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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bud Spencer
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Girotti, ein wohlorganisierter, professioneller Schauspieler, und Sud Spencer I Carlo Pedersoli, ein naiver Typ mit einer gewissen »Scheiß drauf«-Haltung. Wir hatten keinerlei Rivalitäts- oder Egoprobleme. Ganz im Gegenteil: Wir fühlten uns zusammen so wohl, dass wir uns sogar noch einige Spinnereien und komische Situationen ausdachten, die nicht im Drehbuch vorgesehen waren, angeführt von einem Barboni in Hochform. Wenn die Macher eines Films die Ersten sind, die bei seiner Herstellung Spaß haben und sich gut verstehen, spürt das Publikum diese Harmonie: Genau dann versprüht man von der Leinwand aus eine positive Energie, die weder Drehbücher noch Budgets garantieren können, sondern nur die Freundschaft.
     
     
    Bambino wird groß
     
    In Die rechte und die linke Hand des Teufels , dem ersten der »Trinity«-Filme, entdeckten wir unbewusst die komische Seite der Gestik, die ursprünglich aus dem Komödien-Genre stammt, die wir aber in den Western transportiert und dann weiter ausgebaut haben. Die Kamera fing das Ohrfeigengesicht vom »müden Joe« ein, mit seinen hellen Augen und dem schlauen Lächeln, und als Kontrast erschien dann mein dümmliches und verärgertes Gesicht, und die Leute lachten da schon, weil sie genau wussten, was ich tun würde, noch bevor ich es tat.
    Der Mechanismus ist so simpel wie unwiderstehlich: Terence redet, ich grunze genervt; er ist gelenkig, ich gleiche einem Bulldozer; er baut Mist und zieht mich dann mit hinein, was ich überhaupt nicht leiden kann. Ich verabscheue ihn so sehr, dass ich, wenn ich erfahre, dass er in eine Schießerei verwickelt worden ist, mit erwartungsvollem Lächeln nachfrage: »Ist er dabei draufgegangen?«
    Der Dicke und der Dünne, der Gewitzte und der Trottel, der Kopf und der Arm, die Liebe und der Hass. Diese Dichotomie, die schon seit der Geburt des Kinos funktioniert, wurde zusätzlich durch die gute Chemie zwischen uns verstärkt. Übrigens spielte die Tatsache, dass ich nur per Zufall Schauspieler geworden war, während Mario diesen Beruf bewusst ausgewählt hatte, überhaupt keine Rolle. Im Sinne der Dichotomie halfen uns auch unsere gegensätzlichen körperlichen Statuten, die am deutlichsten ins Auge stachen, sowie unsere unterschiedlichen Lebensgewohnheiten: Denn während ich fröhlich alles Mögliche futterte (das musste ich gar nicht schauspielern; weil ich genauso  auch in Wirklichkeit war), achtete Terence während der gesamten Dreharbeiten sehr genau auf sein Gewicht.
    Wenn dann der Film fertig war, kam er mit zu mir nach Hause, ich kochte ihm Spaghetti mit Knoblauch und Tomaten, und er konnte sich endlich entspannen. Seine Mama war Deutsche, weswegen er eine strenge Erziehung genossen hatte. So hatte sie Terence eine große Gewissenhaftigkeit und auch bestimmte menschliche Werte vermittelt, die meinen eigenen ähnlich waren. Während dieser »Spaghetti-Gelage« fand ich dann heraus, dass Mario und Carlo ein ähnliches Erlebnis verband: Wie ich als Junge wie durch ein Wunder dem Bombardement von San Lorenzo entkam, war auch er mit gerade sechs Jahren zusammen mit seiner Mutter beim Luftangriff auf Dresden 1945 nur knapp dem Tode entronnen. Ich glaube, ganz egal, wie alt man ist, wenn man aus solchen Katastrophen lebend herauskommt, verspürt man eine noch viel stärkere Liebe zum Leben, die sich in unserem Fall auch in unserer Fröhlichkeit und positiven Lebenseinstellung ausdruckte, die wir als Duo dem Publikum vermittelten. Auch deswegen sind Bud und Terence das einzige Film-Duo, das sich nie gestritten hat.
    Zahlreiche Elemente der von Colizzi, Barboni, Fondato und Corbucci umgesetzten und für unseren Erfolg so wichtigen Drehbücher waren von Comics, Stummfilmkomödien und anderen Filmen abgeschaut. Es gibt übrigens kaum Filme, die nicht von anderen angeregt worden wären. Vielleicht waren es nur die großen Stummfilmkomiker, die Neues schufen, anstatt zu kopieren, aber selbst sie orientierten sich an Büchern oder Theaterstücken. Charlie Chaplin war der Autor aller (oder zumindest fast aller) seiner Filme. Stan Laurel und Oliver Hardy - zwei geniale Schauspieler, die in bescheidenen Verhältnissen lebten, während ihr Produzent reich wurde und erst vor wenigen Jahren hundertjährig verstarb - zogen stets an einem Strang. Sie improvisierten ihre Gags oder bereiteten sie haargenau vor, ohne sich aber zu viele Gedanken um die Regie zu machen. Es waren natürlich keine verbalen Gags, sondern sie alle lebten von der Mimik, der

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