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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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verschwinden wir in unsere Zimmer. Ich werfe mich aufs Bett und fahre mein Himbeerlaptop hoch. Anna und Paul sind online. Lena nicht. Phillip leider auch nicht. Der geht meistens erst abends on, wenn er seine sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten abgehakt hat.
    Ich öffne meine Tagebuchdatei und klappere ein bisschen auf der Tastatur herum, aber so richtig Spaß macht das nicht. Ist ja auch nicht gerade viel passiert in letzter Zeit.
    „Die fetten Events kommen erst noch“, sage ich zu Mau, wobei ich natürlich besonders an das eine denke. Es ist nicht mehr lange hin bis zum letzten Maiwochenende, dann ist endlich Partytime. Yeah! Hoffentlich kommt nichts dazwischen. Ich habe ein total komisches Gefühl.
    Dass Phillips Vater seine Reise in letzter Sekunde absagen könnte.
    Dass er früher als geplant zurückkommt.
    Dass ein Blitz einschlägt und einen großflächigen Stromausfall in der Stadt verursacht, weshalb wir ohne Musik im Dunkeln hocken müssen.
    Horror! Bloß das nicht! Im Dunkeln würde ja noch gehen – wozu gibt es schließlich Kerzen? Die können sehr romantisch sein! – , aber ohne Musik? No way!
    Was soll ich eigentlich anziehen? Sexy muss es sein, logo. Schließlich will ich Phillip ein bisschen den süßen Kopf verdrehen. Vielleicht auch mehr als nur ein bisschen. Und das bedeutet: keine Turnschuhe und keine ausgebeulte Alltagsjeans. Und auf gar keinen Fall ein geringeltes T-Shirt! Wenn ich daran denke, dass ich früher fast nur so rumgelaufen bin …
    Okay, jedes Lebensalter hat seine eigenen Peinlichkeiten und Fehlentscheidungen. Da ich diesen Abschnitt zum Glück hinter mir gelassen habe, kann ich relativ abgeklärt darauf zurückblicken und mit der neu gewonnenen Weisheit meiner fünfzehn Jahre vollkommen neue Horizonte entdecken. Diese neuen Horizonte heißen ab sofort: stylish, cool und schick.
    » Horizont Nummer 1 ist eine supercoole Boyfriendjeans, die ich zufällig beim Klamottensurfen in einem angesagten Shop entdecke und sofort auf meinen persönlichen Wunschzettel verschiebe.
    » Horizont Nummer 2 ist ein dazu passendes schwarzes Langarmshirt oder alternativ ein bauchfreies Top.
    » Horizont Nummer 3 sind silbergraue Chucks, die einfach perfekt zu beidem passen würden.
    Nach diesen drei äußerst verheißungsvollen Horizonten kommt erst mal ganz lange gar nichts. Das heißt, etwas kommt doch, obwohl ich gerne darauf verzichtet hätte: Ernüchterung. Denn die Klamotten sind zusammen so teuer, dass sie mein mageres Budget um ein Vielfaches sprengen. Das Einzige, was ich mir leisten könnte, wäre das Top. Aber das funktioniert nur in Kombi mit der Jeans und den Chucks. Mist, Mist, Mist.
    Ich schiebe das Laptop beiseite und reiße die Schubladen meiner Klamottenkommode eine nach der anderen auf. Irgendwo muss meine geliebte Uralt-Jeans stecken, die einer Boyfriend ziemlich nahekommen könnte, wenn man sie mit ein paar simplen Hausmittelchen leicht modifiziert. Ein strategisch platzierter Riss am Po, durch den beim Tanzen nackte Haut oder der Spitzenbesatz eines Slips schimmert zum Beispiel. Ein bunter Flicken auf dem Knie. Oder ein paar Stickereien, die dem Ganzen den richtigen Vintage-Look verleihen. Dazu ein cooler Gürtel und das Top natürlich.
    Für die Chucks müssten meine Eltern taschengeldmäßig in Vorlage gehen. Das sollte kein Problem darstellen. Aber was zieh ich darunter an? Ich hab nur Baumwollschlüpper und dazu passende Bustiers. Alles in Weiß oder pastellig. So richtig kleinmädchenmäßig, spießig und langweilig. Unspektakulärer geht’s echt nicht. Der einzige Pluspunkt ist, dass keine Blümchen oder Comicfiguren aufgedruckt sind. Oder, noch schlimmer, Wochentage! Bisschen mehr sexy Unterwäsche wäre also schon schön. Aber wo soll ich die herkriegen? Wo ich noch nicht mal meine alte Jeans finde! So was Blödes. Ich wühle und wühle, aber die Jeans bleibt verschollen. Weder in der Kommode noch im Schrank noch unter dem Bett werde ich fündig. Dabei bin ich absolut sicher, dass sie irgendwo sein muss.
    Als ich die Haustür unten klappen höre, lasse ich alles stehen und liegen und springe in den Flur.
    „Mamaaa! Wo ist meine alte Jeans?“
    Meine Mutter tut so, als hätte sie mich nicht gehört. Typisch. Zuerst stellt sie mal in aller Ruhe ihre Taschen ab, dann geht sie in die Küche und gießt sich ein Glas Wasser ein. Und dann blättert sie tatsächlich in der Zeitung. Ich höre sie bis oben rascheln.
    „Maaaamaaa!!“, brülle ich noch

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