Mein Leben mit Wagner (German Edition)
gegenüber seiner Mainzer Freundin Mathilde Maier. «Er ist vom tiefsten Verständnisse meines Wesens u. meines Bedürfnisses. Er bietet mir Alles, was ich brauche, zum Leben, zum Schaffen, zum Aufführen meiner Werke. Nur sein Freund soll ich sein: keine Anstellung, keine Functionen.»
Wagner zieht – eine Amnestie des sächsischen Königs macht dies seit 1862 möglich – erst nach Starnberg, dann nach München, und Ludwig «befiehlt» seiner Hofoper die Uraufführung des «Tristan». Die allerbesten Kräfte werden verpflichtet, Hofkapellmeister Hans von Bülow dirigiert, Malvina und Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Stars aus Dresden, singen die Titelpartien, und das erste Horn im Graben bläst der Vater des gerade geborenen Richard Strauss. Die Publikumsreaktionen fallen durchwachsen aus, was Wagner nicht weiter schert. Auch sonst beginnen sich die Gewichte in seinem Leben zu verschieben. Am 10. April 1865, dem Tag der ersten «Tristan»-Probe, bringt Cosima von Bülow in München eine Tochter zur Welt. Die Kleine soll Isolde heißen und ist Richard Wagners erstes Kind. Von Bülow, der gehörnte Gatte, schäumt und schweigt.
Besetzung
Der Tristan zählt zu den kräfteraubendsten Tenorpartien im Wagner-Fach (die Legende will es, dass der kaum 30-jährige Ludwig Schnorr von Carolsfeld bald nach der Uraufführung des «Tristan» an Überanstrengung starb), Ähnliches gilt auch für Isolde, eine echte Hochdramatische (mit fiesen hohen C’s im ersten Akt). Ein irres, grenzgängerisches Paar! Mit Tristans Vertrautem Kurwenal (Bariton) und Isoldes Begleiterin Brangäne (Mezzosopran), mit König Marke (Bass) und dessen Vasall Melot (Tenor) bleibt das restliche Ensemble überschaubar. Ein Hirte, ein Steuermann und ein junger Seemann leisten jene raren Boten- und Beobachterdienste, die das «innere» Geschehen mit der «äußeren» Welt verknüpfen. Der Chor verteilt sich auf Matrosen, Ritter und Knappen im ersten Akt.
Das Orchester im Graben ähnelt dem des «Lohengrin»: drei Flöten, zwei Oboen, Englischhorn, zwei Klarinetten, Bassklarinette, drei Fagotte, vier Hörner, drei Trompeten, drei Posaunen, Basstuba, Pauke, Triangel, Becken, Harfe und Streicher. Die Bühnenmusik hingegen kommt weitgehend ohne blechernes Geschmetter aus: Homöopathische drei Trompeten, drei Posaunen, sechs Hörner und Englischhorn werden hier verlangt, mehr nicht.
Von seiner Besetzung her sei der «Tristan», so wird von Wagner überliefert, ein rechtes Stück fürs Stadttheater: So gut wie kein Chor, wenig Bühnenmusik – da müssten sich die Herren Theaterdirektoren keine Sorgen machen. Damals wie heute ist das natürlich eine Frechheit.
Handlung
Die Handlung spielt zunächst auf hoher See zwischen Irland und Cornwall, dann im Garten von König Markes Schloss in Cornwall sowie auf Tristans Burg Kareol in der Bretagne. Eine Zeitangabe gibt es bezeichnenderweise nicht.
Vorgeschichte: Im Krieg zwischen Irland und Cornwall hat Tristan den irischen König Morold, Isoldes Verlobten, getötet und ihr das abgeschlagene Haupt geschickt. Selbst schwer verwundet, treibt er an Irlands Küste und wird ausgerechnet von Isolde aufgenommen und gesund gepflegt. Obwohl Isolde in dem Fremden, der sich Tantris nennt, den Mörder Morolds erkennt, bringt sie es nicht über sich, ihn zu töten.
1. Akt: Als Brautführer für König Marke begleitet Tristan Isolde nach Cornwall. Isolde fühlt sich gedemütigt und erzählt Brangäne ihre Geschichte («Weh! Ach, wehe! /Dies zu dulden!»). Die Gefährtin verweist auf die Schatulle mit den Zaubertränken, die Isoldes Mutter ihnen mitgegeben hat, und Isolde beschließt, sich an Tristan zu rächen: Den Todestrank will sie ihm reichen und sich selbst gleich mit, um der Zwangsehe mit Marke zu entgehen. Tristan nähert sich, widerstrebend, sie trinken – und sinken sich in die Arme («Tristan! – Isolde! – Treuloser Holder!»): Brangäne hat den Todes- mit dem Liebestrank vertauscht. Mit Absicht? Aus Versehen? Das Schiff erreicht Cornwall.
2. Akt: Im Garten vor Markes Burg treffen sich die Liebenden zum Stelldichein («O sink hernieder, /Nacht der Liebe»), Brangänes inständige Warnungen verhallen ungehört. Auf dem Höhepunkt ihrer Ekstase, sozusagen inflagranti, werden Tristan und Isolde von Marke überrascht. Der König ist über den doppelten Treuebruch erschüttert («Tatest du’s wirklich?»), Tristan stürzt sich in das Schwert seines einstigen Freundes Melot.
3. Akt: Kurwenal hat seinen
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