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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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« -Video. Sie trug Jeans und eine Jeansjacke. Ich drehte mich wieder zu Jamie und Joey um und besprach weiter mit ihnen, wo wir an dem Abend hinfahren würden, wenn Jamie uns abgeholt hätte. Wir hatten schon darüber geredet, bevor der Lehrer uns unterbrochen hatte. In den nächsten paar Monaten verschwendete ich keinen weiteren Gedanken an Domini.
    Ungefähr einen Monat, nachdem Deanna und ich uns getrennt hatten, traf ich sie außerhalb der Schule bei einer meiner Forrest-Gump-Wanderungen. Jason war bei mir, und wir waren ungefähr zwei Meilen weit von Lakeshore entfernt in einem Laden. Domini war mit einem anderen Mädchen da. Ich habe nie verstanden, weshalb sie in der Schule ihren zweiten Namen, Alia, benutzte und sich zu Hause Domini nannte. In der Schule wirkte sie schrecklich schüchtern. Sie sprach mit niemandem und blieb immer für sich. Anderswo war sie ein bisschen extrovertierter. Wir vier kamen ins Gespräch und landeten schließlich in dem Apartmentkomplex in der Nähe, wo Domini und das andere Mädchen wohnten. Ein Typ, der da auch wohnte, führte anscheinend ein offenes Haus: Seine Tür stand offen, sodass der Wind hineinwehen konnte, und es sah aus, als gingen die Leute nach Lust und Laune bei ihm ein und aus. Ich hielt ihn für einen Freund von Domini, denn sie ging zu ihm hinein und redete mit ihm, als sei sie eben erst weggegangen. Jason und ich folgten ihr.
    Ich setzte mich in einen Sessel, kümmerte mich um niemanden und starrte auf den Fernseher, während andere Leute redeten, Bier tranken, miteinander flachsten oder in der Tür standen und sich laut mit anderen unterhielten, die draußen am Pool waren. Das alles interessierte mich nicht; es war nicht meine Bude, und ich passte hier nicht hin. Ich sah, dass Jason sich genauso unbehaglich fühlte. Die Einzigen, mit denen ich sprach, waren Domini und ihre Freundin, die sich als Jennifer vorgestellt hatte. Nach kurzer Zeit standen Jason und ich auf, um zu gehen, Domini wollte uns zum Bleiben überreden, aber wir behaupteten, Jason müsse nach Hause. Sie wollte, dass wir später zurückkämen, und ich versprach es, aber ich hatte es nicht vor. Auf dem Heimweg fragte Jason: » Du willst doch da nicht wirklich wieder hin, oder? « » Natürlich nicht « , sagte ich. Am Ende war es auch nicht nötig, denn sie kam zu mir.
    An dem Abend war ich allein in meinem Zimmer. Das Licht war aus, das Radio lief, und ich starrte an die Decke. Ich konnte nachts nicht mehr gut schlafen, denn in dieser Zeit war das hohle, leere Gefühl am schlimmsten. Nachts ist nichts mehr da, was den Geist am Boden hält, und man stürzt die ganze Zeit in einen Abgrund. Das einzige Mittel dagegen ist die aufgehende Sonne. Ich wartete wie immer auf das Tageslicht, als meine Mutter hereinkam und sagte, ich hätte Besuch.
    Als ich ins Wohnzimmer kam, stand Domini da und sah mich an. Sie kannte Leute, die wussten, wo ich wohnte, und war einfach von sich aus vorbeigekommen. Es war spät, und sie blieb nur ungefähr eine Viertelstunde, aber bevor sie ging, küsste ich sie. Ich weiß eigentlich nicht, warum. Ich glaube, ich hatte das Gefühl, man erwarte es von mir. Aber ich war immer noch in Trauer, und ich hatte kein Verlangen nach ihr. Rückblickend weiß ich, dass ich es aus demselben Grund tat, der mich nonstop durch die Gegend laufen ließ: weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Etwas zu tun war besser, als nichts zu tun.
    Es gab kein langes Werben, keine Verführungsszene. Ungefähr zwei Tage später schliefen wir das erste Mal miteinander. Es lenkte mich ab, und es gab mir etwas zu tun. Ich schaltete auf Autopilot. Ich konnte mich darin verlieren, und wir entwickelten eine Routine. Jeden Tag hingen Jason und ich bei den Apartments herum, wo sie wohnte, oder sie kam nach Lakeshore. » Herumhängen « war etwas, das Jason und ich oft taten, und wir müssen dabei wie zwei ziemlich dubiose Gestalten ausgesehen haben.
    Vielleicht hat Domini mir das Leben gerettet, denn ich brauchte damals einfach jemanden in meiner Nähe. Ich wollte nicht allein sein, weil ich dann nachdenken musste. Es gab Augenblicke, in denen wir Spaß miteinander hatten, aber wenn ich mich frage, ob mein Herz jemals von brennender Liebe zu ihr erfüllt war, muss ich ehrlicherweise nein sagen. Domini ist ein guter Mensch, offen und loyal, und sie spielt keine Spielchen. Bei ihr ist alles einfach, und sie macht das Leben niemals kompliziert, wie es viele Leute so gern tun. Vielleicht lobe ich sie, damit

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