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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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mehr fotografieren willst, dann mach das doch. Wer hindert dich daran? Ich bezahle dir gern die Meisterschule, wenn es das ist, was du gerne möchtest.» Er sah mich an, und ich konnte sehen, wie sich seine Wut in Mitleid verwandelte. «Wenn du keine Lust mehr hast, mit den Schlüppern durch die Wohnzimmer zu touren, dann lass es eben sein. Und wenn du mich nicht mehr liebst, dann lass mich gehen.» Toni stützte den Kopf auf die Hände und schloss die Augen. Er seufzte. «Ich kann nicht mehr. Es ist mir zu anstrengend, mich ständig dafür zu rechtfertigen, dass ich glücklich mit meiner Arbeit bin. Ich will kein schlechtes Gewissen haben, weil ich meine Kinder und meine Frau so sehr liebe, dass ich keine anderen Menschen brauche. Ich möchte nicht länger um Sex betteln müssen. Und ich werde kein Logbuch darüber führen, mit welchen Frauen ich beruflich zu tun habe, damit es zwischen uns nicht zu Missverständnissen kommt.»
    Jetzt fiel mir wieder ein, was ich vergessen hatte. «Aber wer war dann die Frau auf deinem Hotelzimmer, als du angeblich beim Dreh warst und ich dich in Barcelona angerufen habe? Außerdem wüsste ich wirklich gern, warum eine Kollegin aus der Agentur dich Engelchen nennt.»
    Er runzelte die Stirn, überlegte kurz und antwortete dann zögernd. «Im Hotel? Warte … Eigentlich ist es scheißegal, wer in meinem Zimmer war. Wenn ich dir sage, dass nichts passiert ist, dann sollte das wohl ausreichen.» Er schien tatsächlich sein Hirn zu martern, wen ich meinte. «Aber wenn du es unbedingt wissen willst, das war wohl Lizzy, das Model, von dem ich dir erzählt hatte. Wir mussten sie kurzfristig engagieren, und dann war auf einmal mitten am Tag das Licht Mist. Also haben wir eine Drehpause eingelegt, und Lizzy wollte sich einen Moment ausruhen. Da habe ich ihr mein Zimmer angeboten.» Er stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen aus. «Da wir gerade dabei sind: Die Hotels habe ich im Internet angesehen, weil ich mit dir nach deinem Geburtstag verreisen wollte. Und die Quittung aus dem Juwelierladen war für dein Geburtstagsgeschenk.» Er hielt kurz inne. Standen ihm wirklich Tränen in den Augen? «Dann wären da noch die Wärmepilze und das große Zelt und die Einladungskarten für die Überraschungsparty zu deinem Geburtstag. Habe ich noch etwas vergessen?» Er tat, als würde er nachdenken. «Natürlich – Engelchen! Die Praktikantin hatte ich eingespannt, um mir beim Organisieren zu helfen. Und Hilke war der Meinung, dass ein so phantastisch organisiertes Fest höchstens durch das Wetter verdorben werden könnte. Darauf habe ich geantwortet, dass immer die Sonne scheint, wenn Engelchen reisen. Da hatte ich meinen neuen Spitznamen in der Agentur weg. Wärst du in der letzten Zeit mal vorbeigekommen, hättest du gehört, dass sogar Andreas und Jürgen mich Engelchen nennen. Aber vielleicht leide ich ja unter Altershomosexualität und nehme alles mit, was nicht bei drei auf dem Baum ist.»
    «Das ist doch nicht wahr.» Ich konnte nur noch flüstern.
    «Wieso darf das nicht wahr sein? Weil du mir nicht zutraust, dass ich eine Riesenparty auf die Beine stellen kann? Ilse, du hast alles verdorben. Nicht nur mir, sondern auch den Kindern. Die haben mir nämlich geholfen, Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Tom bastelt seit Tagen heimlich an den Einladungskarten, und sogar Hanna war Feuer und Flamme, einen coolen DJ aufzutreiben. Wir wollten deinen Vierzigsten für dich zu etwas ganz Besonderem machen.» Er stieß ein enttäuschtes Lachen aus. «Das zumindest ist dir gelungen – diese Überraschung werde ich so schnell nicht vergessen.»
    «Aber … du hast doch … Es ist doch klar, dass …» Doch auf einmal war mir gar nichts mehr klar. Toni saß vor mir und starrte den Tränen nahe in sein Glas.
    In meinem Kopf drehte sich alles, und das lag nicht nur daran, dass ich in den letzten Minuten ein Glas Wein nach dem anderen in mich hineingeschüttet hatte. Ich war der letzte Dreck. Ein ekelhaft misstrauisches, spionierendes Weib, das einen liebenden Mann wie Toni nicht verdient hatte. In was für einen Wahnsinn hatte ich mich bloß mit meinen dummen Verdächtigungen hineingesteigert?
    Ich legte meine Hand vorsichtig auf Tonis. «Es tut mir leid.»
    Wütend schüttelte er meine Hand ab. «Es tut dir leid?», brach es förmlich aus ihm heraus. «Was genau tut dir denn leid? Dass du uns die Überraschung verdorben hast? Dass du dich wie ein unreifer Teenager benommen hast? Dass du mein

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