Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
Hals, raue Hände, die an ihrem Kleid zerrten. Sie schrie gegen die Hand, die sich auf ihren Mund presste. Während sie darum kämpfte, die Hand durch das Schultertuch ihres Kleides an ihren versteckten Dolch zu schieben, sah sie ihn vor ihrem geistigen Auge auf der Kommode in ihrem Zimmer liegen. Verdammt!
Sie trat und kratzte wild um sich, als er sie zum Bett schleifte. Irgendwann gelang es ihr, ihre Zähne tief in seine Hand zu stoßen. Ihr blieb nur ein kurzer Moment, in dem sie sich an seinem Schmerzensschrei laben konnte, da schlug er sie so fest, dass ihr die Ohren klangen und sie helle Sternenflecken sah.
Als ihre Knie nachgaben, lockerte Lisieux seinen Griff, und sie stürzte schwer zu Boden. Sie rappelte sich auf Hände und Knie auf und krabbelte durch das Zimmer. Bloß weg! Ein rhythmisches Klatschen hinter ihr veranlasste sie, über die Schulter zu blicken.
Stephen war hier! Er hielt Lisieux an einer Seite des Bettes und bearbeitete ihn mit den Fäusten. Mit jedem Schlag wurde Lisieux’ Kopf wie die Lumpenpuppe eines Kindes zurückgeschleudert.
»Stephen, hör auf!«, schrie sie. »Hör auf!«
Stephen schüttelte den Kopf, als erwache er aus einer Trance. Er wich zurück und ließ Lisieux zu Boden gleiten.
Isobel sank auf ihre Fersen und presste die Hände auf den Mund. Sie war sich undeutlich bewusst, ein hohes Wimmern zu vernehmen, bevor ihr klar wurde, dass das Geräusch von ihr stammte.
Stephen kniete sich vor sie und nahm sie bei den Schultern. »Hat er dir wehgetan?«
Unfähig zu sprechen schüttelte sie den Kopf.
Stephen zog sie fest an sich. »Bist du dir sicher?«, fragte er in ihr Haar.
Sie kniff fest die Augen zusammen und nickte.
Abrupt stieß er sie auf Armeslänge von sich und musterte sie mit feurigem Blick. »Herrjemine«, sagte er mit bebender Stimme, »was hast du hier drin mit ihm verloren?«
»Warum schreist du mich an?« Zu ihrem Verdruss war sie den Tränen nah. »Du hast keinen Grund zu flu…« Frustriert versuchte sie es noch einmal. »Flu…fluchen.«
»Du bist betrunken?«, fragte er ungläubig.
» Du wagst es, mich dafür zu kritisieren, zu viel zu trinken? Ich kann nichts dafür. Jedes Mal, wenn ich nicht hinsah, hat Lisieux mir nachgeschenkt und ich …«
»Komm«, sagte Stephen und zog sie auf die Füße. »Ich halte es keine Sekunde länger im Schlafzimmer dieses Schuftes aus.«
Als er sie halb aus dem Schlafzimmer trug, warf sie einen letzten Blick auf Lisieux’ auf dem Boden liegenden Körper. »Ist er …?«
»Er ist nicht tot«, sagte Stephen hart.
Er führte sie zu dem Fensterplatz im Vorraum. Nachdem er die Tür zur Treppe verriegelt hatte, setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand.
»Es tut mir leid, dass ich wütend geworden bin, aber du hast mich halb zu Tode erschreckt.« Er starrte stur geradeaus. Seine Kiefer mahlten. Trotz seiner offensichtlichen Versuche, ruhig zu bleiben, wurde seine Stimme wieder laut, als er weitersprach. »Was hast du dir dabei gedacht, dich zu betrinken und mit Lisieux in dessen Schlafzimmer zu gehen?«
»Er hat mir das Haus gezeigt.«
»Gütiger Gott, Isobel, du bist doch keine fünfzehn mehr! Wie konntest du nur so dumm sein?«
»Das ist so ungerecht!« Sie schniefte.
Er ließ die Schultern hängen. »Du hast recht. Ich hätte dich nie allein lassen dürfen. Ich musste mich um etwas kümmern, aber das ist keine Entschuldigung.«
»Es ist nicht deine Schuld.« Selbst wenn es das gewesen wäre, welche Frau könnte Stephen nicht verzeihen, wenn er sie mit diesen schmelzenden braunen Augen ansah? Es wäre, als würde man einen Welpen treten.
Er nahm sie in die Arme und ließ sein Kinn sanft auf ihrem Kopf ruhen. In seinen Armen, die Wange an seiner breiten Brust, fühlte sie sich sicher. Geschützt.
»Warum warst du so böse, als Robert mich bei dir zurückließ?«
»Weil du und ich nicht allein sein sollten.« Seine Brust hob und senkte sich unter ihrer Wange, als er tief Atem holte und ihn wieder ausstieß. »Weißt du, ich bin nicht gut darin, der Versuchung zu widerstehen.«
Sie lehnte sich zurück, um ihn anzusehen. Er hatte wirklich ein schönes Gesicht – dieser große, ausdrucksvolle Mund, die festen Flächen seiner Wangen und seines Kiefers. Sie legte eine Hand darauf, wollte die rauen Bartstoppeln an ihrer Handfläche fühlen.
Einen langen Moment schaute er sie mit bekümmertem Blick an. Dann wisperte er: »Süße, süße Versuchung«, und senkte den Mund auf ihren. Dieses Mal küssten sie sich
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