Mein Leben für dich
Ralf Mia beschatten, macht mich rasend vor Wut und Angst.
»He, ich weiß, das zu sehen tut weh, aber die Sache kann ein schnelles Ende haben, wenn du mitmachst. Deiner Kleinen wird nichts passieren, okay? Also, du musst nichts weiter tun, als uns Falkensteins Tochter zu liefern. Dein Zuckerpüppchen wird hocherfreut sein, mit dir ein romantisches Schäferstündchen abzuhalten und dir ohne Gezeter folgen. Du wirst mit ihr einen Spaziergang durchs Industrieviertel machen, weit, weit weg von den Augen der Presse. Dort übernehmen wir alles Weitere. Wir überfallen euch beide, damit du nicht unter Verdacht gerätst, daran beteiligt gewesen zu sein, und später allzu sehr von der Polizei gelöchert wirst. Ich werde dir vielleicht ein blaues Auge verpassen müssen, damit es glaubwürdig rüberkommt, aber das war’s auch schon. Danach bist du fein raus. Falkenstein wird mir ein hübsches Sümmchen bezahlen, um seine Tochter zurückzubekommen, und deine Kleine kommt unbeschadet frei. Du hast nichts zu verlieren, Simon. Nicht, wenn du mitmachst.«
Ich starre Rick an, seine Worte sickern nur zäh in mein Hirn durch, und es kostet mich große Mühe, ihre Bedeutung auf die Reihe zu kriegen. »Du verlangst, dass ich euch Mia … ausliefere? Damit du Lösegeld für sie erpressen kannst?«
Rick wiegt den Kopf hin und her. »Ja, gut zusammengefasst. Und bevor du mir jetzt vorheulst, dass du das nicht bringst, weil du sie liebst, bla, bla, bla … Ich schätze, du kannst dir ausmalen, was wir mit Mia anstellen werden, falls du dich weigerst.« Rick klopft mit seinem Finger auf das Bild, auf dem Ralfs lüsterne Visage zu sehen ist. »Du hast die Wahl, Kleiner.«
Ich senke den Blick, denn wenn ich Rick auch nur eine Sekunde länger in die Augen blicke, muss ich kotzen. Mein Magen rebelliert ohnehin schon, und ich klammere mich mit einer Hand am Tresen fest, weil ich das Gefühl habe, gleich umzukippen. Ich wiederhole angestrengt jedes Detail, das Rick mir genannt hat, hetze wie ein gejagtes Kaninchen sämtliche Ausweichmöglichkeiten durch, die mir in den Sinn kommen, aber ich lande jedes Mal wieder in einer Falle. Rick hat alles bis ins Kleinste durchdacht und weiß, dass keine Schlupflöcher existieren. Verdammt, sich auf diese Art und Weise an mir zu rächen ist brutaler, als ich mir je vorgestellt hätte. Aber ich muss mitmachen, auch wenn ich den Gedanken daran noch nicht mal zu Ende führen möchte. Wenn ich mich weigere, wird Mia noch Schlimmeres zustoßen. Ich kenne Rick inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er zu allem fähig ist.
»Okay«, sage ich, ohne aufzublicken. Mehr schaffe ich nicht.
Rick haut mir auf die Schulter. »Sehr vernünftig. Dann komm jetzt. Alle weiteren Details besprechen wir in meiner Wohnung. Dort wartet übrigens jemand, der sich freuen wird, dich zu sehen.«
Mia
Als am Donnerstagnachmittag endlich mein Handy klingelt und sein Name auf dem Display erscheint, schlägt mein Herz einen Salto.
»Simon?«, stoße ich atemlos hervor. »Endlich!«
»Ja … Hallo, Mia.« Simons Stimme klingt leise und seltsam verhalten.
»Was war denn los? Warum meldest du dich erst jetzt? Ist etwas passiert?«, frage ich ängstlich. »Du glaubst gar nicht, wie leid mir alles tut. Mein Vater … Er ist so schrecklich verbohrt. Ich wollte mit ihm reden, aber er hört mir überhaupt nicht zu. Er –«
»Nein, du musst nichts erklären. Ich brauchte einfach ein paar Tage, um das alles zu verdauen, aber … ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht, Mia.«
Bei seinen Worten wird mir warm ums Herz und eine Welle der Erleichterung durchströmt mich. Ich glaube, meine Angst, er könnte sich inzwischen gegen mich entschieden haben, war größer, als ich mir eingestehen wollte.
»Und ich an dich«, flüstere ich.
»Ich muss dich sehen, Mia. Unbedingt. Aber irgendwo, wo uns die Presse nicht auflauern kann. Hast du die Bilder von uns in der Zeitung gesehen?«
»Ja. Mein Vater war nicht gerade begeistert.«
»Kann ich mir vorstellen. Hör zu, meinst du, du schaffst es, dich heute Abend rauszuschleichen?«
»Ja, klar, das kriege ich hin. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich mich ohne Bodyguard davonmache«, sage ich kichernd, aber Simon geht nicht auf meinen Witz ein.
»Gut, dann treffen wir uns an der U-Bahn-Station Legienstraße. Gegen halb zehn.«
»Okay.«
»Ich hol dich dort ab.«
»Simon?« Ich weiß nicht, aber sein sachlicher Tonfall beunruhigt mich. Klar, er hat einiges durchgemacht, aber warum sagt er
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