Mein Leben ohne Limits
„Umdeuten“. Auch wenn man die Umstände nicht in der Hand hat, kann man doch seine Perspektive verändern. Am Anfang muss man noch bewusst darauf achten, aber nach einer Weile geschieht es ganz automatisch.
Ich bin häufig auf Reisen. Dabei begleiten mich jedes Mal Pflegekräfte, die sich um mich kümmern. Am Anfang meiner Karriere als Redner fiel es mir manchmal schwer, gelassen zu bleiben, wenn plötzlich der Flug gestrichen wurde oder wir den Flieger verpassten. Irgendwann musste ich mich damit abfinden, dass bei einer so hohen Reisequote Probleme einfach dazugehören. Außerdem wurde ich langsam zu alt für Wutanfälle, die ohnehin wenig Spaß machen, wenn man nicht einmal mit dem Fuß aufstampfen kann.
Ich musste also einen Weg finden, meine Einstellung zu unvorhergesehenen Planänderungen zu optimieren. Wenn wir heute stundenlang auf Flughäfen ausharren oder abrupt umdisponieren müssen, helfe ich mir, indem ich mir das Positive an der negativen Situation klarmache. Der Flieger kann also wegen des schlechten Wetters nicht starten. Das ist doch gut! Dann ist unser Flug umso sicherer, wenn der Sturm vorbei ist.
Oder: Technische Probleme und wir sitzen hier fest. Aber lieber warte ich am Boden auf ein intaktes Flugzeug, als in der Luft in einem kaputten zu sitzen.
Natürlich ist mir ein reibungsloser Ablauf noch immer lieber als unerwartete Ereignisse. Aber die Alternative ist, sich auf das Negative zu konzentrieren. Und auf Dauer ist das nicht gesund. Wenn die Umstände, die du sowieso nicht ändern kannst, deine Stimmung und dein Verhalten bestimmen dürfen, läufst du Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten. Er beginnt mit Ärger, übereilten Entscheidungen und flüchtigen Einschätzungen. Du fängst an, überzureagieren und zu schnell aufzugeben. Und letzten Endes verpasst du die Chancen, die sich immer – immer – genau in dem Moment auftun, wenn du glaubst, es wird nie mehr besser.
Pessimismus und negatives Denken verbauen dir den Weg nach oben. Wenn du merkst, dass dein Blut zu kochen beginnt, schalte die negativen Gedanken ab. Fange einen konstruktiven inneren Dialog an. Hier sind ein paar Beispiele für negatives und positives Denken. Vielleicht erkennst du deine innere Stimme wieder.
NEGATIV
POSITIV
Das schaffe ich nie.
Das geht auch vorbei.
Ich halte es nicht mehr aus.
Ich bin schon so weit gekommen.
Bald wird es besser werden.
So schlimm war es noch nie.
Manche Tage sind schlimmer als andere.
Ich finde nie wieder einen Job.
Diese Tür ist zu. Aber andere sind offen.
INFUSIONEN AUF DEM LAUFBAND
Mein Freund Chuck ist vierzig und bekam letztes Jahr die Nachricht, dass der Krebs, den er in seinen Zwanzigern schon zweimal besiegt hatte, zurückgekommen war. Dieses Mal hatte sich der Tumor um lebenswichtige Organe ausgebreitet. Die Ärzte schlossen Bestrahlung als Behandlungsmethode aus. Die Prognose sah nicht gut aus – Chuck hatte ein ernstes Problem. Als Ehemann und Vater mit einer großen Familie und vielen Freunden wusste Chuck, dass er gebraucht wurde. An Hoffnung, Glauben und Liebe zu sich selbst mangelte es auch nicht. Also entschloss sich Chuck, zu überleben. Das war jetzt seine Einstellung. Die Krankheit mochte zwar in ihm sein, aber Chuck sah sich nicht als kranken Menschen. Er wollte positiv bleiben und sich darauf konzentrieren, sein Leben weiterzuführen, solange es ging.
Ein Glückspilz war Chuck wohl nicht gerade, oder? Und doch war der Ausschluss der Bestrahlungsoption ein Glücksfall. Chucks Ärzte nahmen an einer Studie für ein Krebsmedikament teil, das ohne Bestrahlung auskommt. Es zielt auf einzelne Krebszellen ab und zerstört sie. Weil Chucks Tumor mit herkömmlichen Mitteln nicht beizukommen war, kam er für das neue Medikament infrage. Was die Ärzte jedoch schlussendlich bewog, ihn in das Testprogramm aufzunehmen, war seine positive Einstellung. Sie wussten, dass Chuck seine Chancen optimal nutzen würde. Und das tat er auch.
Während er die Infusionen bekam, legte sich Chuck nicht hin. Er trainierte auf einem Laufband. Er machte Krafttraining. Er hatte so viel positive Energie, dass manchmal das Pflegepersonal daran zweifelte, ob er wirklich auf die Krebsstation gehörte. „Sie benehmen sich überhaupt nicht wie ein Patient“, sagten sie.
Ein paar Wochen nach der experimentellen Behandlung hatte Chuck wieder einen Termin bei seinem behandelnden Arzt. Dieser schaute ihn verwirrt an. „Ich kann den Tumor nicht finden. Er ist weg.“
Die Ärzte
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