Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)
Thema geschrieben, und das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten hat die Wicca-Bewegung als Religion akzeptiert. Die Zeiten haben sich geändert. Damals hatte ich keine Ahnung, dass eine solche Religion existierte. Ich war erstaunt und verblüfft.
Ich fing an, mich selbst über Wicca zu informieren; ich las darüber und traf mich sogar mit einer Gruppe von Teenagern, die dieser Religion angehörten. Sie waren eine gute Informationsquelle, aber ich ertrug ihre Gesellschaft nicht. Sie waren alle extrem sonderbar und melodramatisch. Ich schämte mich für sie, weil sie nicht merkten, wie unfähig sie auf der sozialen Ebene waren. Wicca ist theoretisch eine schöne Religion, aber ich distanzierte mich von allem, was damit zu tun hatte, weil ich die Leute unerträglich fand. Viele von ihnen sind um die dreißig und versuchen immer noch, wie Teenager zu leben und sich auch so zu benehmen. Wicca wirkt anscheinend anziehend auf Leute, die nicht erwachsen werden können oder wollen.
Es diente mir allerdings als Sprungbrett zu anderen Wissensgebieten. Ich habe seitdem viel über die Kabbala gelernt, über Hinduismus, Buddhismus, Meditation, Yoga, Tarot, Theosophie, Tantra, Taoismus, Rosenkreuzer, Tempelritter und die hermetischen Praktiken der Goldenen Morgendämmerung. Aber damals konnte ich gar nicht genug bekommen und verschlang alles, was ich über Wicca in Erfahrung bringen konnte. Ich fand es lange Zeit unendlich faszinierend, und ich ahnte nicht, dass man meine Neugier und mein Interesse eines Tages vor Gericht gegen mich verwenden würde.
Der Anfang vom Ende kam, als Deannas Eltern herausfanden, dass wir miteinander schliefen. Eine Zeitlang waren wir damit durchgekommen, aber ein simpler Fehler verriet uns.
Beim ersten Mal hatten wir es genau geplant. Als sie an der Schule abgesetzt wurde, war ich dort und erwartete sie. Wir machten uns sofort auf den Weg zu mir nach Hause. Wir nahmen den Umweg an den Bahngleisen entlang. So konnte man uns vom Auto aus nicht sehen, aber es verdreifachte auch den Weg, den wir zurücklegen mussten. Wir brauchten eine Stunde, und als wir da waren, verzogen wir uns sofort in mein Zimmer, wo wir den ganzen Tag blieben. Meine Mutter und Jack wussten Bescheid, aber beiden war es egal. Passenderweise lief im Hintergrund » How Will I Laugh Tomorrow When I Can’t Even Smile Today – Wie soll ich morgen lachen, wenn ich heute nicht mal lächeln kann? « von Suicidal Tendencies. Das Lied behielten wir bei.
Wir waren bereits fast ein Jahr zusammen, als uns der Fehler unterlief. Wir kamen ein paar Minuten später als sonst zur Schule zurück, und ihr Bus war schon weg. Das wusste ich aber nicht; ich ließ sie da und ging wieder nach Hause. Sie musste zu Fuß nach Hause gehen. Ihre Mutter fragte sie, warum sie nicht im Sekretariat Bescheid gesagt habe, damit jemand sie hätte fahren können. Anstelle der üblichen Teenager-Antwort » Keine Ahnung « behauptete sie, das habe sie ja getan, aber man habe ihr nicht helfen wollen. Prompt beschwerte ihre Mutter sich bei der Schulleitung, und dort erfuhr sie, dass ihre Tochter an dem Tag gar nicht in der Schule gewesen war. Damit war die sprichwörtliche Kacke am Dampfen.
Deanna erzählte ihrer Mutter die ganze Geschichte, und von da an durfte sie nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie durfte nicht mal mehr mit mir sprechen. In der Schule konnten sie das nicht verhindern, aber sobald sie zu Hause war, lief nichts mehr. Ich versuchte es trotzdem. Ich versuchte alles, was mir einfiel, aber sie waren nicht blöd. Sie forderten sogar die Schulleitung auf, sie anzurufen, wenn Deanna noch einmal fehlen sollte.
Wir bemühten uns monatelang, eine Lösung zu finden, aber ihre Eltern blieben unerbittlich, und wir rannten mit dem Kopf gegen die Wand. An einem nebeligen grauen Morgen traf Deanna sich in aller Frühe mit mir und sagte, sie könne nicht mehr so weitermachen. Der Druck, unter den ihre Familie sie setzte, werde unerträglich, und sie wolle mit mir Schluss machen. Damit hatte ich zuallerletzt gerechnet, denn wir hatten immer nur davon gesprochen, wie wir es noch hinbekommen könnten. Diese Möglichkeit war nie ein Thema gewesen. Ich stand unter Schock, und mein Kopf hatte Mühe zu verstehen, was sie sagte. Als der Schmerz dann kam, fühlte es sich an, als stoße man mir einen Eiszapfen in die Brust. Ich sagte nichts, und so wurde überhaupt nicht viel geredet. Sie machte einen Trennungsschnitt wie mit einem scharfen Rasiermesser. » Ich
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