Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
kaum teilnehmen. Meistens sprach der Ägypter zu meinem jungen Führer. Indem ich ihnen zuhörte, erfuhr ich, dass der junge Mann erst kürzlich in Afghanistan gewesen war und in ein paar Tagen dorthin zurückkehren würde. Das meiste andere schien mir allerdings reiner Klatsch zu sein. Ich kannte die Namen nicht, die sie erwähnten, und außerdem war mein Arabisch damals auch noch nicht besonders gut.
Nach etwa zwanzig Minuten standen wir alle auf. Der Ägypter lächelte mich an und gratulierte mir: „Ich wünschte, wir hätten mehr Brüder wie dich“, sagte er. Dann gingen der junge Mann und ich wieder hinaus in die Nachmittagshitze.
GASLICHT
Am folgenden Nachmittag holte mich ein anderer junger Mann in meiner Bleibe ab. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber er sagte mir, dass ihn Ibn Sheikh geschickt habe. Ich verabschiedete mich von den anderen Brüdern und fuhr mit dem jungen Mann im Bus vom Flüchtlingslager in die Innenstadt von Peschawar.
Von dort ließen wir uns von einem Taxi in einen anderen Teil der Stadt bringen. So etwas wie dieses Viertel hatte ich bisher in Pakistan noch nie gesehen. Alles war sauber und grün. Als ich über die Mauern schaute, sah ich, dass die Häuser sehr prachtvoll waren.
Das Taxi hielt an, und wir stiegen aus. „Dies hier ist Hayatabad“, erklärte mir mein Führer. „Hier leben viele Araber, die am Dschihad gegen die Russen teilgenommen haben.“
Ich war etwas verwirrt. Dies schienen mir kaum die Häuser von Mudschahidin zu sein. Ich fragte mich, ob sie ihren Wohlstand durch Plünderungen im Krieg erworben hatten, aber mein Führer erklärte mir, dass sie ihr Geld schon nach Pakistan mitgebracht hätten. Viele hatten dann Afghaninnen geheiratet und waren hiergeblieben, als der Krieg zu Ende war. Andere waren im Krieg gefallen, aber ihre Familien waren trotzdem geblieben, da sie Pakistan inzwischen als ihre Heimat betrachteten.
Inzwischen war es schon später Nachmittag, und mein Führer brachte mich in eine wunderschöne Moschee, die ganz in der Nähe lag. Sie schien ganz aus Marmor zu bestehen. Sie hatte einen großen Vorhof, in dessen Mitte ein Brunnen plätscherte.
Wir gingen in den großen Hof, um unsere salat zu verrichten. Die anderen Männer in dieser Moschee sahen anders aus als alle Leute, die ich seit meiner Ankunft in Pakistan gesehen hatte. Ihre Kleidung war viel besser und ihre Haut weit weniger rau. Ich merkte, dass einige der Männer sogar parfümiert waren.
Als wir unsere Gebete beendet hatten, kamen zwei kleine Jungen auf uns zu. Sie schienen meinen Führer zu kennen und begrüßten uns mit großer Begeisterung. Sie sprachen Arabisch. Ich konnte an ihren Gesichtern und ihrem Akzent erkennen, dass sie Ägypter waren.
„Nimmst du ihn auch in die Madrasat mit?“, fragte einer von ihnen mit großen Augen.
Mein Begleiter machte ein böses Gesicht und zischte ihn leise an: „Sage so etwas nie in der Öffentlichkeit. Ich werde deinem Vater davon erzählen. Du darfst niemals über solche Dinge reden.“
Die Kinder, die bisher so gestrahlt hatten, wirkten jetzt wie begossene Pudel und rannten schnell weg.
Mein Begleiter bat mich dann, einen Moment an dieser Stelle zu warten, da er mit jemandem sprechen müsse. Als er nach zehn Minuten zurückkam, hatte sich irgendetwas geändert. Er hatte einen fast düsteren Blick und wirkte auch mir gegenüber weit weniger offen.
„Wir müssen dir afghanische Kleidung kaufen“, sagte er. Wir fuhren mit dem Taxi zum nahe gelegenen Kleidermarkt. Er wählte einen grünen salwar kameez und einen pakol für mich aus.
Wir aßen etwas auf dem Markt. Als es allmählich dunkel wurde, ließen wir uns mit dem Taxi weiter hinein nach Hyatabad fahren, in ein Viertel, in dem große Häuserblocks standen. Als wir aus dem Taxi ausstiegen, führte mich mein Begleiter erst einmal an einem solchen Block vorbei, hielt dann aber an und schaute sich um. Als er sich vergewissert hatte, dass das Taxi verschwunden war, drehte er sich um, und wir gingen in entgegengesetzter Richtung weiter.
Von jetzt an änderten wir immer wieder unsere Richtung, als wenn uns jemand folgen würde. Inzwischen war es dunkel geworden. Die einzige Beleuchtung kam von den wenigen Straßenlampen, die es in diesem Viertel gab.
Nach ein paar Minuten kamen wir zu einer großen Villa. Mein Führer klopfte mehrmals an deren Tür. Klopf. Tack, tack, tack. Klopf, klopf. Ich erkannte, dass dies ein Code war.
Die Tür öffnete sich, aber ich konnte niemanden
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