Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Aromen, die ich in der letzten halben Stunde inhaliert habe, hüpfe ich die Treppe hinunter und falle geradewegs in Phillips Arme. Das heißt, ich falle ihm nicht direkt in die Arme, sondern pralle gegen eine Bierkiste, die er vor seinem Bauch trägt.
„Hey!“, lacht er und strahlt mich an.
Über die Kiste hinweg gebe ich ihm einen Kuss. Seine Augen werden größer.
„Du siehst … “, er stellt die Kiste ab, „Hammer aus!“
Ich grinse. Anscheinend ist mein Auftritt geglückt. Phillips braune Augen kleben geradezu an meinem Hängerchen, als versuchten sie, es röntgenstrahlenmäßig zu durchdringen. Dabei kann er sich das Röntgen eigentlich sparen. Der BH blitzt auch so durch den tiefen Ausschnitt. Ich habe extra ein Knöpfchen aufgelassen. Und natürlich trage ich Phillips Kette. Er stupst den kleinen Stern mit dem Finger an.
„Lauf nicht weg“, sagt er. „Ich bin gleich wieder da.“
Dann stemmt er die Bierkiste hoch und trägt sie in die Küche, aus der ein interessanter Duftmix aus Frikadellen, Kuchen und Pizza durch das gesamte Erdgeschoss wabert.
„Müssen wir noch irgendwas einkaufen?“, rufe ich ihm hinterher.
„Nee!“, ruft er zurück. „Alles da!“
Eine Minute später ist er wieder bei mir und legt mir einen Arm um die Taille. Ich schmiege meine Wange in die Kuhle zwischen seiner Schulter und dem Schlüsselbein. Dann gehen wir eng umschlungen hinaus. Die Party kann beginnen.
Das ist alles nur in meinem Kopf … , schallt es aus den Lautsprechern. Ich wär’ gern länger dort geblieben. Doch die Gedanken kommen und fliegen. Und das ist alles nur in meinem Kopf …
Stimmt nicht, denke ich. Das hier ist absolut real. Und es ist unglaublich! Lena winkt mir zu. Sie trägt ein bodenlanges Hippiekleid. Ihre Fingernägel sind verschiedenfarbig lackiert. Links kirschrot, rechts himmelblau. Es sieht total schräg aus, aber es passt zu ihr. Krischan steht neben ihr und strahlt sie an. Die Liebe sprüht fast Funken zwischen ihnen. Ob Phillip und ich auch so aussehen? So glücklich und funkensprühend? Ich schaue ihn von der Seite an und muss lächeln. Ja, da sind Funken. Eindeutig. Vielleicht sehe nur ich sie, aber sie sind da. Ich spüre sie sogar. Warm und wunderschön. Wie diese prickeligen Fünkchen von Wunderkerzen.
Phillip bemerkt meinen Blick und wendet mir sein Gesicht zu, um mich zu küssen. Ein paar Jungs aus seiner Mannschaft (Fußball? Basketball? Hockey?) johlen und applaudieren. Ich muss lachen, wobei ich feststelle, dass gleichzeitig lachen und küssen nicht besonders gut funktioniert. Aber witzig ist es trotzdem.
Wir schlendern langsam über den Rasen. Ob Anna schon da ist? Zu sehen ist sie nicht. Vielleicht ist sie bei den anderen in der Küche. Überall stehen Grüppchen beieinander; manche liegen auch im Gras rund um den Pool und unterhalten sich. Auf einem Plattenweg stehen Fahrräder, ein paar Motorroller und ein schwarzes Motorrad.
„Wie kommen die denn dahin?“
Phillip erklärt mir, dass man nur mit einem Einwohnerparkausweis auf der Straße vor dem Haus parken darf. „Der Gehweg ist zu schmal und die Garagenzufahrt zu klein. Da können die lieber gleich hinterm Haus stehen. Das erregt nicht so viel Aufsehen bei den Nachbarn.“
„Die kriegen doch sowieso mit, was hier abgeht“, wende ich ein.
„Klar. Aber man muss es ihnen nicht gleich auf die Nase binden, oder?“
„Nö. Stimmt.“
Paul kommt uns entgegen. Kommt es mir nur so vor oder torkelt er ein bisschen? Die Frischhaltefolie hat er inzwischen abgenommen. Sein Arm sieht trotzdem nicht besser aus. Man kann zwar ungefähr die Ranke erkennen und sich mit viel Fantasie ausmalen, wie das Ganze später mal aussehen soll, aber eklig ist es trotzdem. Total blutunterlaufen irgendwie. Ich mag gar nicht hingucken.
„Hi, ihr Schnuckis!“, grient er. „Auch ’n Bierchen?“
Er wedelt mit zwei Flaschen. Phillip greift zu. Ich schüttele den Kopf.
„Nee, danke. Später vielleicht.“ Ich hab schon mal Bier probiert, aber es hat mir nicht besonders geschmeckt. Außerdem möchte ich zuerst was essen.
„Soll ich dir lieber ein Sektchen holen?“, fragt Paul mich. Er lallt. Eindeutig.
„Nein, danke. Auch nicht.“
Er schüttelt den Kopf und wankt weiter, wobei er leichte Mühe hat, die Spur zu halten.
„Wenn der in dem Tempo weitermacht, ist er hinüber, bevor’s richtig losgeht!“ Phillip lacht.
„Sollten wir nicht ein bisschen auf ihn aufpassen?“
„Wir sind doch nicht seine Babysitter! Er
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