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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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da und schauten Elissa und dem gutaussehenden dunkelhaarigen Mann zu.
    «Meinst du, es wäre vielleicht besser dazwischenzugehen, bevor die da draußen zu grabbeln anfangen?», fragte ich Oke, als er wieder neben mir stand.
    Er reichte mir einen grünlich schimmernden Sekt. «Mit Basilikumlikör», erklärte er und zeigte auf den Inhalt des Glases. Oke hatte sich das Piratentuch vom Kopf gezogen und sah mit seinem blonden Schopf jetzt noch mehr aus wie der schöne Geiger.
    «Ich meine ja nur. Elissa merkt doch gar nicht, dass das für alle wie Kino ist. Der Typ kriegt sowieso nichts mit.» Wie auf Kommando schob «der Typ» in diesem Moment seine Hand unter das Sakko, vermutlich irgendwo auf Elissas nackte Haut.
    «Jo. Is wohl besser – ist eh gleich Geburtstag.» Oke hatte recht. Spätestens in zwei Minuten würden auch alle restlichen Gäste die besondere Aussicht genießen.
    «Geh du zu Elissa, ich sag dem DJ schon mal wegen der Geburtstagsmusik Bescheid.»
    Anscheinend war Oke ein Mann der Tat, der nicht nur in der Küche, sondern auch in Notsituationen in ganzen Sätzen sprechen konnte. Ich dagegen war viel zu beschwipst, um noch vernünftige Entscheidungen zu treffen. Bestimmt würde Elissa mich hassen, wenn ich ihre Kuschelstunde unterbrach. Aber vielleicht würde sie mich noch mehr hassen, wenn ich zuließ, dass der Cary-Grant-Verschnitt ihr vor aller Augen noch heftiger an die Wäsche ging und sie die ersten Minuten ihres Vierzigsten mit Musik und Geschenken verpasste. Ich kippte den grünen Sekt, der erstaunlich lecker war, mit einem großen Schluck herunter, machte ein paar entschlossene Schritte zum Balkon und öffnete mit Schwung die Tür.
    «Hey, meine Liebe, es ist gleich Mitternacht. Du willst doch nicht deinen Geburtstag verpassen?»
    Elissa zuckte kurz zusammen, strahlte mich dann an und hob ihr Glas in meine Richtung. «Auf gar keinen Fall.» Sie schaute auf ihr Handgelenk, an dem ich noch nie eine Uhr gesehen hatte. «Ich habe gar nicht bemerkt, wie spät es schon ist. Tut mir leid, Süßer. Ich muss mich jetzt feiern lassen. Wir sehen uns später.» Sie stolperte in meine Richtung, murmelte etwas wie «sowieso zu alt für mich, der Typ» und wurde von Oke aufgefangen, der inzwischen für dämmerige Beleuchtung im Restaurant gesorgt hatte und sie zwischen die anderen Gäste zog.
    Wie auf Kommando stellte der Mann am Mischpult die Musik ab und begann, von zehn rückwärts in sein Mikrophon zu zählen. Bei «Zero» startete er
Happy Birthday
von Stevie Wonder. Total abgenudelt, dieser Song, aber ich war trotzdem gerührt.
    Schon waren die Sekt-Mädchen mit ihren Tabletts wieder ausgeschwärmt, und aus der Küche kam der Teil der Mannschaft, der noch nicht gegangen war. Vorneweg der Patissier mit einer riesigen Geburtstagstorte in Form eines Kochtopfs, gekrönt von brennenden Wunderkerzen und einer Zeitung aus Marzipan. Als ich sah, wie Elissa strahlte, bekam ich eine Gänsehaut. Wie wunderbar, so gefeiert zu werden. Was musste das für ein Gefühl sein, hier zu stehen und sich so geliebt zu fühlen, von Freunden, die aus aller Welt nur für sie und nur für diesen Abend auf die Insel gekommen waren. Auf einmal vermisste ich meine Familie wie verrückt. Warum hatte ich Toni nicht gebeten, wenigstens zur Feier auch nach Sylt zu kommen? Wir hätten uns ein Hotelzimmer nehmen und das Wochenende ganz für uns genießen können. Wie damals, als wir noch keine Kinder hatten.
    Ich arbeitete mich durch die Menge langsam zu Elissa vor. Als ich angekommen war, drückte ich sie ganz fest. Ich war so froh, eine Freundin wie sie zu haben.
    «Alles Liebe zum Geburtstag, Elissa. Danke, dass du immer für mich da bist und mich unterstützt. Auch wenn du es nicht immer richtig findest, wie ich mein Leben lebe.»
    «Schätzchen, das habe ich nie gesagt. Das kann ich auch gar nicht beurteilen. Und ich finde nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um über so ernste Dinge zu sprechen.» Sie ließ ihr Glas an meines klirren, trank einen Schluck und sah mich an. «Aber wenn man jeden Tag Bauernfrühstück isst, dann tut eine Portion karamellisierter Ziegenkäse zur Abwechslung vielleicht ganz gut. Schön, dass du heute mitfeierst.»
    Und schon wurde ich vom nächsten Gratulanten zur Seite gedrängt. Wie hatte sie das denn gemeint? Toni war das Bauernfrühstück, und der karamellisierte Ziegenkäse wäre dann …
    «Komm, wir setzen uns da rüber.» Oke schob mich zu einem doppelten Sitzkissen, nicht weit von der

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