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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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und für einen Moment vergesse ich alles um mich herum und tauche ganz in diese Berührung unserer Lippen und das Spiel unserer Zungen ein. Als wir uns endlich voneinander lösen, nimmt Mia meine Hand.
    »Ich war so aufgeregt«, sagt sie und lacht wie ein kleines Mädchen. »Und eigentlich bin ich es noch immer.«
    Ich antworte nicht, sondern streiche ihr bloß zärtlich eine Locke hinters Ohr.
    »Also«, sagt sie, »wohin gehen wir? Hast du irgendeinen Plan, oder warum hast du mich hierhergelockt?«
    Ihre Frage lässt mich zusammenzucken. Einen Plan … Ja, den gibt es tatsächlich, denke ich düster. Und in weniger als einer halben Stunde wird der erste Part davon ausgeführt sein. »Nein, also ehrlich gesagt … Ich dachte einfach, in dieser Gegend vermutet uns keiner und wir wären auf jeden Fall für uns«, antworte ich.
    Mia nickt. »Stimmt, das ist die Hauptsache. Komm, lass uns ein bisschen spazieren gehen und reden. Es gibt so vieles, was ich dir sagen möchte. Und später können wir ja noch irgendwo etwas trinken.«
    Ich lege meinen Arm um sie und übernehme die Führung. Zum Glück will Mia nicht in die andere Richtung, es scheint ihr egal zu sein, wohin wir gehen. Sie vertraut mir. So wie auch die ganze Zeit zuvor. Woher nimmt sie nur diese Zuversicht?, frage ich mich. Nach allem, was sie von mir weiß, nach allem, was sie mit mir erlebt hat? Liebe, denke ich. Das ist wirklich Liebe.
    »Weißt du, Simon, ich hatte Angst, dass du mich vielleicht nicht mehr sehen willst«, sagt Mia plötzlich leise. »Nach den Dingen, die mein Vater dir an den Kopf geworfen hat.«
    »Nein, warum, ich …« Ich weiß einfach nicht, was ich erwidern soll. Mias Nähe raubt mir die Luft zum Atmen. Ich bleibe stehen. »Mia, dich nicht mehr zu sehen, wäre das Schlimmste für mich«, sage ich und sie sieht mir unverwandt und voller Erwartung in die Augen. »Aber ich kann auch deinen Vater verstehen. Er hat mir seine einzige Tochter anvertraut und dann erfährt er all diese Dinge über mich. Wie hätte er denn sonst reagieren sollen? Warum sollte er mir eine zweite Chance geben?«
    Mia schüttelt den Kopf. »Wenn er mich wirklich lieben würde«, sagt sie fest, »dann würde er es tun. Aber er hört mir ja noch nicht einmal zu. Er will mich sogar zurück ins Internat schicken.«
    »Was? Zurück in die Schweiz?«
    »Ja, aber …«, sie umschlingt meinen Nacken, »das mache ich nicht mit. Ich lasse mich nicht einfach so hin- und herschieben.«
    Verdammt, denke ich, wenn Falkenstein seine Drohung doch auf der Stelle wahr gemacht hätte! Dann wäre Mia jetzt weit weg und in Sicherheit.
    »Nur noch zwei Monate, dann bin ich achtzehn«, sagt Mia trotzig. »Bis dahin müssen wir uns eben heimlich treffen, aber danach kann er mir nichts mehr befehlen und von mir aus kann er mich auch enterben. Ich will nichts von ihm, ich brauche ihn nicht, ich –«
    »Mia!« Ich umfasse ihr kleines zorniges Gesicht mit beiden Händen. Ihre Wangen glühen. »So darfst du nicht reden, hörst du? Ich versteh dich ja, aber sei froh, dass du einen Vater hast, der sich um dich sorgt. Mein Vater ist ohne ein Wort abgehauen, als es ihm zu blöd mit uns wurde. Er war nie richtig für meinen Bruder und mich da. Aber ihr beide, ihr habt eine Chance. Verschenk sie nicht. Nicht wegen mir, das würde ich mir nie verzeihen.«
    Mias Augen verdüstern sich. »Was soll das heißen?«, fragt sie herausfordernd. »Etwa, dass es sich nicht lohnt zu kämpfen? Weil es mit uns sowieso nicht weitergeht? Hast du uns also doch schon aufgegeben und nur Angst, es zuzugeben?«
    »Nein, verdammt, es ist nur … Ach, vergiss es. Ich will mich nicht mit dir streiten. Komm, lass uns weitergehen.«
    Wir schweigen mehrere Minuten, und ich habe das Gefühl, wir stünden am Boden einer Sanduhr, durch deren schmales Röhrchen die Zeit unaufhaltbar auf uns herabfließt und uns sekündlich ein Stückchen mehr unter sich begräbt. Schließlich biegen wir in die alte verlassene Industriestraße ein und augenblicklich beschleunigt sich mein Puls. In nur dreißig Metern Entfernung befindet sich rechts von uns das Gelände der alten Ziegelei. Ich weiß nicht, wo genau Rick und die anderen uns auflauern und zuschlagen werden, aber ich weiß, dass es nur noch wenige Minuten dauern wird, bis es passiert. Mias Gesicht sagt mir, dass sie noch immer enttäuscht von mir ist und sich ärgert. Darüber, dass ich ihren Vater in Schutz genommen habe. Sie hätte sich wahrscheinlich eine andere Reaktion von

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