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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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Konzentration. Der hatte doch sicher eine Freundin, so wie er aussah. Vielleicht war das Anbaggern mit Hilfe eigens kreierter Köstlichkeiten ja sein persönlicher Wettbewerb, und für jede seiner Eroberungen ritzte er mit dem Fleischermesser Kerben in seinen Herd. Das konnte ich gleich mal kontrollieren, denn vor uns öffnete sich die automatische Doppeltür zur Küche.
    Überall blank polierte Chromschränke. Auf der linken Seite stapelten sich auf einer Anrichte neben einem Kaffee-Vollautomaten, der gerade Espresso produzierte, Tassen und Tabletts. Dahinter grüne Plastikkisten, in denen vermutlich das Gemüse angeliefert worden war. Auf der rechten Seite befanden sich Regale, in denen Teller aufbewahrt wurden, und hüfthohe Schränke. Auf der Arbeitsfläche warteten Dutzende von Tellern mit Nachspeisen-Variationen darauf, zu den Gästen gebracht zu werden.
    «Dies ist der sogenannte Pass», erklärte Oke. «Das ist mein Platz, wenn hier gewöhnlicher Betrieb herrscht. Hier stehe ich dann und nehme ab, was meine Köche zubereitet haben. Wenn wir die Karte erneuern, gibt es natürlich immer ein Probekochen, bei dem meine Vorschläge angerichtet und von allen Kollegen hinsichtlich des Geschmacks und der Optik auf dem Teller getestet werden. Auch die Kellner müssen ja wissen, was sie den Gästen empfehlen, wenn Nachfragen kommen. Da drüben sind die Posten …»
    «Posten?»
    «Na, die Plätze der Köche. Da gibt es zum Beispiel den Patissier für die Torten und das Eis und die anderen Desserts, der backt auch unser Brot. Da drüben steht unser Gardemanger, der macht die kalten und warmen Vorspeisen. Für Fisch, Fleisch und Soßen ist der Saucier dort hinten zuständig. Und dann gibt’s noch den Entremetier, der die Beilagen zubereitet. Also Gemüse, Nudeln und einige der Suppen.» Während er sich in Fahrt redete, zeigte Oke zeigte mal hierhin, mal dorthin. Sobald es um Essen und Kochen ging, wurde der Mann offenkundig zu einer regelrechten Plaudertasche.
    Ich schaute mich um. Auf der Grundfläche der Küche hätte man wahrscheinlich unser gesamtes Haus unterbringen können. An einer Wand hingen Plakate von einem Schwein und einem Rind, die die einzelnen Fleischstücke der Tiere erläuterten. Die Nudelmaschine wartete auf ihre Reinigung, ein Klumpen grün gefärbter Nudelteig lag auf der mit Mehl bestäubten Arbeitsplatte. In einem Regal standen grüne Kanister, auf die jemand mit einem dicken schwarzen Stift «Pfeffer schwarz, gemahlen», «Curry» und andere Gewürznamen geschrieben hatte. Mit dem Vorrat im Paprikapulver-Kanister wäre ich für den Rest meines Lebens ausgekommen. Weiter hinten gab es noch mehr Schränke und Geräte, Dampfgarer und Kühlschränke. Die gesamte Küche wirkte mit ihren silbern glänzenden Oberflächen sauber und aufgeräumt. Ein Teil der Küchenbesatzung war damit beschäftigt, die «Posten» abzuwischen und für den nächsten Tag herzurichten, jemand räumte Teller in einen großen Geschirrspüler, und in der hinteren Ecke der Küche standen drei junge Männer in weißen Kitteln und bedienten sich eifrig von einem Dessertteller.
    «Dürfen deine Mitarbeiter alles essen, was da ist?»
    «Na klar. Normalerweise jedenfalls. Vor ein paar Tagen habe ich allerdings einen Auszubildenden dabei erwischt, wie er sich in aller Seelenruhe im Fleischwolf Rindfleisch zu Mett gedreht und es sich dann auf ein Brötchen gelegt hat. Darauf hat er sich dann etwas Schwarzes gehobelt …»
    «Oliven?»
    «Dachte ich auch erst. War aber Trüffel.»
    Es schüttelte mich, wenn ich an Trüffel dachte. Toni hatte mich einmal zu einem Trüffel-Essen mitgenommen, und ich war hungrig vom Tisch aufgestanden.
    «Scheußlich. Ich habe sie zwar immer wieder probiert, aber ich mag den Geruch einfach nicht.»
    «Ist ja jedem selbst überlassen. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Fakt ist aber, dass das Kilo Trüffel bis zu zweitausend Euro kostet. Da ist so ein Azubigehalt schnell weggefuttert.» Noch im Nachhinein regte Oke sich anscheinend mächtig auf.
    «Kochst du dir hier auch dein Essen?», versuchte ich, ihn abzulenken.
    «Nein. Ich frühstücke morgens um neun, wenn ich anfange. Dann haben wir von zwölf bis zwei Mittagstisch, und ab achtzehn Uhr beginnt wieder die Arbeit im Restaurant. Ich esse, was an Resten aus der Mitarbeiterkantine kommt, oder mache mir ein Brot. Ab und an muss ich probieren, was die Kollegen zubereiten, und man will ja nicht fett werden.» Bei den letzten Worten klopfte er

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