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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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die man nur auf einem Wagen transportieren kann. Die Sowjets bauten sie als Flugabwehrwaffe in die Türme ihrer Kampfpanzer ein.
    Als es an der Zeit war, die DSchK auch einmal draußen im Gelände auszuprobieren, fragte Abu Suhail, ob einer von uns freiwillig den ersten Schuss abfeuern wolle. Wir meldeten uns alle, alle wollten wir einmal mit dieser beeindruckenden Waffe schießen. Abu Suhail wählte einen Tschetschenen aus, der in unserer Gruppe bei weitem der Jüngste war. Er war wohl erst dreizehn oder vierzehn Jahre alt und hatte immer noch den Körper eines Jungen und nicht den eines Mannes.
    Der Junge stellte sich hinter dem Maschinengewehr auf. Die Dreibeinlafette war so groß wie er selber, und er musste seinen Arm bis auf Kopfhöhe heben, um überhaupt nur den Abzug betätigen zu können. Abu Suhail forderte uns andere auf, etwas Abstand zu halten, uns aber nicht die Ohren zuzuhalten.
    Keiner von uns war auf den ungeheuren Lärm vorbereitet, den diese Duschka machte. Niemals zuvor hatte ich so etwas gehört. Die Explosion erfüllte die gesamte Schlucht und hallte von deren Wänden wider. Wir wichen alle mehrere Meter zurück und wollten möglichst viel Platz zwischen uns und diesem Monstergewehr lassen.
    Als das Getöse verklungen war, sahen wir, dass der tschetschenische Junge wie angewurzelt immer noch an derselben Stelle stand. Er hatte immer noch seine Hand erhoben, und sein Finger umklammerte immer noch den Abzug. Er brüllte wie am Spieß, und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Abu Suhail musste zu ihm gehen und ganz sachte seinen Finger vom Abzugshahn lösen.
    Danach nahm die Zahl der Freiwilligen beträchtlich ab.
    Nach den Duschkas lernten wir die Handhabung der RPGs, der „Raketengetriebenen Granaten“, russische Panzerabwehrwaffen, die mit der deutschen Panzerfaust zu vergleichen sind. Wir trainierten vor allem an der RPG-7, einer frühen Version, die zuerst in den 1960er Jahren eingesetzt wurde, und dann an der RPG-18, einem leichteren Modell, das nur auf kurze Entfernungen eingesetzt wird und wegen seines geringeren Gewichts einfacher zu tragen ist, weil es zusammenklappbar ist. Schließlich lernten wir die Bedienung der RPG-22, einer fortgeschrittenen Version, die in den 1980er Jahren entwickelt wurde und einen Meter Beton und 400 Millimeter Panzerstahl durchschlagen kann.
    Wir hatten alle diese Waffen in Khaldan und konnten deshalb an jeder von ihnen üben. Aber wir lernten nicht nur die Waffen im Lager kennen. Abu Suhail teilte uns auch alles Wissenswerte über die Waffen unserer Feinde mit. Es konnte ja durchaus sein, dass der Feind nach einer Niederlage im Kampf seine Waffen zurückließ. Vielleicht konnte man auch einmal ein feindliches Lager überfallen und ihnen ihre Waffen stehlen. Was auch immer passierte, wir mussten uns mit jeder Art von Waffe auf dieser Welt auskennen.
    Abu Suhail zeigte uns auch Fotos von Gewehren, wie etwa der amerikanischen M 16, und lehrte uns deren Besonderheiten, allerdings dieses Mal nur rein theoretisch. Er machte uns klar, inwieweit sich diese feindlichen Waffen von den unseren unterschieden und dass zum Beispiel die amerikanischen Mörser ganz anders schossen als die russischen, die wir benutzten.
     
    Erst wenn ich alles gelernt hatte, was es über eine ganz bestimmte Schusswaffe zu wissen gab, durfte ich praktische Übungen mit ihr anstellen. Etwas weiter flussaufwärts von unserem Unterrichtsraum befand sich ein großer Platz, auf dem wir Schießübungen veranstalteten, wobei die Ziele am Fuß eines Berges aufgestellt waren. Bei jeder der unterschiedlichen Schusswaffen musste ich lernen, ganz instinktiv zu zielen, ohne das Visier oder gar ein Zielfernrohr zu benutzen. Außerdem lernte ich, genau zur rechten Zeit ein- und auszuatmen, da der Körper beim Ausatmen viel standfester und die Hand viel ruhiger und präziser ist.
    Am meisten gefiel mir das Pistolenschießen, vor allem mit der Makarow und der Walther PPK, weil es mit diesen am schwersten ist, ein Ziel sicher zu treffen. Die meisten Pistolen können nur mit beiden Händen abgefeuert werden, aber ich mochte es, die Handfeuerwaffen mit nur einer zu benutzen, so wie Édouard es mich gelehrt hatte. Ich mochte diese Herausforderung.
    Mir gefielen auch die Testaufgaben, die mir Abu Suhail immer wieder stellte, da ich dabei immer gut abschnitt. Als er mir den Umgang mit der Kalaschnikow beibrachte, wollte er sehen, wie lange ich brauchte, die Waffe mit verbundenen Augen auseinanderzunehmen und wieder

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