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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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fast sicher, dass Tarek nicht dort gewesen war – er war zu glatt, zu europäisch.
    Als ich diese beiden Namen genannt hatte, lächelte mich Ibn Sheikh an und stand auf. Es war, als ob ich einen Schalter umgelegt hätte.
    „Komm, Bruder, wir gehen zurück und holen deine Sachen. Dann wirst du mich begleiten, und ich werde dich einigen anderen Brüdern vorstellen.“
    Danach gingen Ibn Sheikh und ich zurück zu Abu Anas’ Haus. Dieser erwartete uns an der Tür. Ich sah, wie Ibn Sheikh ihm ein ganz kleines Zeichen gab und dieser dann sofort ins Haus eilte. Als er herauskam, hatte er meine Tasche in der Hand. Als er sie mir übergab, lächelte er mich voller Wärme an.
    „Allah hi hafdek“, sagte er dann. „Gott schütze dich, Bruder.“Ich sah Abu Anas nie wieder. Viel später würde mir Ibn Sheikh erzählen, dass sie beide Seite an Seite in Afghanistan gegen die Sowjets gekämpft hatten.

DAS VERHÖR
    Nachdem auch er sich von Abu Anas verabschiedet hatte, führte mich Ibn Sheikh die Straße hinunter zurück ins Flüchtlingslager, das ich immer noch als seltsamen und verwirrenden Ort empfand. Die Wohnhäuser, Zelte und anderen Bauten waren über die ganze Fläche verteilt, ohne dass irgendeine logische Ordnung zu erkennen gewesen wäre. Auf einer Seite der Straße stand eine lange Mauer, in die immer wieder, manchmal nach zehn, manchmal nach 25 Metern Türen und Tore eingelassen waren. Dabei war nicht zu erkennen, wohin diese Türen führten und warum man sie gerade dort eingebaut hatte.
    Wir waren in einem anderen Teil des Lagers unterwegs als dem, durch den ich mit Abu Anas an diesem Morgen gegangen war. Hier war es viel ruhiger und auch nicht ganz so übervölkert. Auch die Gesichter sahen anders aus. Hier lebten offensichtlich Araber und keine Afghanen.
    Ibn Sheikh hielt vor einer Tür an und klopfte. Jemand öffnete sie von hinten, so dass ich ihn nicht erkennen konnte. Ibn Sheikh bat mich, ein paar Minuten vor dem Haus zu warten, und ging dann hinein. Als er wieder herauskam, sagte er zu mir: „Bitte gehe hinein und setze dich zu den Brüdern. Ich werde dich in einigen Stunden von jemandem abholen lassen.“
    Danach drehte er sich um und ging weg. Ich wusste nicht, was mich hier erwartete, aber ich hatte keine andere Wahl, als durch die Tür zu treten. Im Inneren des Hauses war es kühl und dunkel. Als sich meine Augen dem Zwielicht angepasst hatten, sah ich sieben Araber auf dem Boden sitzen. Alle waren sehr jung, um die zwanzig. Alle trugen normale Straßenkleidung, wie etwa Jeans oder Trainingsanzüge. Als ich meinen Beutel abstellte, fühlte ich, wie sich ihre Augen in mich bohrten.
    „Assallamu Alaykum“, sagte ich zur Begrüßung.
    „Alaykum Assallam“, antworteten sie alle gemeinsam.
    Sie gaben mir das Zeichen, dass ich mich zu ihnen auf den Boden setzen solle. Danach begannen sie, mit mir zu sprechen. Ihre Stimmen blieben immer ruhig und ausgeglichen, und sie lächelten mich oft an. Ich merkte, dass mindestens fünf von ihnen einen starken algerischen Akzent hatten. Sie fragten mich, woher ich käme, und wie meine Reise gewesen sei. Sie zeigten mir, dass ich hier willkommen war.
    Dann fingen sie an, mir Fragen über Belgien zu stellen. Sie lächelten weiterhin und hoben auch nie die Stimme, aber mir wurde immer klarer, dass sie mich überprüfen wollten. Ibn Sheikh hatte mich zu ihnen gebracht, damit sie mich verhörten. Er wusste, dass ich mit der GIA zu tun gehabt hatte, aus diesem Grunde hatte er jetzt eine Gruppe von Algeriern damit beauftragt, mir auf den Zahn zu fühlen.
    Ich erzählte ihnen dieselbe Geschichte, die ich bereits Abu Anas und Ibn Sheikh erzählt hatte. Ich erzählte ihnen von al-Ansar und den Verhaftungen. Niemand gab dazu einen Kommentar ab. Ich konnte also unmöglich wissen, was sie von meinen Erzählungen hielten. Während des ganzen Gesprächs behielten sie alle denselben gelassenen Gesichtsausdruck bei. Sie befragten mich zwar über mein Jahr in Brüssel, aber sie hakten nie nach. Sie waren zwar sehr direkt, dann aber auch wieder sehr kryptisch – sie erwähnten nie irgendwelche Namen, und sie stellten immer wieder Fragen, die nicht zu dem gerade Besprochenen passten. Ich merkte, dass die Antworten, die ich ihnen gab, sehr sorgfältig und präzise formuliert sein mussten.
    Einer fragte mich nach dem Krieg in Algerien und was ich von der FIS und der GIA hielte. Ich hatte darüber so viel von Amin und Yasin gehört, dass ich darauf sofort richtig reagieren konnte. Die

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