Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
actor.« Er wusste, dass er ein ausgezeichneter Komiker sein konnte, aber wegen seines Gesichts und seines Erfolgs war er auf eine bestimmte Rolle festgelegt.
Plattfuß
1973, zu einem Zeitpunkt, als Terence mit anderen Dingen beschäftigt war, bot mir Enzo Barboni eine Rolle in Auch die Engel essen Bohnen an, diesmal mit dem Namen Giuliano Gemma über dem Titel und meinem wie gehabt darunter.
Als der Film herauskam war das öffentliche Gedränge so groß, dass die Kassiererin des Odeon-Kino am Corso Umberto in Mailand aus der Vorhalle herausgedrängt wurde und am Ende mit der Kasse in den Händen vor dem Gebäude auf der Piazza del Duomo stand. So massiv war der Ansturm derer, die hineinwollten.
Dem Produzenten Italo Zingarelli schwante nun langsam, dass möglicherweise auch Bud Spencer als Solist keine »Eintagsfliege« war. Mir wurde gesagt, dass mein Name beim nächsten Film endlich über dem Titel stehen würde. Darüber
freute ich mich, hätte aber mehr davon gehabt, wenn sie meinen Namen dort gelassen hätten, wo er immer stand, und mir dafür mehr gezahlt hätten.
Auch auf die Gefahr hin, meine Leser zu langweilen, wiederhole ich es nochmal: Der Erfolg eines Schauspielers ist ein Geschenk des Himmels, und die Zuschauer können dir ihre Gunst jederzeit wieder entziehen. Für dich als Privatmensch interessieren sie sich keinen Deut, sondern sie gestehen dir den Erfolg nur deshalb zu, weil du auf der Leinwand jemanden für sie darstellst, der sie in der Realität auch gern wären. In meinem Fall war der Identifikationsmechanismus sehr elementar: Ich war der Starke, der den arroganten Bösewichten Ohrfeigen verpasst und so die Schwachen rächt. An meiner Seite waren die Kinder, die Alten und die Frauen sowie die Furchtsamen und die Schüchternen sicher vor den Wichtigtuern, da in den Geschichten von Bud Spencer die Ohrfeigen genau dort landeten, wo Worte und Gebete nicht weiterhalfen.
Aufgrund dieser Überlegungen entstand Sie nannten ihn Plattfuß . Es war der Film, der mich wieder nach Hause brachte: nach Neapel, mit seiner Größe, seinem Elend, seiner Genialität sowie seiner Kunst, in den Tag hineinzuleben und gleichzeitig erfinderisch zu sein, um über die Runden zu kommen. In den Fortsetzungen der Plattfuß-Reihe sprach ich sogar mich selbst (normalerweise wurde ich in Italien von dem hervorragenden Glauco Onorato synchronisiert). So konnte ich meinem neapolitanischen Akzent freien Lauf lassen, denn auch Kommissar Rizzo war Neapolitaner.
An dieser Stelle erinnere ich mich an eine Anekdote. Es war Sommer und wir drehten gerade das Finale im Stadtviertel Sanità, wo »Zweifinger-Joe« (der Chef der Camorra, gespielt von Mario Pilar) auf mich trifft. Steno Künstlername des in Italien berühmten Regisseurs Stefano Vanzina rief: »Ruhe! Kamera ... Action« Doch die Szene wurde jäh von einem unvorhergesehenen Zwischenfall vermasselt: Und zwar vom langegezogenen und nervtötenden Quietschen eines Fenster, das geöffnet wurde. Ein Mann schaute heraus. Sie baten ihn, das Fenster wieder zu schließen, da gerade ein Film gedreht werde, aber er antwortete im neapolitanischen Dialekt: »Tengo càvero!« (»Mir ist heiß!«). Man schaffte dadurch Abhilfe, dass man ihm Geld zusteckte, und so blieb er brav und störte nicht mehr. Okay, also zurück zur Arbeit: »Kamera … Action!«
Da ertönte wieder ein Quietschen, verursacht durch ein weiteres Fenster, das geöffnet wurde: Einem anderen Bewohner aus der Nachbarschaft war es offensichtlich auch »zu heiß«, um die Fenster geschlossen zu halten. Es hatte in genau diesem Quadratkilometer anscheinend einen plötzlichen Hitzeanstieg an jenem Nachmittag gegeben. Steno wurde klar, dass man nicht drehen konnte, bevor man sich nicht mit »jemandem« einigt: Und in der Tat kam er mit dem zuständigen Mafia-Capo des Stadtviertels überein, indem er ihm 100.000 Lire (was damals nicht wenig Geld war) anbot. Erst jetzt, mit dem Segen des lokalen Bosses, konnten wir ungestört drehen. Das war eben Neapel!
Plattfuß grü ß t aus China
Der große Erfolg des Filmes hatte einiges Geld in die Kassen der Filmproduktionsfirma Titanus gespült, deren Chef Goffredo Lombardo sehr viel für das Kino geleistet hatte und der zuvor knapp bei Kasse gewesen war. Und da Titanus genau im selben Jahr, 1973, mit Todesgrüße aus Shanghai den legendären Bruce Lee auf den italienischen Markt gebracht hatte, sprangen Steno und Goffredo mit Plattfuß räumt auf ,
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