Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
selbst nach Hause zurück«, sagte FitzAlan. »Vielleicht können wir bis London gemeinsam reisen.«
»Auch ich breche auf«, sagte Stephen neben ihr.
Die Enge, die sich wie eine Schlinge um Isobels Herz gelegt hatte, lockerte sich ein wenig. Sie müsste sich erst in London von Stephen verabschieden, und das dauerte mindestens noch eine Woche.
»Du reist nach England?« Roberts Ton klang beiläufig, als wäre diese Angelegenheit vollkommen unwichtig. »Nach Northumberland, um die Carleton-Ländereien zu beanspruchen?«
Northumberland! Oh, dann würden sie zwei oder drei Wochen zusammen unterwegs sein. Wenn Stephen in Northumberland blieb, würde sie ihn vielleicht sogar von Zeit zu Zeit bei gesellschaftlichen Ereignissen sehen.
»Ich bleibe hier, um mit dem König zu kämpfen«, sagte Stephen. »Ich übernehme das Kommando über Williams Männer.«
Isobels Magen zog sich krampfhaft zusammen.
»Ich muss mich jetzt von euch allen verabschieden«, sagte Stephen. »Wir brechen im Morgengrauen auf.«
Aufbrechen? Im Morgengrauen? Isobel fühlte, wie der Boden unter ihren Füßen schwankte.
Dann verließ Stephen ihre Seite, und sie spürte eine eisige Kälte, wo seine Hand auf ihrem Arm geruht hatte.
Stephen und FitzAlan schlugen einander auf die Schultern.
»Ich weiß, dass du für uns auf Jamie aufpassen wirst«, sagte FitzAlan und zog Stephen in eine ungestüme Umarmung.
Jamie würde ebenfalls aufbrechen? Hätte sie keine Gelegenheit, sich von ihm zu verabschieden?
Lady Catherine warf sich in Stephens Arme und weinte offen. »Versprich mir, dass du zurückkommst. Versprich es mir!«
»Grüße die Kinder von mir«, entgegnete Stephen und küsste ihre Wange.
Nachdem er sich auch von Geoffrey und Robert verabschiedet hatte, kehrte Stephen zu Isobel zurück und blieb vor ihr stehen. Seine Augen waren sanft, als er ihre Hände nahm.
»Isobel, ich wünsche dir alles Glück der Welt.«
»Du hast ein Kommando, wie du es dir gewünscht hast«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
»Ich habe dir gesagt, was ich mir wünsche.« Er versuchte zu lächeln, doch sein Herz war nicht bei der Sache.
Er drückte ihre Hände ein letztes Mal und war dann fort.
Isobel schleuderte den Wasserkrug an die Wand. Er prallte davon ab, statt in Stücke zu bersten, und verweigerte ihr so jegliche Genugtuung.
Endlich hatte sie, was sie die ganze Zeit gewollt hatte. Warum war sie dann nicht glücklich?
Sie schritt in dem kleinen Schlafzimmer auf und ab, bis ihr die Beine wehtaten. Irgendwann kroch sie aufs Bett und legte sich auf den Rücken. Die Bettvorhänge umschlossen sie wie ein Sarg. Tränen der Verzweiflung rannen ihr seitlich vom Gesicht ins Haar, sodass ihr der Kopf juckte.
Wenn es Stephen nicht gäbe, wäre sie zufrieden. Nein, sie wäre überglücklich! Er hatte ihr das genommen.
Was sollte das überhaupt, ihr erst zu erzählen, er wolle sie, und dann ging er einfach fort? Sie schlug mit der Faust auf die Matratze ein. Und dann weinte sie richtig, bis ihr der Kopf wehtat und ihre Kehle ausgedörrt war.
Die Tür öffnete sich ohne ein warnendes Klopfen. Einen Moment später riss jemand die Bettvorhänge mit einem Ruck zurück und hielt ihr eine Kerze vors Gesicht.
»Wie könnt Ihr nur so dumm sein?«
Lady Catherine. Konnte die Frau sie nicht einfach ihrem Elend überlassen? Isobel legte die Arme über ihr Gesicht.
Die Matratze senkte sich, als Lady Catherine sich aufs Bett setzte.
»Geht bitte«, stöhnte Isobel.
»Wenn nur Ihr es wärt, die leidet, würde ich einfach gehen.« Catherines Stimme war scharf. »Kapiert Ihr denn nicht, was Ihr Stephen damit antut? Ich fürchte, er wird die erste Schlacht nicht überleben.«
Isobel setzte sich auf. »Aber er ist ein erfahrener Kämpfer.«
Vielleicht war es lächerlich, aber ihr Vertrauen in Stephens Fähigkeiten war so groß, dass ihr bisher nie der Gedanke gekommen war, dass er vielleicht getötet werden könnte.
»Es ist gefährlich«, sagte Catherine, »einen Mann in den Krieg zu schicken, wenn es ihm egal ist, ob er lebt oder stirbt.«
Isobel fühlte sich, als zerdrücke eine eiserne Faust ihr Herz. »Ihr glaubt doch nicht wirklich …«
»Doch«, sagte Catherine.
»Dann darf er nicht gehen.« Isobel befreite sich von dem Bettzeug.
Als sie versuchte, sich an Catherine vorbeizudrängeln, ergriff diese ihren Arm und hielt sie fest. »Stephen wird Euch nicht nehmen, wenn Ihr ihn nur retten wollt. Er hat mir erzählt, dass er bereits versucht hat, Euch zu zwingen,
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