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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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es nicht zu solchen schlimmen Missverständnissen. Ich liebe dich nämlich. Sehr.»
    «Ich glaube nicht, dass jemand Interesse an einem pubertierenden Teenager und einem quasseligen Tierfreak hat, das können wir vergessen.» Ich spürte, wie es in mir zu gluckern begann.
    «Hast du den Kassenbon aufbewahrt? Möglicherweise können wir die beiden gegen zwei gute Flaschen Rotwein umtauschen.» Toni prustete los, und ich merkte, wie sich die gesamte Anspannung der letzten Zeit in einem riesigen Lachanfall Bahn brach.
    ***
    Ein paar Stunden später saßen wir zusammen auf dem Fußboden vor unserem breiten Sofa und knutschten wie vor fünfzehn Jahren. Es lief eine uralte Kuschelrock- CD , ein Glas kippte um, und Toni schmeckte nach der Schokolade vom Nachtisch und roch nach Ankommen und Zuhausesein. Ich dachte wirklich nur ganz kurz darüber nach, wie ich den fetten Rotweinfleck aus dem Teppich wieder herausbekommen sollte, wenn er erst einmal eingetrocknet war.
    Wir quatschten über unsere alten Studentenzeiten, über Hannas ersten Schultag und Toms Kuschelbedürfnis. Wir machten uns auf die Suche nach den Tagen, an denen die große Verliebtheit zwischen uns verschwunden und die vielen Dinge, die uns früher wichtig gewesen waren, im Alltag untergegangen waren. Wir forschten nach den Fäden, die uns und unsere Beziehung über die Jahre zusammengehalten hatten. Die wollten wir wieder aneinanderknüpfen, dazu waren wir beide bereit. Wir redeten und weinten, wir lachten und erklärten uns, tauschten Erinnerungen aus und kuschelten uns aneinander. Aus dem Kuscheln wurde Küssen, und das Küssen steigerte sich gerade zu mehr, als es an der Haustür klingelte.
    «Wer kann das sein?» Toni sah auf die Uhr und rappelte sich auf, während er sein Hemd in den Hosenbund stopfte. «Um diese Zeit?»
    Ich schob ihn mit sanftem Druck zurück. «Bleib liegen, Engelchen. Ich gehe nachsehen. Vielleicht hat Tom es nicht in einem Zimmer mit fünf anderen Jungs ausgehalten, die von Körperhygiene ungefähr so viel verstehen wie von Atomphysik, und wollte lieber zwischen seine eigenen sauberen Laken schlüpfen», suchte ich nach einer Erklärung für die Störung.
    Ich öffnete die Haustür.
    «Ilse! Gott sei Dank, du bist da. Ich hätte sonst nicht gewusst, wohin …»
    Etwas sehr Mageres und Verzweifeltes, das mich ein wenig an Sylvia erinnerte, fiel mir um den Hals und brach in Tränen aus.
    «Mein Männe hat mich rausgeworfen. Er hat was mit dem Dreckstück Gundula, das bei ihm die Buchhaltung macht. Kannst du dir das vorstellen? Das Weib ist dreimal so dick wie ich und trägt ausschließlich Tweedröcke und Twinsets. Was findet er bloß an so einer?»
    Ich versuchte, das heulende Etwas von mir wegzuschieben. «Nun beruhig dich doch erst mal. Mensch, Sylvia, und was willst du jetzt von mir? Warum bist du nicht zu einer von deinen Yoga-Freundinnen gefahren?»
    «Spinnst du? Wenn ich bei einer von denen auftauche, erzählen die das doch überall herum, und ich kann mich nirgendwo mehr sehen lassen. Das wäre unerträglich peinlich!» Sie klang, als könnte sie nicht glauben, dass ich überhaupt so eine blöde Frage stellte. «In einem Hotel kann ich auch nicht bleiben. Was, wenn mich dort jemand erkennt? Was sollte ich denn dann für eine Geschichte erzählen? Dass mein Ehemann mich mit einer wesentlich älteren und hässlichen Schrapnelle hintergeht, glaubt mir doch kein Mensch.»
    Schicksalsergeben zog ich Sylvia ins Haus und sah erst jetzt die zwei Monsterkoffer hinter ihr, in denen mühelos der Inhalt meines gesamten Kleiderschrankes Platz gefunden hätte. «Du willst doch nicht hier übernachten?»
    Wieder Sturzbäche von Tränen. «Ilseeee, ich habe doch sonst niemanden!»
    «Aber hier bei uns, also ich weiß nicht …» Ich wollte mich doch mit Toni aussöhnen. Das konnte ich jetzt ja wohl abhaken.
    «Ist doch kein Problem. Das Gästezimmer ist frei, das Bett frisch bezogen, und genug zu essen und zu trinken ist auch im Haus.» Toni stand grinsend in der Tür zum Wohnzimmer. «Hallo, Sylvia. Natürlich sind wir in solch einem Notfall für dich da. Bleibst du länger?» Er deutete auf die Schrankkoffer.
    «Ich habe nur eingepackt, was ich für ein oder zwei Nächte brauche.» Langsam ebbte Sylvias Schluchzen ab. «So richtig glaube ich noch nicht, was mein Männe mir da erzählt hat. Das kann er doch nicht ernst gemeint haben, oder was meinst du, Ilse?»
    Ilse meinte, dass dieses selbstgefällige Luder umgehend in ein Hotel fahren

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