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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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war, aber immerhin hielt ich meine Handtasche mit dem Handy und meinem Geld in der Hand. Ich konnte mir also einfach ein Taxi rufen und zu Elissas Wohnung zurückfahren. Aber zunächst schlüpfte ich in die Stiefel und den Mantel. Während ich die Treppe hinabstieg, tastete ich nach Kopfschmerztabletten und dem Handy in der Tasche. In der Hoffnung, dass dieser hämmernde Druck aus meinem Kopf bald verschwinden würde, schluckte ich die Pillen trocken hinunter. Vorher wäre ich sicher nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir zweiundzwanzig Anrufe in Abwesenheit, drei Nachrichten auf der Mailbox, und es war schon nach zwölf. Toni und Tom hatten versucht, mich zu erreichen, Oma Etti ebenfalls. Zu Hause war doch nichts passiert? Auf der Straße angekommen, drückte ich die Kurzwahltaste für Toni.
    «Hallo, mein Schatz. Schon ausgeschlafen? Wie war die Party?» Toni klang eigentlich wie immer.
    «Ja. Okay. Ich habe die Anrufe von dir und deiner Mutter und Tom gesehen, irgendetwas nicht in Ordnung bei euch?» Konnte man meiner Stimme etwas anmerken?
    «Nein, alles prima. Wahrscheinlich hat Tom sich gelangweilt. Ich musste ein Konzept fertig schreiben und hatte keine Zeit für ihn. Hanna hat bei einer Freundin übernachtet und ist noch nicht wieder zu Hause, und meine Mutter wollte wissen, wo du die Ausstechförmchen aufbewahrst, weil sie mit Tom Kekse backen wollte.»
    Anscheinend war ich für meinen Mann noch die Frau, die vor einigen Tagen mit ihm in seinem Bett gelegen hatte. Ich war erleichtert. «Dann ist ja gut. Hab die Mailbox noch gar nicht abgehört.»
    «Gib mir doch mal das Geburtstagskind. Ich möchte auch gratulieren.»
    Wie dumm von mir. Ich hätte wissen müssen, dass Toni Elissa persönlich gratulieren wollen würde.
    «Ach, das ist ganz schlecht, weil … weil … Also Elissa, dieeee … die schläft noch. Ja, die schläft noch tief und fest.» In diesem Moment näherte sich ein Krankenwagen mit Blaulicht und Tatütata.
    «War das ein Krankenwagen? Wo bist du denn?»
    Im Lügen war ich noch nie gut gewesen. «Ich bin gerade mal raus, eine Runde spazieren gehen, ähhhh … Ich konnte nicht mehr schlafen und brauchte frische Luft.»
    Toni lachte. «Verstehe. War ein bisschen viel Alkohol im Spiel gestern, was? Spricht ja für ein rauschendes Fest. Aber etwas anderes hätte ich von Elissa auch nicht erwartet. Muss ich mir Sorgen machen?»
    «Quatsch, wieso Sorgen, weswegen denn?» Mir wurde heiß und kalt. Ich fühlte mich wie Alice im Wunderland im Gespräch mit der bösen Königin. «Nein. Mir geht es gut. Nur ein bisschen Kopfschmerzen. So viel habe ich gar nicht getrunken.»
    «Hauptsache, du hattest einen schönen Abend. Hier ist Oma Etti, ich reich dich mal weiter. Willst du auch noch mit Tom sprechen?»
    «Nein, lieber später. Ich melde mich heute Abend wieder, okay?» Wenn ich mir bis dahin eine Strategie überlegt habe, fügte ich in Gedanken hinzu.
    «Prima. Tschüs, mein Schatz.» Es knackte und raschelte, dann hörte ich Oma Etti am anderen Ende der Leitung.
    «Ilse?» Manchmal klang meine Schwiegermutter am Telefon, als könnte sie nicht glauben, dass man mit diesem Gerät eine Verbindung von einer großen Stadt in die andere hinbekam.
    «Ja, ich bin noch dran. Du wolltest wissen, wo die Backsachen liegen?» Ich versuchte mich an einem neutralen und nicht zu überschwänglichen Ton.
    «Die habe ich inzwischen gefunden. Aber du musst doch irgendwo noch die Blechdosen haben, die ich dir letztes Jahr mitgebracht habe. Wir wollen gleich ein paar Weihnachtskekse auf Vorrat backen, das kann ich nun wirklich nicht in Plastikdosen lagern. Das geht immer zu Lasten des Aromas. Im Schrank ist nur die Brotbox von Tom.»
    Die Brotbox von Tom mit dem
Star Wars
-Bild vorne drauf erinnerte mich an meinen Aufwach-Moment. Was kümmerten mich Blechdosen und Zimtsterne? Ich hatte meinen Mann angelogen und die Nacht mit einem sehr viel Jüngeren verbracht. Egal, was da passiert war – oder eben auch nicht. Treue ging anders.
    «Ilse? Sag doch was! Du bist doch sonst nicht so unkonzentriert.»
    Natürlich, Mütter haben einen Instinkt für Dinge, die nicht laufen wie gewohnt. Gott sei Dank fiel mir wieder ein, wo ich die Keksdosen hingeräumt hatte.
    «Na, da schau ich gleich mal nach», kündigte Etti endlich nach meiner gestammelten Auskunft an. «Geht es dir wirklich gut? Du klingst irgendwie seltsam.»
    Es war allerhöchste Zeit, dieses Gespräch zu

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