Mein Leben für dich
letzten Brocken dieses riesigen Felsens aus mir herausgespült werden und ich mich mit jeder Sekunde leichter fühle.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, mein Papa weint auch.
Simon
Es fällt mir schwer, ein cooles Gesicht aufzusetzen, denn obwohl ich es nach mehr als zwei Wochen zum ersten Mal schaffe, mich aufzurichten, und mich auch nicht mehr ganz so miserabel fühle, habe ich mich vorhin echt vor mir selbst erschrocken, als ich mich im Spiegel betrachtete. Das Farbspektrum in meinem Gesicht reichte von Rot über Lila bis hin zu Blau und Grün. Und das war lediglich ein kleiner Ausschnitt des Übels. Wie der Rest von mir aussieht, möchte ich lieber gar nicht wissen.
Rick und Mike haben so ziemlich jeden Zentimeter von mir erwischt und ich schätze, es ist kein Knochen mehr dort, wo er mal ursprünglich war. Zum Glück ist meine Birne einigermaßen heil geblieben und ich habe dort keine ernsthaften Verletzungen. Dank Ben. Als ich letzte Woche kurz ansprechbar war, erzählten mir der Chefarzt und ein Bulle, was genau passiert war. Ich war total benebelt und konnte nicht darauf reagieren, denn mein Kiefer war gebrochen und die Medikamente ließen mich sofort wieder wegpennen, aber ich bekam trotzdem das Wichtigste mit.
Es klopft und ich setze ein Grinsen auf, das mich vermutlich in etwa so aussehen lässt wie den Joker aus Batman . »Herein, wenn’s kein Schwerverbrecher ist«, sage ich scherzhaft. Das Sprechen fällt mir noch schwer und jede Mundbewegung tut weh.
»He, kleiner Bruder!« Ben tritt ein und lässt sich neben meinem Bett auf einem Stuhl nieder. Er lächelt schwach, als er mir kurz seine Hand auf die Schulter legt.
Es ist verrückt, aber ich fühle mich plötzlich total verlegen in seiner Gegenwart, obwohl ich mich den ganzen Vormittag auf meinen ersten Besucher gefreut habe. Und so nervös, wie Ben mit seinem Bein auf und ab wippt, geht es ihm genauso.
»Ich schätze, jetzt behauptet keiner mehr, wir würden uns ähneln«, nuschle ich, um das unangenehme Schweigen zu brechen.
Ben lacht leise auf. »Wohl kaum.« Dann schaut er mich zum ersten Mal richtig an. »Ich bin echt froh, dich zu sehen«, sagt er. Dann fügt er grinsend hinzu: »Auch wenn du verdammt scheiße aussiehst.«
Ich atme erleichtert auf. »Danke für das Kompliment. Und auch sonst. Du weißt schon.«
Ben nickt. »Es war echt hart, dich in dem Glauben zu lassen, ich würde auf Ricks Seite stehen. Ich hatte angenommen, die Bullen würden schon früher einschreiten. Das Einzige, was ich tun konnte, war, auf deinen Kopf aufzupassen, indem ich meinen Fuß daraufsetzte. Und jetzt sieh dich an: Du hast meinen Schuhabdruck in allen Farben auf deiner Visage.«
»He, Schönheit vergeht nicht.«
»Stimmt, deine Kleine wird dich trotzdem heiß finden. Sie ist echt der Hammer. Bin glatt neidisch auf dich, Alter.«
Ich merke, wie sich meine Brust zusammenzieht. »Was, ihr … hattet Kontakt?«
»Klar, was denkst du denn? Ich musste ihr doch erklären, wie es zu all dem Scheiß hier kam, oder glaubst du, ich will vor meiner zukünftigen Schwägerin wie der letzte Dreckskerl dastehen? He, ich hab auch meinen Stolz. Sie weiß alles. Dass ich ein Geständnis abgelegt und die Vorwürfe gegen mich bestätigt habe, als ich erfuhr, was zwischen dir und Rick gelaufen ist. Dass sie mich aus dem Gefängnis gelassen haben, damit ich dich und Mia vor Rick beschützen konnte, indem ich ihm den Vorschlag mit der Lösegelderpressung machte. Und dass die Polizei dadurch Rick auf frischer Tat ertappen konnte und ihn auf dem Silbertablett geliefert bekam.«
»Ist Mia …« Ich schlucke. Ich schaffe es nicht, ihm die Frage zu stellen, die mir auf der Seele brennt. Dass es ihr körperlich gut geht, weiß ich. Aber was mich betrifft …
»Es geht ihr gut, Simon. Und sie ist erleichtert, dass du es geschafft hast. Sie liebt dich, Mann. Über alles. Sie hat es mir erst gestern beim Frühstück gesagt.«
»Du warst bei ihr? Gestern?«
Ben nickt. »Ihr Vater hat mich zum Brunch in sein Hotel eingeladen. Schicker Schuppen und dein Apartment … Mann, ich bin fast aus den Socken gerutscht. Ich hoffe, du legst mal eine Gedenkminute für mich ein, wenn ich wieder in mein altes Hotelzimmer hinter Gitter ziehe. Wobei, ich fühl mich dort auch schon fast heimisch. Und seitdem ich gestanden habe, verstehe ich mich echt gut mit den meisten Bullen.«
»Moment mal …« Ich bin noch immer ganz verwirrt. »Sagtest du eben, Falkenstein hat dich
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