Mein Leben ohne Limits
mit anderen Schülern über Mut, Respekt, Leistung und eine gute Lebenseinstellung zu sprechen. Mit der Unterstützung seiner Familie hat er eine Organisation für Menschen mit Einschränkungen gegründet. Sie heißt Gabriel’s Foundation of HOPE (www.GabesHope.org), leistet Unterstützungsarbeit und vergibt Stipendien.
Gabes Empathie hat ihm zu Lebensstärke verholfen. Er hat aufgehört, sich nur um sich selbst zu drehen, und versucht nun, anderen zu helfen. Aus seiner Behinderung hat er einen Auftrag gemacht, der vielen anderen zugutekommt.
Ich bin oft darüber erstaunt, wie Menschen aus sehr armen Gegenden auf mich reagieren. Obwohl sie selbst genug am Hals haben, zeigen sie mir gegenüber immer großes Mitgefühl. Vor nicht allzu langer Zeit war ich in Kambodscha. Nach einer langen Veranstaltung in der brütenden Hitze und drückenden Feuchtigkeit war mir ganz schwindlig und ich wollte schnell zurück ins Hotel. Mir war nach einer Dusche und zwei Tagen Schlaf in einem klimatisierten Raum.
„Nick, bevor Sie gehen, haben Sie noch einen Moment Zeit für dieses Kind?“, fragte mich der Gastgeber. „Der Kleine hat den ganzen Tag auf Sie gewartet.“
Ganz allein saß ein Junge auf der nackten Erde. Fliegen schwirrten in einer dunklen Wolke um ihn herum. Er hatte eine klaffende Wunde am Kopf. Ein Auge sah aus, als würde es gleich herausspringen. Er roch nach Dreck und Verwesung. Und doch sah ich so viel Mitgefühl, so viel Liebe und Sympathie in seinen Augen, dass ich mich in seiner Gegenwart sofort wohlfühlte.
Der Junge stand auf und kam zu meinem Rollstuhl herüber. Dann lehnte er vorsichtig den Kopf an meine Wange und versuchte, mich zu trösten! Er sah aus, als hätte er seit Tagen nichts gegessen. Wahrscheinlich war er ein Waisenkind und hatte schon einiges durchgemacht. Und trotzdem wollte er mir zeigen, dass es ihm leidtat, was er sah. Sein Mitgefühl rührte mich zu Tränen.
Ich fragte die Gastgeber, ob wir nicht etwas für den Jungen tun konnten. Sie versprachen, einen Platz zum Schlafen, medizinische Versorgung und etwas zu essen zu besorgen. Ich verabschiedete mich von ihm, bedankte mich und kehrte zu unserem Wagen zurück. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu weinen. Den ganzen restlichen Abend fasste ich keinen klaren Gedanken mehr. Es wollte mir nicht in den Kopf, dass dieser Junge, dessen Leid mich so bewegte, sich nicht auf sein schweres Los konzentrierte, sondern für mich Mitgefühl übrig hatte!
Wer weiß, was er schon durchgemacht hatte und wie schwierig für ihn das tägliche Überleben war. Aber eins ist klar: In seiner Lebenseinstellung steckte unglaublich viel Kraft. Trotz seiner eigenen Probleme wollte er für einen anderen da sein. Was für ein Glück für den, der das kann!
Es könnte einen Versuch wert sein, oder? Wenn dir nach Selbstmitleid ist oder du dich nur noch als Opfer der Umstände fühlst, schalte um. Wage es: Finde jemanden, der Hilfe braucht. Pack irgendwo mit an. Such dir ein gutes Ehrenamt. Werde Mentor. Dein eigener Schmerz und Ärger sind nämlich auch ein Vorteil: Du kannst wirklich verstehen, wie sich der andere fühlt.
4. Eine vergebende Einstellung
Die vierte Lebenseinstellung, die einem helfen kann, wieder Wind ins Segel zu bekommen, hat mit Vergebung zu tun. Meiner Meinung nach ist das die beste und zugleich am schwersten zu lernende Haltung. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich habe ja schon erzählt, dass ich während meiner Kindheit ziemlich wütend auf Gott war. Wie konnte ihm so ein Fehler unterlaufen? Wie konnte er bei mir Arme und Beine vergessen? Ich hatte meinen Schuldigen gefunden. Vergebung hatte ich nicht auf dem Schirm.
Es ist normal, eine Phase des Ärgers zu durchlaufen, bevor man vergeben kann. Das ist ganz natürlich. Man sollte nur nicht an diesen Emotionen festhalten, weil sie irgendwann anfangen, einem selbst zu schaden. Für Dauerköcheln und Schmoren im Ärger ist unser Herz eben nicht ausgelegt.
Wut und Ärger sind nicht als Vollzeit-Emotion gedacht. Genau wie beim Auto bricht der Körper zusammen, wenn der Motor zu lange heiß läuft. Studien haben bewiesen, dass man dabei durch den psychischen und körperlichen Stress sein Immunsystem schwächt und die inneren Organe schädigt. Und es gibt noch ein weiteres Problem, mit dem ich selbst lange gut bekannt war: Solange ich den Schwarzen Peter immer jemandem zuschob, brauchte ich für meine Zukunft keine Verantwortung zu übernehmen. Erst als ich bewusst Gott und den Ärzten
Weitere Kostenlose Bücher