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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bud Spencer
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ausreichte, um mich niederzustrecken.
    Für mich war Rom vor allem ein wichtiger Wirtschaftsstandort, und ich war erfinderisch, was das Geldverdienen anging. Ich kaufte amerikanische Automodelle von den Botschaften: Diese wurden alle sechs Monate abgegeben. Ich erwarb sie zu einem guten Preis und verkaufte sie weiter. Den Lancia Lambda meines Vaters, einst Stolz der Familie, als er noch Industrieller war, verkauften wir im Nachkriegs-Rom für 9000 Lire. Papa war nun kein Unternehmer mehr, sondern ein Angestellter, und darum standen mir die Salons der wohlhabenden römischen Gesellschaft nicht etwa wegen meines Backgrounds als sein Sohn, sondern dank meiner Erfolge als Leistungsschwimmer offen. Dort verlieh - ebenso wie heute - die Anwesenheit eines Sport-Champions den Festen und Abendessen, bei denen man auch viele Frauen kennenlernen konnte, zusätzlichen Glanz.
    Durch meinen kräftigen Körperbau lernte ich nie jüngere Mädchen kennen, sondern immer gleichaltrige oder sogar ältere. Nun ja, in meinem Inneren war ich nicht gerade ein Asket, und ich war auch recht egoistisch. Nur der Geduld, der Sanftheit und der Sensibilität jenes kleinen Mädchens namens Maria Amato, das ich später heiratete und das ebenso viel schöner wie zarter ist als ich, habe ich es zu verdanken, dass ich so sehr reifte und ihr eines Tages viele Jahre später sagen würde: »Das Echo meiner Liebe wird durch deine Augen zurückgeworfen und zeigt mir, wie sehr ich dich liebe.« (Das bedeutet jedoch nicht, dass ich wüsste, wie sehr sie mich liebt.) An ihr war und ist etwas, ohne das ich nicht mehr leben könnte.
    Vor Maria beruhten meine Beziehungen zum zarten Geschlecht auf Ausnutzung. Ich konnte betrügen oder betrogen werden, es war mir ganz gleich. Ganz im Gegenteil, wenn ich mitbekam, dass ich betrogen wurde, galt mir das als ein hervorragendes Alibi, um selbst auch fremdzugehen.
    Für mich gibt es keine absolut hässlichen Frauen. Es gibt Typen von Frauen, die mit den verschiedenen Epochen zusammenhängen: Zu meiner Zeit war das »junonische« Modell vom Stil Sophia Lorens en vogue; heute ist der Typus TV-Showgirl »in«, der haarscharf von Anorexie entfernt ist. Deswegen haben heute viele Mädchen nicht nur gegen solch schlechte Vorbilder zu kämpfen, sondern auch gegen das eigene Unvermögen, ihnen äußerlich möglichst ähnlich zu sein, und das führt bekanntlich zu den traurigen Geschichten von Essstörungen und Selbstmorden von Jugendlichen, von denen die Zeitungen leider immer wieder berichten.
    Das Italien von einst war weniger schädlich, was die Rollenvorbilder anging, nicht aber weniger verlogen: Damals galt der Dualismus »entweder Heilige oder Hure«. Dank der Emanzipation, auch wenn sie ein paar Schäden angerichtet hat, ist die Frau heute zum Glück freier.
    Da ich damals ein ziemliches Rindvieh war, machte ich mir nicht im Entferntesten Gedanken über die Rolle der Frau. Carlo Pedersoli litt nie unter Liebeskummer und vermisste ihn auch keineswegs, aber etwas Positives kann man doch über ihn sagen: Er täuschte nie ein Mädchen, um sich zu amüsieren und ihm dann das Herz zu brechen. Jede Beziehung basierte auf Offenheit. Jener Carlo war zwar oberflächlich, aber nie verlogen. Und doch sollte etwas geschehen, was ihn zwingen würde, tief in sich hineinzuschauen, um zu ergründen, ob es da etwas gab, was Aufmerksamkeit verdiente – und zwar nicht in Form von Medaillen.

 
    1957 - 60:
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    SÜDAMERIKA
     
     
    »Nur auf dem Pfad der Nacht
    erreicht man die Morgenröte.«
    KHALIL GIBRAN
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    »Bei Herausforderungen geht es nicht ums Gewinnen, 
    sondern darum, herauszufinden, 
    was für ein Mensch man ist.«
    BUD SPENCER

5. Kapitel
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    O bwohl bwohl ich in den späten Fünfzigerjahren versuchte, mich mit dem Verkauf von Autos über Wasser zu halten, hatte ich bald vierzig  Millionen Lire Schulden bei einem Geschäftsmann aus der Branche angehäuft. Dieser war aber ein anständiger Kerl, der deswegen nicht gleich den Rechtsweg einschlagen wollte. Ich wusste, dass ich zu diesem Zeitpunkt über keinerlei Rücklagen verfügte, und passend zu meinem Charakter entschied ich, als Arbeiter nach Venezuela zu gehen. Zuerst sprach ich bei meinem liebenswürdigen Gläubiger vor, um ihn über meine kurz bevorstehende Abreise nach Südamerika zu informieren, wo ich die Summe erarbeiten wollte, die ich ihm schuldete. Das beruhigte ihn aber keineswegs: Wenn sich einer mit so hohen Schulden in Richtung Südamerika

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