Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
der in Hongkong spielt, auf den Erfolgszug auf. In diesem Film standen mir dieselben Stuntmen zur Seite wie Bruce Lee in seinen Filmen. Ich hätte ihn gern kennengelernt aber Lee war leider kurz zuvor gestorben, und das in sehr jungen Jahren und auf dem Gipfel seines Erfolges.
Das Schöne an Hongkong ist, dass diese Stadt, deren Filmindustrie 300 Filme im Jahr hervorbringt, aus einer Halbinsel und sehr vielen kleinen Inseln besteht - ein chaotischer Ort, sehr laut, am Meer gelegen und voller Gegensätze, eigentlich sehr »neapolitanisch«. Ich fühlte mich dort fast wie zu Hause.
Die Landung auf dem Flughafen von Kai Tak war ganz besonders beeindruckend. Später konnten wir darüber lachen, aber währenddessen wurde es dramatisch: Die DC-10, mit der wir flogen, führte immer tiefere Flugmanöver aus, so tief, dass man aus dem Fenster die Leute auf ihren Balkonen und Terrassen sehen konnte. Plötzlich wurde das Flugzeug scharf herumgerissen und wir befanden uns vor einer großen Wand mit einem blinkenden Signalpfeil. Das Flugzeug ging noch weiter herunter. Wir konnten jetzt die Chinesen durch die Fenster in ihren Häusern sehen! Dann landeten wir endlich und es machte sich eine unglaubliche Erleichterung breit.
Den Film drehten wir im Hotel Peninsula und am Hafen, inmitten von bettelarmen Menschen und Flüchtlingen aus Vietnam, die in Dschunken hausten, welche im Hafen fest vor Anker lagen. Wir drehten auch in Bangkok und in Macao, einer ehemaligen portugiesischen Kolonie, wo das Glückspiel erlaubt war. Ich erinnere mich an diese große Spielhalle, in der wir eine Kampfszene drehten, und ich muss sagen, dass das echt einen schäbige Umgebung war, überhaupt nicht zu vergleichen mit den gepflegten Casinos in San Remo.
Auch wenn der Film im Polizeimilieu spielte und viele Morde darin vorkamen, drehte sich am Ende doch alles um meine Schlägereien. Aber unsre Art, eine Actionszene zu choreografieren, stand in Konfikt mit der so blitzschnellen Art der Stuntmen von Bruce Lee. Aufgrund ihrer Fähigkeiten waren sie die besten Stuntleute der Welt. Während jedoch in den chinesischen Kampfszenen die Schnelligkeit an erster Stelle stand, war unser Tempo viel langsamer, damit das Publikum auch erkenne konnte, wer eigentlich wem eine Ohrfeige verpasste. Doch diese Akrobaten, vor allem ihr Stunt Coordinator (der knochige und schielende kleine Chinese, der mich ständig angreift), waren derart begnadet, dass sie schnell lernten. Um ihm klarzumachen, dass er das Tempo verringern sollte, blockierte ich ihn, wenn er mir einen Schlag versetzte. Ich schubste ihn hin und her und gewann so etwas Zeit.
Es gab auch eine Sumo-Szene. Sumoringer spielen eigentlich nie in Kinofilmen, im Fernsehen oder in der Werbung mit, denn sie werden in der japanischen Gesellschaft als heilige Figuren angesehen (oder zumindest war es einmal so); diejenigen, die man in Filmen sieht, sind keine echten, sondern entweder Schauspieler oder gescheiterte Sumoringer. Das Mindestgewicht eines Ringers liegt bei etwa 200 Kilogramm. Er weiß daher, dass er jung sterben wird, aber er nimmt diese Schicksal als Ehre an. Der Sumoringer, gegen den ich im Film kämpfte, war ein gescheiterter und etwas frustrierter Kämpfer, und deshalb schlug er richtig fest zu. Er wollte zeigen, dass er in Wahrheit viel stärker als ein Weißer war. Am Ende hatte ich es satt, packte ihn und haute ihn aus dem Ring. Ich war zwar schon über 45 und wog weniger als er – aber dafür war ich doch schließlich Bud Spencer, oder?
Abgesehen von solchen kleinen Zwischenfällen waren es sehr unterhaltsame Wochen, die mit noch einer weiteren und ganz besonderen Überraschung aufwarteten. Während wir am Hafen drehten, legte ein amerikanischer Flugzeugträger an, de raus Vietnam zurückgekehrt war. Zu meiner Überraschung versammelte sich auf einmal die gesamte Mannschaft an Deck und salutierte vor uns. Der Grund dafür war einfach: An Bord hatten sie kurz zuvor die beiden »Trinity«-Filme gesehen! Daher kannten mich die amerikanischen Matrosen, und der Admiral lud mich sogar zum Abendessen ein. Ich versuchte, mich in eine Pilotenkabine eines ihrer F-16-Kampfjetzs hineinzuzwängen, aber ohne Erfolg. Ein Pilot dieses Flugzeugtyps muss schlank und klein gebaut sein (deshalb gab Tom Cruise in Top Gun auch so eine Gute Figur ab!).
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