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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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übernehm ich das“, sagt Paul. Auf seinem T-Shirt steht heute: DAS LEBEN IST EIN PONYHOF . ÜBERALL MISTHAUFEN . Er hat sich bereit erklärt, zwei Sixpacks Bier und ein paar Tüten Chips mitzubringen. Toll, ganz toll, aber besser als gar nichts.
    Phillip nickt. „Sehen wir uns nachher?“, wendet er sich mir zu.
    Ich überlege kurz. Die Hausaufgaben halten sich bis jetzt in Grenzen. Der Englischtest ist längst geschrieben und andere Tests oder Arbeiten stehen vorläufig nicht an. „Ich hab nach der Siebten Schluss.“
    „Ich auch.“ Ein kleines Zwinkern aus Phillips Augen. Wir verabreden uns am Pavillon. Ich freu mich.
    Der Pavillon im Park ist ein beliebter Treffpunkt nach der Schule. Die Fünft- und Sechstklässler decken sich dort mit Naschkram ein, die Größeren mit Kaffee und Milchshakes. Phillip und ich teilen uns einen Nugat-Shake und eine große Portion Pommes mit Mayo und setzen uns auf eine Bank am See.
    Um diese Zeit ist nicht viel los im Stadtpark. Die fitten Babymütter haben mit ihren Kinderwagen längst ihre Runden gedreht, die alten Leutchen, die die verschlungenen Spazierwege sonst bevölkern, halten Mittagsschlaf, und für die Jogger und Sonnenanbeter ist es noch zu früh. Nur die Enten und Schwäne sind vollzählig versammelt, schnattern vor sich hin und beäugen uns neugierig und erwartungsvoll zugleich.
    Ich winke ihnen mit einer Fritte zu. Neben mir schlürft Phillip durch einen Strohhalm. Er hat die Beine weit von sich gestreckt und seufzt behaglich vor sich hin. Ein bisschen komme ich mir vor wie die Hälfte eines alten Ehepaares im Urlaub. Ich muss kichern.
    „Was?“, fragt Phillip mit träger Stimme.
    Ich kuschele mich an ihn, lege meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen. „Nichts“, schnurre ich.
    Er gibt sich mit der Antwort zufrieden.
    Es ist schön, so neben ihm zu sitzen, ihn einfach nur atmen zu hören und nichts sagen zu müssen. Ich liebe diese Momente. Fühle mich in ihnen rundum geborgen und wohl.
    „Wie spät es wohl gerade in Berkeley ist?“, nuschelt Phillip verschlafen und schiebt sich die letzte Fritte zwischen die Zähne.
    „In wo?“
    „Berkeley, Kalifornien, USA “, klärt er mich auf.
    „Keine Ahnung“, murmele ich. „Wieso?“
    „Nur so.“ Er streckt sich und wir versinken wieder in wohliges Schweigen. Berkeley … Was geht mich die aktuelle Zeit in Kalifornien an? Wahrscheinlich ist es da früh am Morgen und die Sonne scheint auf die Palmen. Oder es ist mitten in der Nacht. Mit den Zeitzonen kenne ich mich nicht so aus. Ehrlich gesagt sind die mir auch ziemlich schnuppe. In Neustadt scheint auch die Sonne. Und außerdem sitzt Phillip neben mir. DAS ist es, was zählt. Nicht die Tageszeit in den USA .

Mütter, die Lieblingsklamotten entsorgen, sind das Allerletzte und außerdem gefährlich.

    Rückblickend betrachtet hätte mir die Erwähnung von „Berkeley, Kalifornien, USA “ natürlich zu denken geben müssen. Irgendwo in meinem verliebt-vernebelten Spatzenhirn hätte ein klitzekleines Alarmglöckchen schrillen müssen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Ich habe Phillips Bemerkung einfach nicht für wichtig gehalten, und er hat auch nichts mehr erwähnt. Erst als … Nee, das kommt später.
    Im Moment haben wir mehr als genug mit unserer Party zu tun. Beziehungsweise mit unseren Gästen, den geladenen und den ungeladenen. Besonders mit letzteren …
    „Kann es sein, dass es täglich mehr werden?“, frage ich die Jungs.
    Wir hocken im Aufenthaltsraum und beschäftigen uns mit unserer Party-Planung. Fast im Minutentakt kommt jemand angelatscht und mischt sich ungefragt ein. Ich geb’s zu, ich bin genervt. Zumal Phillip, Paul und die anderen überhaupt kein Problem damit zu haben scheinen, dass das halbe Lessing-Gymnasium mit uns feiern will. Oder schon eher das ganze; so kommt es mir jedenfalls vor. Besonders die Oberstufe lechzt unverhohlen nach Abwechslung und Party.
    „Hauptsache, alle bringen was zu trinken mit.“ Paul zuckt die Achseln, nachdem drei Mädchen und zwei Typen aus dem 12. Jahrgang ihr Kommen angekündigt haben, obwohl keiner von uns sie kennt und umgekehrt.
    „Die Tussis süffeln garantiert Prosecco.“ Lena betrachtet ihre grün lackierten Fingernägel und gähnt. „Und zwar kübelweise. Wetten?“
    Paul zieht die Augenbrauen hoch und grinst.
    Ich werfe Phillip einen Blick zu, aber außer einem Schulterzucken bekomme ich keine Antwort.
    „Wenigstens wird’s eine bunte Mischung“, meint Billi, unsere

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