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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Habseligkeiten in meine Reisetasche. Den Rest werde man hier bis zu meiner Rückkunft für mich aufbewahren. Zum Schluss sollte ich ihm auch noch meinen Pass und alle anderen Ausweise, die ich eventuell bei mir hätte, geben. Ich sagte ihm, dass ich meinen Pass gerne behalten würde, und er zuckte nur die Achseln und ließ ihn mir.
    Er sagte, ich solle mich von den anderen Brüdern im Haus verabschieden. Ich würde die Nacht heute woanders verbringen. Nachdem ich noch einmal mit den anderen gesprochen hatte, traten wir wieder in das helle Sonnenlicht hinaus und gingen einige Minuten lang durch die engen Lagerstraßen.
    Bald hielten wir vor einem anderen Tor an. Er klopfte, und ein Araber ließ uns ein. Drinnen erwarteten uns fünf weitere Araber, die alle älter und ernsthafter aussahen als die Männer, die mich verhört hatten. Sie saßen schweigend auf dem Boden und lasen. Als ich mich in dem Raum umschaute, sah ich, dass er voller Bücher und Aktenordner war.
    Mein Führer grüßte die anderen Männer und stellte mich vor. Sie schauten ganz kurz auf und erwiderten unseren Gruß. Dann führte mich mein Begleiter in ein anderes Zimmer, in dem ich die Nacht verbringen sollte. Er erklärte mir, dass er mich später am Nachmittag abholen werde. Als ich ihn dann noch fragte, ob ich die Schriften in der Bibliothek lesen dürfe, versicherte er mir, dass ich mich ganz frei umschauen könne.
    Ich legte meine Tasche ab und ging zurück in den vorderen Raum, in dem die anderen Männer immer noch lasen. Ich begab mich zu einem der Regale und holte mir ein paar Aktenordner heraus. Niemand schaute überhaupt nur auf.
    Zurück in meinem Zimmer setzte ich mich auf mein Bett und öffnete den ersten Ordner. Er enthielt die abgenutzte Fotokopie einer Art Ausbildungshandbuch. Manchmal war das Ganze kaum noch lesbar, da es sich offensichtlich um die Kopie einer Kopie einer Kopie handelte. Aber die oberste Zeile der Titelseite war deutlich lesbar: „Vereinigte Staaten von Amerika“.
    Als ich weiterlas, stellte sich heraus, dass es sich um ein Handbuch für den Städtekampf handelte. Das Szenario sah vor, dass die Russen eine westdeutsche Stadt angegriffen hätten, und dann wurde beschrieben, wie man die Sowjetarmee durch Guerillakampfführung wieder aus dieser Stadt vertreiben könnte. Es umfasste viele Seiten und war äußerst detailliert. So wurde genau erklärt, wo man Scharfschützen auf den Gebäuden positionieren müsse, wie man Fallen legte und wie man Häuser als Deckung benutzen könne. Es wurde auch erläutert, wie man das Gewehr im Häuserkampf halten und auf den Feind aus kurzer Entfernung zielen müsse.
    Die zweite Schrift in diesem Ordner beschäftigte sich mit dem Umgang mit Sprengstoffen. Es wurde genau erklärt, wie man Panzerminen verlegte oder Sprengfallen unter den Leichen der gefallenen Feinde verstecken konnte. Es gab auch Anleitungen zum Bombenbauen, aber sie enthielten zu viele chemische Formeln, als dass ich damit etwas hätte anfangen können.
    Danach blätterte ich einen zweiten Ordner durch. Auch dessen Inhalt stammte aus Amerika. Es handelte sich dabei um eine Anleitung zur erfolgreichen Durchführung eines Kidnappings. Es enthielt genaue Pläne und Zeichnungen, wie man die Wachen eines gutgesicherten Anwesens überwinden konnte.
    In diesem Moment hörte ich ein Geräusch aus dem anderen Raum. Die Männer standen auf, um ihre Waschungen zu erledigen. Es war Zeit für das Nachmittagsgebet.
     
    Kurz nach der salat kehrte der junge Mann aus dem ersten Haus zurück und bat mich, ihn zu jemand anderem zu begleiten. Auf dem Weg erklärte er mir, dass der Mann, den wir aufsuchen würden, Ägypter sei.
    „Er ist ein sehr netter Mensch“, sagte er, „du wirst ihn mögen. Er hat im Krieg gegen die Russen gekämpft und dort einen Arm und ein Bein verloren. Jetzt studiert er Chemikalien.“
    Mir wurde klar, dass wir uns mit einem Bombenbauer treffen würden.
    Als wir dort ankamen, öffnete ein Mann in den Dreißigern die Tür. Er trug eine dicke Brille, aber ich konnte sehen, dass die Augen dahinter hell und lebhaft waren. Um den Hals hing eine weiße Schutzmaske. Er hatte eine Bein- und eine Armprothese und roch selbst sehr stark nach Chemikalien.
    Der Ägypter wirkte erst etwas überrascht, uns zu sehen, begrüßte uns dann aber herzlich und lud uns in sein Haus ein. Er führte uns in einen kleinen, kühlen Garten hinter dem Haus, wo wir uns hinsetzten. An der nun folgenden Unterhaltung konnte ich allerdings

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