Mein Leben ohne Limits
er trösten kann.“
Der tapfere Carson schrieb das Buch gemeinsam mit seinem Englischlehrer, um „den Jugendlichen und Kindern eine Stimme zu geben, die Krebs haben, aber nicht sagen können, wie sehr diese Krankheit ihr ganzes Leben in Mitleidenschaft zieht.“ Carson starb am 12. Januar 2010. Sein Buch wurde genau zu dieser Zeit veröffentlicht. Der Verkaufserlös geht an die Carson-Leslie-Stiftung, mit der die Kinderkrebsforschung unterstützt wird.
Wie hat es Carson geschafft, so selbstlos zu sein? Obwohl er krank und schwach war, arbeitete er bis zuletzt an einem Buch, das andere ermutigen und bereichern sollte. Besonders gefallen mir die letzten Worte darin: „Niemand von uns weiß, was im Leben auf ihn zukommt … Aber es ist ganz leicht, mutig zu sein, wenn man weiß, dass Gott uns Mut schenken will.“
Ein Juwelier aus Dallas, Bill Noble, machte mich mit Carson bekannt. Bill hat mich schon oft in seine Kirche und woanders hin eingeladen. Seine Kinder gingen mit Carson zur Schule. Bill nannte Carson und mich immer „Gottes Vorkämpfer“.
Manchmal zog er mich auf und sagte, die Leute würden mir „aus der Hand fressen“. Aber sonst war er immer dafür, wie wichtig es ist, etwas Gutes zu hinterlassen und jede Sekunde seines Lebens zu nutzen. Carson hat das getan.
3. Eine mitfühlende Einstellung
Für manche scheint es unerreichbar, sich selbst zu helfen. Deswegen habe ich noch einen weiteren Ansatz parat. Er kommt von Herzen. Als ich langsam erwachsen wurde und mehr vom Leben verstand, wurde mir eins über meine Selbstmordgedanken klar. Ich war in diese Sackgasse geraten, weil ich damals so schrecklich selbstbezogen war. Niemand hatte so viel emotionalen Schmerz und körperlichen Frust erlitten wie ich – davon war ich überzeugt. Ich konnte nur mich und meine Situation sehen.
Später merkte ich, dass es durchaus andere Menschen gab, deren Päckchen mindestens genauso schwer war wie meins. Nachdem ich das verstanden hatte, fiel es mir viel leichter, mit anderen mitzufühlen. Eine echte Lehre in Mitgefühl erteilte mir die kleine Tochter eines Freundes der Familie, den ich 2009 während eines Besuchs in Australien traf. Ich kannte die Kleine bis dahin noch gar nicht. Sie war gerade einmal zweieinhalb Jahre alt. Ihre Eltern hatten sie zu einer Party mitgebracht und sie beobachtete mich die ganze Zeit schüchtern aus einiger Entfernung, wie das bei kleinen Kindern oft üblich ist. Als sich alle zum Gehen fertig machten, fragte ich das kleine Mädchen, ob sie mich zum Abschied umarmen wolle.
Sie lächelte und kam vorsichtig auf mich zu. Ein kurzes Stück vor mir machte sie plötzlich Halt, blickte mich an und legte die Ärmchen sorgfältig auf den Rücken, so als wolle sie ihre Solidarität ausdrücken. Dann machte sie noch einen kleinen Schritt in meine Richtung und legte mir den Kopf auf die Schulter. Sie umarmte mich nur mit dem Hals, so wie sie es bei mir beobachtet hatte. Der ganze Raum war sprachlos über ihren Ausdruck von Empathie. Ich bin schon oft umarmt worden, aber diese kleine Umarmung werde ich nie vergessen. Das Mädchen hatte offensichtlich ein gutes Gespür für die Gefühle anderer Menschen!
Empathie ist ein unglaubliches Talent. Es heilt sowohl den Geber als auch den Empfänger. Probier es einmal aus. Wenn du einen harten Schlag verkraften musst, schau nicht nach innen, sondern schau dich um. Anstatt auf die Suche nach Mitleid zu gehen, finde jemanden, der noch größeren Schaden zu beklagen hat, und hilf ihm ein Stück weiter. Natürlich sind deine Trauer und dein Schmerz berechtigt, aber du wirst sehen: Wenn du einem anderen Heilung leichter machst, wirst du genauso geheilt werden.
Mein Freund Gabriel „Gabe“ Murfitt weiß das besser als jeder andere. Ich lernte ihn 2009 auf der „Gather4Him“-Spendengala in Richland in Washington kennen, zu der ich als Redner eingeladen worden war. Gabe ist mit Missbildungen an Armen und Beinen geboren worden. Seine Arme sind nicht einmal zehn Zentimeter lang. Ihm fehlen die Daumenknochen und außerdem ist sein Gehör schlecht. Trotzdem ist er unglaublich aktiv, spielt Baseball, Basketball, Hockey, Schlagzeug und alles Mögliche.
Gabe hat einen unbezwingbaren Lebenswillen. Er studiert heute an der Washington-State-Universität. Mit sechs spielte er in der „Little League“ Baseball. Einmal ist er mit Freunden und Familie auf den Mount Rainier geklettert. Obwohl es für ihn in der Schule nicht gerade leicht war, fing er schon früh an,
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