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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bud Spencer
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außen hin nie gezeigt hatte.
    Anfangs wollte ich mit meiner Frau nach Venezuela gehen, wo ich mir eine sehr gute Stellung erarbeitet hatte, doch ihr Vater bat mich, davon abzusehen: »Ich habe drei Töchter. Sie ist die Älteste: Nimm sie mir nicht weg. Dafür liebe ich sie zu sehr! Tu mir den Gefallen!« Mein Schwiegervater war - welch ein Zufall - ebenso wie ich Neapolitaner beziehungsweise noch viel mehr als ich, und er ging so weit, dass er mir Geld anbot, das ich jedoch ablehnte, da ich aus tiefstem Herzen ein stolzer Neapolitaner war. Ich war bereits selbstständig und wollte jetzt nicht wieder anfangen, vom Geld anderer zu leben. Aber ich wollte auch nicht Vater und Tochter trennen, selbst wenn sie das aus Liebe zu mir akzeptiert hätte. Am Ende verkaufte ich alles, was ich in Venezuela besaß, um in Rom wieder bei null anzufangen.
    Ich stand jeden Morgen um sechs Uhr auf und kehrte erst nach Mittemacht wieder nach Hause zurück. Ich machte alles, was ich konnte, um mich und sie zu ernähren. Na gut, alles außer als Balletttänzer und Jockey zu arbeiten, denn die Natur hatte mich nicht mit der dazu nötigen Figur gesegnet.
    Maria schaute zu und schwieg, stets bereit, mich zu ertragen, und so einfühlsam, dass sie verstand, dass es nichts genutzt hätte, mir zu sagen, dass wir auch gut hätten leben können, ohne dass ich mich völlig aufrieb. Sie war ja die Tochter eines der größten italienischen Filmproduzenten, und zwar von Giuseppe »Peppino« Amato, der sich mir Filmen wie Fahrraddiebe oder La dolce vita , um nur ein paar zu nennen, einen Namen gemacht hatte.
     
     
    Ein großer Zeh im Filmgeschäft
      
    Anders als man vermuten könnte, sprach ich mit meinem Schwiegervater nie über eine mögliche Schauspielkarriere, und zwar weil weder er noch ich selbst mich in diesem Berufsfeld sahen.
    Während ich 1954 den Militärdienst in Tarent ableistete, kam es dazu, dass ich eine kleine Rolle in dem Kriegsfilm T orpedomänner greifen an bekam, einem abenteuerlichen Werk in dem der berühmte und hervorragende Schauspieler Ettore Manni mitspielte. Außerdem kam ich zufällig an kleinere, unbedeutende Statistenrollen in Filmen wie Quo vadis und In einem anderen Land , aber niemals hätte mich das eine Karriere als Schauspieler erahnen lassen können. Es waren einfach Jobs, mit denen ich mein Studium finanzierte. Somit kann man nicht sagen, dass ich damals einen Fuß ins Filmgeschäft gesetzt hätte, es war kaum mehr als ein großer Zeh. Mir fehlte die physique du role  Gemeint ist eine geeignete Statur beziehungsweise das Aussehen für eine bestimmte Rolle , der Blick, das Talent und die Gestik eines Schauspielers. »Statuenhaft« war ich schon, vielleicht sogar viel zu sehr, aber ich war nicht schön im klassischen Sinne. Aber vor allem  besaß ich nicht diesen bestimmten »Blick«, den ich auch später nie erlernen sollte.

    Im  Filmgeschäft sagt man, dass Schauspieler mit zu kleinen Augen die Leinwand nicht zu durchdringen vermögen, denn sie erreichen die Zuschauer nicht, und trotz einiger berühmter Ausnahmen (zum Beispiel Charles Bronson, bei dem Leone die Augen mit einen Zoom suchen musste, der ihm direkt ins Gesicht ging) ist es schon wahr,  dass die großen und beliebtesten Schauspieler jene waren, die über große und eindringliche Augen verfügten: von Rudolph Valentino, James Dean und Tyrone Power bis Burt Lancaster, Amedeo Nazzari und Ettore Manni. Die Übrigen spielten nur beigeordnete Charakterrollen wie zum Beispiel der kräftige Victor McLaglen, der widerspenstige Sergeant aus John Fords Kavallerie-Trilogie mit John Wayne; oder wie Wallace Beery, Star der Dreißigerjahre. Mein Aussehen und meine Statur zu haben bedeutete, im Film auf den Part des Handlangers oder des Bösewichts festgelegt zu sein, vorausgesetzt man hatte Talent.
    Ich selbst sah mich weder in der Rolle des Schauspielers noch hatte ich Interesse am Kino, das für mich immer nur ein Zeitvertreib war, und noch nicht mal einer der interessantesten. Im Gegenteil waren meine wenigen Erfahrungen als Statist am Filmset eher lästig, zwischen endlosen Wartezeiten im Kostüm und langen Pausen während der Szenenwechsel.
    Nicht einmal während meiner Kindheit waren Filme für mich etwas, das mich verzaubert hätte: Als kleiner Junge durfte ich ins Kino mitkommen, um Filme wie Luciano Serra , Pilo t mit Amedeo Nazzari, die ersten Filme von Totò und auch jene mit dem außergewöhnlichen Schauspieler Virgilio Riento oder mit Angelo

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