, ich müsse das Auto irgendwie von der Straße herunterbringen.
„Wie?“, fragte ich und hob dabei ratlos die Schultern.
Einer der Polizisten lächelte und meinte, er könne helfen. Sie fuhren den Polizeiwagen vor den Audi, holten ein paar Kabel heraus und nahmen uns ins Schlepptau. Jamal und ich saßen im Audi. Nach etwa 25 Kilometern setzten sie uns in einem kleinen Dorf direkt vor einer Autowerkstatt ab. Als die Polizisten davonfuhren, lächelten sie, winkten und wünschten uns viel Glück.
Dieser Mechaniker sah sich alles ganz genau an. Es schien, als bräuchte er eine Stunde für jedes einzelne Teil des Motors. Ich sagte ihm, ich hätte nicht genug Geld für eine größere Reparatur. Ich müsse nur auf die Fähre kommen, legte ich nach. Er solle den Motor nur so weit instand setzen, dass ich es auf die Fähre schaffte. Jamal stand neben mir und betete immer hastiger. Seine Hände zitterten.
Einmal sah ich, wie der Mechaniker nach der Ölwanne griff. Ich fürchtete, dass dort Schmuggelware hineingesteckt worden war, also sagte ich ihm, die solle er nicht anfassen. Er sah mich an wie einen Verrückten.
Den größten Teil der Nacht blieben wir wach, um dem Mechaniker zuzusehen, aber das machte mir nichts aus. Ich wusste, dass dieser Alptraum schon bald vorbei sein würde. Von Brüssel bis hierher hatten wir fast eine Woche gebraucht – für eine Tour, die normalerweise nur zwei oder drei Tage dauerte. Aber jetzt waren es nur noch ein paar Stunden bis zur Fähre.
Jamal und ich brachen früh am Morgen auf und fuhren langsam, etwa alle zwanzig Minuten prüften wir den Zustand des Motors. Als wir den Stadtrand von Algeciras erreichten, wandte sich mein Fahrer mir zu.
„Du solltest die Fähre nach Ceuta nehmen“, sagte er. „Dort wird es weniger Sicherheitskräfte geben als in Tanger.“
Natürlich hatte er Recht. Ceuta ist ein spanischer Außenposten in Afrika, folglich waren die Sicherheitsmaßnahmen dort längst nicht so streng. Zugleich war dies aber eine kleine Stadt, die weit von Tanger entfernt war. Selbst wenn ich in Ceuta einen Abschleppwagen auftreiben konnte – was ich bezweifelte -, würde eine solche Fahrt nach Tanger Stunden dauern. So etwas schien mir nicht erstrebenswert.
„Ich versuche es über Tanger“, antwortete ich. „Beim Zustand dieses Autos habe ich kaum eine andere Wahl.“
Jamal ließ nicht locker. „Glaub mir, Ceuta ist wirklich die bessere Lösung.“Innerhalb von zehn Minuten sagte er das dreimal. Ich ignorierte ihn.
Gegen Mittag erreichten wir den Fährhafen. Eine lange Warteschlange bewegte sich ganz langsam vorwärts, um auf die Fähre zu kommen. Jamal lenkte auf diese Schlange zu.
Und dann streikte der Wagen erneut. Der Motor ging einfach aus. Jamal betätigte die Zündung mehrmals und versuchte ihn anzulassen, aber es tat sich nichts. Das Auto rührte sich nicht mehr. Ich sah zu Jamal hinüber. Er schaute stur geradeaus, und ich hatte den Eindruck, er könnte jeden Augenblick losweinen.
„Jamal, geh einfach.“
Er sah mich erstaunt an.
„Dein Bart macht mir größere Sorgen als alle Sicherheitsleute in Tanger. Du machst uns hier zum Zielobjekt. Also steig einfach aus und geh.“
„Wirklich?“, fragte er. Er wirkte erleichtert. Aber dann zog ein Schatten über sein Gesicht.
„Bist du sicher, dass du nicht doch die Fähre nach Ceuta nehmen solltest?“
„Ich bin sicher“, knurrte ich. „Geh einfach.“
Es sah so aus, als wollte Jamal noch etwas sagen, aber er ließ es bleiben und zuckte nur mit den Schultern. Dann nahm er ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und gab es mir. Es war das Geld für die Fährtickets und alle anderen anstehenden Ausgaben. Hakim hatte mir dieses Geld nicht anvertraut, deshalb hatte Jamal es die ganze Zeit mit sich herumgetragen.
„Möge Gott dir in Tanger beistehen, Bruder“, sagte er. Dann öffnete er die Fahrertür und stieg aus. Als ich mich wenige Sekunden später nach ihm umsah, war er bereits verschwunden.
Ich blieb ein paar Minuten im Auto sitzen und rauchte noch eine Zigarette. Es dauerte nicht lange, bis ein Polizist vor dem Wagen auftauchte.
„Sie müssen Ihr Fahrzeug bewegen, mein Herr. Hier warten Leute in der Schlange,
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