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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bud Spencer
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für seinen Rat dankbar und gab ihm das Geld. Da blitzte schlagartig der Schalk in seinen Augen auf. Lächelnd drehte er sich plötzlich um. »Ich setze alles auf die Acht!«, sagte er zum Croupier, während er mein Geld auf dem Tisch platzierte.
    Es wurde nicht die Acht. »Carlé, du hast verloren …«, teilte er mir mit. So war Peppino Amato: unberechenbar und aufregend. Wie ein Roulette-Spiel.
    Er liebte die Casinos, eine Leidenschaft, die er mit seinem Freund Vittorio De Sica Berühmter italienischer Regisseur des Neorealismus  teilte, wie auch eine schreckliche Flugangst. So kam es. dass sie für eine Reise nach Amerika, anstatt zu fliegen, mir der Rex fuhren, demselben Überseedampfer, der später von Fellini in seinem Film Amarcord verewigt werden sollte.
    Sie fuhren ab Neapel Ihre Überseekoffer waren voll mit Kleidung, die schon auf Bügeln hing. Die Rex machte Station in Cannes, um weitere Passagiere an Bord zu nehmen, und lag dort sieben Stunden vor Anker. De Sica und Amato entschieden, mal ganz kurz im Casino vorbeizuschauen. Dies endete damit, dass sie vom Konsulat in ihr Heimatland zurückgeschickt wurden: Sie hatten alles verspielt, sodass das Einzige, was in Amerika ankam, ihr Gepäck war.
    Wenn ich heute darüber nachdenke, finde ich diese Anekdoten tragischkomisch, von großer Schönheit und großem Witz. Sie werfen ein Schlaglicht auf diese unverwechselbaren Männer, die zwar Meisterwerke schufen, aber gleichzeitig so unvollkommen waren, dass sie ein ganzes Vermögen verspielten und es dann dank eines einzigen Filmes wiedererlangten.
    Es waren grossartige Filmleute, deren Leben und deren Erfahrungen heute so nicht mehr möglich wären, denn sie sind auf einem gesellschaftlichen Nährboden gewachsen, wie es ihn heute nicht mehr gibt: das kindliche Genie und die Kindlichkeit des Genies. Seien wir mal ehrlich, nichts ist stupider, als dazustehen und einer Kugel beim Rotieren in einem Rouletterad zuzusehen, und doch steigt die Anspannung in jenem Moment bis ins Unermessliche, was ich aus eigener Anschauung weiß, denn in den darauffolgenden Jahren habe ich noch mehr als einmal gespielt. Glücklicherweise habe ich nie mehr verloren, als ich mir erlauben konnte. Ich habe keine riesigen Summen verloren oder gewonnen bei einem Spiel, das ausschließlich auf Glück basiert.
    Es gibt eine wichtige Regel beim Roulette: Die Rank gewinnt immer 2.5 Prozent von dem, was auf dem Tisch liegt, sie verliert also nie, außer es kommt ein arabischer Scheich der allein spielen will, weil er bei hundert Einsätzen zwar 95 verliert, aber fünf sicher gewinnt. So »sprengt« er den Tisch woraufhin das berühmte schwarze Tuch darübergelegt wird, und der Tisch ist geschlossen.
    Jahre später lernte ich einen Szenografen kennen, der eine große Schwäche für das Pokerspiel hatte. Leider aber spielte er zu viel und eines Abends verspielte er mehr, als er mit dem Film verdient hatte. Auch ich spiele gerne Poker, aber es gibt einen Punkt, an dem man aufhören muss. Der Szenograf war mir ansonsten sympathisch, und ich wollte ihn dazu bringen, über diese Geldverschwendung nachzudenken. So forderte ich ihn einmal, als er mir noch Geld schuldig war, auf, mir einen Scheck auszustellen. Er musste seine Frau wecken, damit sie ihm das Scheckheft geben konnte; er überreichte mir den Scheck und dort, wo man den Namen des Empfängers einträgt schrieb ich: »Ich werde es an mich selbst zahlen, denn ich bin ein Dummkopf!«, und ich gab ihm den Zettel zurück. Er lachte betreten und verstand. Was ich ihm sagen wollte ...
     
     
    Germi und meine filmischen Anfänge
      
    Im italienischen Film war der heute etwas in Vergessenheit geratene geniale Pierro Germi eine Ausnahmeerscheinung. Ein respekteinflößender Mann, zurückhaltend, widerspenstig, wenig kompromissbereit, streng, und gleichzeitig sanftmütig. Er schuf großartige Filme wie Das rote Signal , Die Versuchung , Unter glatter Haut und jenen Film, der meiner Meinung nach der Wegbereiter für den italienischen Western war: lm Namen des Gesetzes , mit Massimo Girotri in der Rolle des absolut integeren Sheriffs eines kleinen Ortes in Sizilien, der sich mit jungen Mafiosi herumschlagen muss, die wie Cowboys gen Horizont reiten.
    Welch große Kraft und welch schmerzliche Menschlichkeit durchdrangen seine Werke und nicht zuletzt den Film Ein irres Klassentreffen , den er in seiner Todesstunde in die erfahrenen Hände des großen Mario Monicelli legte. Germi war das völlige

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