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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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obwohl Hühner um das Haus der Köche herumliefen, und die beiden ab und zu auch eines kochten, wie wir am Geruch erkennen konnten.
    Gleich zu Anfang merkte ich, dass jeder hier riesige Mengen Salz in sein Essen schüttete. Zuerst dachte ich, dies solle den schrecklichen Geschmack etwas überdecken. Später begriff ich, dass unser Körper diese Minerale dringend brauchte. Die fleischlose Ernährung hätte es uns sonst nicht erlaubt, die ganzen Anstrengungen hier zu überstehen. Die Ausbilder erinnerten uns natürlich daran, dass wir auch auf dem Schlachtfeld kein Fleisch zu essen bekommen würden.
     
    Nach dem Abendessen kam dann die Zeit der religiösen Unterweisungen. Der Emir und die Ausbilder erinnerten uns ständig daran, dass dies das Wichtigste sei, wenn man ein Mudschahid werden wolle. Bevor wir für Gott kämpften, müssten wir verstehen, was er von uns verlange.
    An manchen Abenden praktizierten wir tajwid und an anderen studierten wir den Koran und die Hadithen, die auf Prophet Mohammeds Worten und Taten gegründeten Weisungen. Manchmal wurden wir von den Ausbildern unterrichtet, manchmal führten auch andere Rekruten diese Unterweisungen durch, meist Araber, da diese die Sprache perfekt beherrschten und viele von ihnen sehr gebildet waren.
    Bei diesem allabendlichen Glaubensunterricht lernten wir eine Menge. Am meisten erfuhren wir über die Gesetze des Dschihad. Im Koran gibt es mehr als 150 Verse über den Dschihad und Hunderte Erwähnungen in den Hadithen. Ich hatte in al-Ansar viele Rechtfertigungen der groteskesten Kriegspraktiken gelesen. Aber erst in Khaldan erfuhr ich, was der Koran tatsächlich über den Dschihad zu sagen hatte.
    Es gibt natürlich viele unterschiedliche Arten des Dschihad. Da ist einmal der innere Dschihad, den jeder echte Moslem ständig praktiziert. Dann gibt es den Dschihad des Wissens und der Gelehrsamkeit und den Dschihad der Zunge, der ganz unterschiedliche Formen annehmen kann. Man kann ihn durch Missionsarbeit führen, wie ich sie bei den Tablighi gesehen hatte. Er kann sich aber auch in politischer Überzeugungsarbeit äußern, die durch Predigten, Reden, Protestäußerungen oder solche Propagandaschriften wie al-Ansar geleistet werden kann. Schließlich gibt es da noch den Dschihad, der sich in Taten ausdrückt. Dazu können zum Beispiel der Hadsch, also die Pilgerfahrt nach Mekka, gehören, oder die Geldspende zur Unterstützung des ultimativen Dschihad, des quital fi sabilillah, des Heiligen Krieges.
    Natürlich sprachen wir fast nur über diese letzte Form des Dschihad. Wir wurden genau über die Regeln dieses Krieges informiert. Der Einsatz von Gewalt soll vermieden werden, wenn er nicht absolut unerlässlich ist, und auch dann sollte er sich nach der Stärke des Feindes bemessen. Wenn Gewaltmittel aber einmal nötig werden, darf sich niemand vor seiner Pflicht drücken. Wenn eine muslimische Frau auf der anderen Seite der Welt vergewaltigt oder ihrer Familie entrissen wird, müssen alle Muslime gemeinsam so lange kämpfen, bis dieses Unrecht wiedergutgemacht ist. Das ist der Wille Gottes.
    Bevor ein Bruder zu kämpfen beginnt, muss er sich darauf vorbereiten. Zuallererst ist eine spirituelle Vorbereitung nötig. Eine vom rechten Glauben beseelte Armee kann einen zahlenmäßig zehnmal so großen Gegner bezwingen. So wie es im Koran heißt: „Wie oft bezwang eine kleine Schar mit Gottes Willen eine große! Gott ist mit den Standhaften.“
    Andere Vorbereitungen sind aber ähnlich wichtig. Ein Mudschahid muss moralisch zum Dschihad bereit sein. Er darf nicht sündigen und muss sich rein machen vor Gott. Er muss auch seinen Körper vorbereiten und ihn so stark wie möglich machen. Und jeder Bruder muss sich auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik vervollkommnen, um auch hier dem Feind völlig überlegen zu sein.
    Im Kampf muss der Mudschahid ganz strikte Kampfregeln einhalten. Unschuldige dürfen nicht abgeschlachtet werden: Es darf keine wahllosen Tötungen geben, speziell Frauen und Kinder dürfen nicht umgebracht werden, und auch die Leichen der gefallenen Feinde dürfen nicht verstümmelt werden. Des Weiteren dürfen keine Schulen, Kirchen, Wasservorräte, nicht einmal Felder und Vieh zugrunde gerichtet werden. Niemand darf während des Gebets getötet werden, ganz egal, ob dies muslimische, christliche, jüdische oder irgendwelche anderen Gebete sind.
    Ich lernte auch, wie wichtig es war, aus den richtigen Gründen zu kämpfen. Ein Mudschahid darf nur für

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