Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
den Kopf. „Es war unsere Idee.“
„Aber es ist sein Haus“, kontere ich. „Beziehungsweise das Haus seines Vaters.“
Lena bleibt stur. „Als Ideengeberinnen haben wir ein Recht darauf, Einfluss auf die Gästeliste zu nehmen“, beharrt sie. „Außerdem ist Phillip bestimmt froh, wenn wir ihm ein bisschen Arbeit abnehmen.“
Okay, da könnte sie womöglich Recht haben. Phillip ist zwar meistens ziemlich gut organisiert, aber im Grunde ist er eher der spontane als der durchgeplante Typ. Vielleicht freut er sich wirklich, wenn wir ihm ein paar organisatorische Dinge abnehmen. Die Gästeliste beispielsweise. Oder die Aufgabenverteilung, wer was mitbringen soll.
„Na gut“, nicke ich schließlich. „Schieß los!“
Am Ende der ersten Freistunde ist unsere Gästeliste ziemlich lang. Vielleicht zu lang. Dass Phillip nicht nur unsere halbe Klasse, sondern auch seine Hockey-, Handball- und Fußballmannschaften einladen wird, setzen wir einfach mal voraus. Dass zu den drei Teams aber dermaßen viele Jungs plus deren weibliche Begleitungen gehören, war uns vorher nicht so ganz klar.
„Ob die Trainer und Betreuer auch kommen?“ Lena zieht die Nase kraus.
„Vermutlich ja“, seufze ich.
„Und die Freundinnen von den Trainern und Betreuern?“
„Sicher. Vielleicht sogar die Freundinnen von den Freundinnen von den Trainern und den Betreuern!“
„Oha.“
„Wie viele sind es insgesamt?“ Ich versuche einen Blick auf die unendliche Liste zu werfen.
„Bummelig um die neunzig Leute“, wagt Lena eine vorsichtige Prognose. „Vielleicht auch ein paar mehr. Ich will mich da nicht so festlegen.“
Ich hole tief Luft. Okay, Phillip wohnt in einem sehr großen Haus mit einem sehr großen Garten. Auch der Partykeller ist ziemlich groß. Aber fast hundert Gäste? Vielleicht sogar mehr? Ich denke an Lukas und seine Muskelfreunde aus dem Fitnessstudio, die er mitbringen will. Wenn die genauso hoch und breit sind wie er, haben die bestimmt eine mächtige Verdrängung, so rein platztechnisch.
„Bisschen too much , oder?“, fragt Lena unsicher.
Ich stimme ihr zu.
„Vielleicht sollten wir Phillip die Liste geben und es ihm überlassen, wen er davon tatsächlich einladen und wen er streichen will“, schlage ich vor.
Lena nickt. „Ist wohl besser.“ Sie reißt den Zettel aus ihrem Ringbuch und faltet ihn in der Mitte zusammen, bevor sie ihn mir gibt. „Dann lass uns als Nächstes mal überlegen, was wir alles brauchen, um so viele Gäste satt zu kriegen. Mit zwei Schüsseln Nudelsalat und ein paar belegten Brötchen kommen wir da nicht weit.“
„Nee, wohl nicht.“ Im Geiste sehe ich ein kilometerlanges Büfett vor mir, auf dem ein paar mickrige Salate vor sich hin welken, während hundert hungrige Bodybuilder und Fußballer geschlossen auf die Barrikaden gehen. „Aber wenn jeder was beisteuert, wird’s schon irgendwie passen.“ Ich versuche, meiner Stimme einen möglichst optimistischen Klang zu geben.
„Logo“, meint Lena munter, aber ihr Gesichtsausdruck sagt das genaue Gegenteil.
Haben wir uns vielleicht zu viel zugemutet? Ist diese Party möglicherweise eine winzige Nummer zu groß für uns? Niemand von uns hat jemals mit so vielen Leuten gefeiert, nicht mal Phillip. Und eigentlich wollten wir doch nur unter uns sein und ein bisschen Spaß haben, ohne Eltern und Erwachsene.
„Das wird schon“, brummelt Lena vor sich hin. „Keine Panik. Ich bring zwei Bleche Pizza mit. Oder drei.“
Ich zwinge mich dazu, ihre positive Grundeinstellung zu übernehmen, und erkläre mich dazu bereit, zwei große Salate zu machen und einen Kuchen zu backen. Oder zwei. Mein persönlicher Beitrag für das Gelingen unserer Party. Plus ein Obolus für die Getränke natürlich. Wenn alle so selbstlos sind wie wir beide, werden weder wir noch unsere Partygäste Hunger leiden, so viel steht fest.
Ich entspanne mich ein bisschen.
„Ach, das wird schon“, sagt Phillip ebenfalls ziemlich locker, als ich ihm in der großen Pause unsere Listen mitsamt meinen Bedenken überreiche. „Meistens kommen sowieso nicht alle, die man einlädt. Oder die Letzten kommen, wenn die Ersten schon gehen. Das verläuft sich irgendwie.“
Er bedankt sich bei Lena und mir, faltet die Gästeliste und unseren angefangenen Wer-bringt-was-mit-Plan winzig klein zusammen und stopft beides in seinen Rucksack.
„Am besten schickst du die Einladungen über einen Instant Messenger im Internet raus. Du hast doch ICQ , oder? Wenn du willst,
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