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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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möglich gewesen wäre. Dann rief ich Hakim an und berichtete ihm, was passiert war. Er war sehr aufgeregt und sagte, wir sollten so schnell wie möglich nach Brüssel zurückkommen, damit wir das Auto in Ordnung bringen und wieder losfahren konnten. Jetzt begriff ich, dass sie es sehr eilig hatten.
    Jamal und ich übernachteten in einem Hotel und stritten uns dort die ganze Zeit. Ich wollte fernsehen, was für ihn natürlich tahout war. Er wollte lieber im Koran lesen. Wenn ich den Fernseher einschaltete, wartete er ein paar Minuten ab, dann nahm er die Fernbedienung und schaltete wieder aus. Danach schnappte ich mir die Fernbedienung erneut und schaltete wieder ein. Ich war so wütend auf ihn, dass ich ihm sagte, ich würde ihn am nächsten Tag in Brüssel absetzen und alleine nach Spanien fahren. Er antwortete, die Brüder würden das niemals zulassen, weil ich keinen Führerschein hätte. Ich gab zurück, die Brüder seien Dummköpfe, weil sie ihn als Begleiter für mich ausgewählt hatten. Arabische Männer hätten schon genug Probleme mit den Polizisten in Europa, sagte ich ihm – sein lächerlicher Bart machte uns zu einer offensichtlichen Zielscheibe.
    Wir beide schliefen an jenem Abend im Zorn ein. Am nächsten Tag standen wir früh auf und setzten uns in den Lastwagen, der das Auto nach Brüssel zurückschleppte. Während der Fahrt sprachen wir kein Wort miteinander. Hakim wartete schon, um uns einzulassen, als wir zur Garage zurückkamen. Ein neuer Motor stand bereit, den sie nur noch gegen den kaputten austauschen mussten.
    Hakim, Jamal und ich gingen an jenem Abend zu uns nach Hause und schliefen dort nur wenige Stunden. Als wir früh am nächsten Morgen das Haus verließen, fiel mir auf, dass Jamal seinen Bart abgeschnitten hatte. Er hatte ihn nicht ganz abrasiert, aber stark gestutzt. Jamal war ein Sturkopf. Er wusste, dass ich mit dem Bart Recht hatte, würde aber niemals vollständig nachgeben.
    Das Auto war fertig, als wir zur Garage zurückkamen. Wir verloren keine Zeit und fuhren sofort los.
     
    Die Fahrt war eine einzige Katastrophe. Der Mechaniker hatte beim Austauschmotor genau dasselbe gemacht wie beim ersten Versuch, und wir mussten unglaublich vorsichtig sein, damit sich der Motor nicht überhitzte. Wir fuhren sehr langsam und hielten alle halbe Stunde an, um Wasser in den Kühlflüssigkeitsbehälter nachzufüllen. Jamal war die ganze Zeit in Panik und fuhr, ohne ein Wort zu sagen. Neben all den Pausen, die wir einlegten, um den Motor zu schonen, hielt er auch noch fünfmal täglich, um die salat zu verrichten. Ich rauchte währenddessen, obwohl ich wusste, dass ihn das sehr wütend machte – darauf kam es mir an.
    In Südfrankreich hatten wir wieder eine Panne und mussten erneut in eine Werkstatt. Es war nicht so schlimm wie beim ersten Mal, und der Mechaniker behob den Schaden. Wieder sahen wir während der gesamten Arbeit zu. Er muss uns für verrückt gehalten haben.
    Die nächste Panne folgte, als wir gerade die Grenze nach Spanien überquerten, und als wir durch die Pyrenäen fuhren, war abermals Schluss. Jedes Mal musste ich mich allein um alles kümmern. Jamal war völlig handlungsunfähig, wie gelähmt. Und jedes Mal musste ich zu Hause anrufen und Hakim sagen, dass es eine Verzögerung gab. Er wurde immer nervöser. Einmal schrie er sogar los, ich solle mich gefälligst beeilen und ich würde den ganzen Auftrag ruinieren, weil ich so lange brauchte. Ich antwortete ihm, der einzige Grund für die lange Reisedauer sei die Tatsache, dass er und die anderen einen Schwachkopf als Mechaniker engagiert hätten.
    Es ging etwas besser voran, als wir die Berge hinter uns ließen, weil wir den Wagen kilometerlang im Leerlauf rollen lassen konnten. Doch spät am Abend, etwa 75 Kilometer vor Algeciras, überhitzte sich der Motor erneut. Wir mussten auf offener Straße anhalten. Diesmal konnte ich gar nichts tun. Der Motor sprang einfach nicht mehr an. Ich konnte um diese Uhrzeit nicht auf der Autobahn marschieren, also setzte ich mich an den Straßenrand und rauchte eine Zigarette und dann noch eine. Jamal war so nervös, dass er sich nicht hinsetzen konnte.
    „Was sollen wir tun?“, jammerte er. „Was sollen wir tun?“
    Ich hatte seine Gesellschaft inzwischen so gründlich satt, dass ich ihn einfach ignorierte und mir noch eine Zigarette anzündete. Aber als ich aufschaute, sah ich ein Polizeiauto auf uns zukommen. Jamal war außer sich.
    „Wo sollen wir hingehen? Wie können wir ihnen

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