Mein Leben mit Wagner (German Edition)
zerklüftete Bergwelt dahinter zu ahnen beginnt.
Besetzung
Das Personal des «Vorabends» verteilt sich auf märchenhafte Götter, Riesen, Nixen und Zwerge. Dabei dürfte die Partie des Wotan, des Göttervaters (Bariton), heute ähnlich schwer zu besetzen sein wie die des Hans Sachs in den «Meistersingern». Wotan, den Einäugigen, flankieren: Fricka, seine zänkische Frau (Mezzosopran), deren arglose Schwester Freia (Sopran), Erda, die Urmutter (Alt), Loge, der Gott des Feuers (Tenor), sowie Donner (Bariton) und Froh, der Gott des Frühlings (Tenor). Die beiden mit dem Bau der Götterburg Walhall betrauten Riesen Fafner (Bariton) und Fasolt (Bass) geben ein ebenso beeindruckendes Brüderpaar ab wie die beiden fiesen Zwerge Alberich (Bariton) und Mime (Tenor). Die drei Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde verteilen sich auf Sopran, Mezzosopran und Alt, einzig die von Alberich geschundenen Nibelungen bleiben Statisten und stumm.
Von seiner Besetzung her verändert sich das «Ring»-Orchester nur minimal, charakterlich dafür umso mehr. Es beginnt hell und dunkelt bis zur «Götterdämmerung» nach und nach ein. Auf einer Farbskala wäre das «Rheingold» vor meinem inneren Auge und Ohr gelb, ein strahlendes, goldiges Gelb. Wagner benötigt dafür: drei Flöten nebst Piccolo, drei Oboen nebst Englischhorn, drei Klarinetten nebst Bassklarinette sowie drei Fagotte (das dritte wahlweise ein Kontrafagott), bei den Blechbläsern acht Hörner (davon zwei Tenor- und zwei Basstuben) nebst Kontrabasstuba, drei Trompeten nebst Basstrompete, drei Posaunen nebst Kontrabassposaune (beziehungsweise Bassposaune), außerdem Pauke, Triangel, Becken, große Trommel, Tamtam, sechs (!) Harfen sowie den großen Streicherapparat (16, 16, 12, 12, 8). Auf der Bühne finden sich eine weitere Harfe sowie 16 (!) Ambosse für die Nibelheim-Szene.
In «Rheingold», «Walküre» und «Siegfried» gibt es keinen Chor, erst in der «Götterdämmerung», wenn die Menschen die Bühne betreten, verlangt Wagner «Frauen» und «Mannen». Götter, Riesen, Zwerge und Nixen kommen offenbar nicht massenhaft vor.
Handlung
Der «Vorabend» spielt in der Tiefe des Rheins, in einer «freien Gegend auf Bergeshöhen» (ebenfalls am Rhein gelegen) und in den unterirdischen Klüften Nibelheims: tief unten also und weit oben. Die vier Szenen gehen ineinander über, es gibt keine Pause. Die Zeit: mythisch.
Vorgeschichte: Um allwissend zu werden (Wissen ist Macht), hat Wotan ein Auge geopfert. Er ist also sprichwörtlich auf einem Auge blind, genauer: auf dem der Liebe. Seinen Speer formt er sich aus einem Ast der Weltesche, auf dem er alle Gesetze und Verträge einritzt, die ihm die Weltherrschaft sichern.
1. Szene: Auf dem Grund des Rheins hüten die lieblichen Rheintöchter das Gold und necken den (gerne mit einem Buckel dargestellten) Nibelung Alberich, der ihnen lüstern nachstellt. Als ein Sonnenstrahl den Goldschatz aufleuchten lässt, wird Alberichs Gier umgelenkt: Wenn er schon keine Frau haben kann, will er wenigstens Macht. Die Nixen klären ihn darüber auf, dass nur derjenige die Herrschaft über die Welt gewinnt, der für immer der Liebe entsagt und sich aus dem Gold einen Ring schmiedet. Gesagt, getan: Hurtig verflucht der Zwerg die Liebe, reißt das Gold an sich und flieht.
2. Szene: Das göttliche Ehepaar Wotan und Fricka betrachtet die Götterburg, die Fafner und Fasolt ihnen gebaut haben. Zum Lohn sollen die Riesen Freia erhalten, so ihre Vereinbarung mit Wotan. Ohne Freias goldene Äpfel aber verlieren die Götter ihre ewige Jugend. Fricka macht Wotan deswegen heftige Vorwürfe, Donner und Froh wollen für ihre Schwester Freia kämpfen. Unterdessen hat Wotan Loge beauftragt, Ersatz für Freia aufzutreiben. Loge erscheint schließlich und berichtet von dem Ring, den Alberich sich aus dem Rheingold geschmiedet hat. Die Riesen willigen in den Tausch Freias gegen das Gold ein; bis sie dieses in Händen halten, bleibt die Göttin jedoch in ihrem Gewahrsam. Loge und Wotan machen sich auf nach Nibelheim, um den Ring und das Gold zu rauben.
3. Szene: In der Unterwelt führt Alberich ein grausames Regiment. Von seinem Bruder Mime hat er sich einen Tarnhelm schmieden lassen, der ihn unsichtbar macht und in jede beliebige Gestalt schlüpfen lässt. Zum Dank wird Mime erst einmal kräftig verprügelt. Loge indes provoziert Alberich und lässt sich die Künste des Helms vorführen. Zuerst verwandelt sich der präpotente Zwerg in eine
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