Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
andere hätte!
*
Am Nachmittag ist er total gut drauf. Nicht der Hauch von latenter Abwesenheitsproblematik oder geistiger Fremdgeherei. Im Gegenteil, Phillip ist superlieb und aufmerksam.
Wir dümpeln auf durchsichtigen Luftmatratzen auf dem Wasser herum und chillen im Sonnenschein. Aus dem Haus kommt Musik von Jack Johnson; gerade laut genug, dass wir sie im Pool hören können, aber nicht so laut, dass die Nachbarn sich daran stören könnten. Die Haushälterin hat Feierabend, und Phillips Vater ist wegen irgendeines wichtigen Gerichtstermins unterwegs.
Es ist das totale Urlaubsfeeling! Als wäre das Haus unsere ganz private Ferienvilla. Fehlen nur noch ein paar Palmen und dahinter das Meer. Aber auch ohne das ist es schon ziemlich nah an genial.
Der Garten sieht fast wieder aus wie vor der Party. Krischan hat sein Versprechen gehalten und neuen Rasen ausgesät. An einigen Stellen sehe ich schon die ersten zarten Hälmchen aus dem Boden sprießen. Auch die Terrassentür hat wieder alle ihre Scheiben, und die hartnäckigen Eierflecke in der Küche hat die Haushälterin weggezaubert. Nur der große Spiegel im Keller ist noch nicht ersetzt, weil es eine Sonderanfertigung ist. Zum Glück hat Jeskos Versicherung den Schaden anstandslos übernommen, sonst wäre es richtig teuer für uns geworden.
Phillip lässt sich von seiner Luftmatratze ins Wasser gleiten und taucht unter. Als er wieder an die Oberfläche kommt, streift er sich die Haare aus der Stirn und gibt mir einen ziemlich feuchten Kuss. „Willst du was trinken?“
„Ich hätte Lust auf eiskalten Kakao“, schnurre ich. „Mit Eiswürfeln. Und einer Kugel Vanilleeis in der Mitte, wenn’s geht!“
Er legt seine nasse Hand auf meinen sonnenwarmen Bauch. Bei der Berührung zucke ich kurz zusammen.
„Ich bin gleich zurück. Bleib, wo du bist, Nixe!“ Er taucht wieder unter, um am anderen Ende des Pools aus dem Wasser zu steigen.
Als er im Haus verschwunden ist, um mir meine Eisschokolade zu mixen, schließe ich die Augen und lächle vor mich hin.
Wir bleiben den ganzen Nachmittag draußen, schwimmen, sonnen, relaxen, schlürfen Kakao mit Eis und genießen das schöne Wetter. Ich wünschte, wir hätten schon Ferien. Ich freue mich so auf den Sommer mit Phillip!
Erst als ein paar Wölkchen aufziehen, trocknen wir uns ab und ziehen uns an. Phillips Vater ist inzwischen nach Hause gekommen. Er hat uns kurz begrüßt und ist gleich darauf in seiner Kanzlei verschwunden.
„Kann ich oben meine Haare föhnen?“ Ich packe meine Sachen in meine Strandtasche.
„Klar“, nickt Phillip.
Während er in seinem Zimmer verschwindet, mache ich einen Abstecher in das Luxusbad und begutachte mich von allen Seiten im Spiegel. Ich bin tatsächlich ein bisschen braun geworden, aber meine Haare sind eine einzige Katastrophe! Es dauert eine Weile, bis ich sie gebändigt kriege. Phillip sitzt an seinem Schreibtisch am PC , als ich in sein Zimmer komme. Auf dem Teppichboden liegen die USA -Bildbände von neulich. Amerika, wohin ich schaue. Sogar Phillips Bettwäsche besteht heute aus Stars and Stripes!
„Was machst du?“ Ich trete von hinten an Phillip heran und fahre ihm mit einer Hand durch die Haare. Sie sind noch feucht und kringeln sich im Nacken.
„Mails checken.“
„Und wie lange dauert das?“
„Hm, nicht lange.“
Ich löse meine Hand und schlendere durchs Zimmer. Muss er seine blöden E-Mails ausgerechnet jetzt checken? Hat das nicht Zeit bis später? Wenn ich wieder weg bin? Mein Blick fällt auf einen Prospekt, der aufgeschlagen neben dem Bett liegt.
BERKELEY , KALIFORNIEN , springt es mir in Großbuchstaben entgegen. Als ob es keine anderen amerikanischen Städte und Bundesstaaten gäbe!
Ich würde gerne mal nach New York fliegen. Das stelle ich mir absolut gigantisch vor! Der Broadway, der Central Park, all die tollen Museen und die riesigen Kaufhäuser … Dagegen kommt mir Berkeley fast wie Neustadt vor, nur dass es in Kalifornien liegt, was unbestritten ein großer Vorteil gegenüber meiner Heimatstadt ist. Trotzdem …
Ich schaue etwas genauer hin. So übel sieht dieses Berkeley eigentlich gar nicht aus, muss ich zugeben. Anscheinend liegt es an der San Francisco Bay, wie ein Bild von der Golden Gate Bridge im glühenden Abendrot eindrucksvoll bestätigt. Auch die Stadt selber macht einen hübschen Eindruck – zumindest auf den Fotos. Viele alte Häuser, hübsche Stadtvillen, lachende Menschen, strahlender Sonnenschein und ein
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