Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
ihrem Zimmer im Burgfried trug.
Würde diese nutzlose Zofe denn niemals die Tür aufmachen? Er klopfte ein zweites und ein drittes Mal. Als sie ihn endlich einließ, kicherte sie bei Isobels Anblick, die erschlafft in seinen Armen lag.
»Erzähl niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen hiervon«, befahl er der Zofe, während er Isobel zu ihrem Bett trug. Er schüchterte die Dienstboten nicht gern ein, doch er musste sich der Verschwiegenheit der Zofe versichern. »Wenn du es doch tust, sorge ich dafür, dass der Bogenschütze, den du so sehr magst, zu Gloucesters Armee geschickt wird.«
Er blickte auf Isobel hinab und spürte eine Welle der Zärtlichkeit für das Mädchen, das sie einst gewesen war, in sich aufsteigen. Für das Mädchen, dessen Vater ihr das Herz gebrochen hatte.
Als er mit den Fingerknöcheln über ihre Wange strich, lächelte Isobel im Schlaf. Wie sehr er sich danach sehnte, neben ihr zu liegen! Sie in die Arme zu nehmen und mit dem Gesicht in ihrem Haar einzuschlafen. Am Morgen mit diesem Lächeln aufzuwachen und sie zu lieben. Und dann den ganzen Tag mit ihr im Bett zu bleiben.
Die Zofe würde verschwinden, wenn er es ihr auftrug …
Er stieß ein tiefes Seufzen aus. Sie gehörte nicht ihm. Und würde ihm nie gehören.
10
Dezember 1417
Geoffrey ließ ausrichten, dass er heute Morgen nicht zum Schwertkampftraining kommen konnte, also wäre sie mit Jamie allein. Stephen war kein einziges Mal mehr gekommen, seit … Isobel schüttelte den Kopf, um die Erinnerung an die Nacht, in der sie schamlos betrunken war, loszuwerden.
Sie schickte ihre Zofe zurück, als sie den Lagerraum erreichten. Obwohl es sich nicht wirklich geziemte, dass sie mit Jamie allein war, war er doch in ihren Augen noch ein Kind.
Sobald sie sich durch den niedrigen Eingang geduckt hatte, erkannte sie ihren Fehler. Stephen stand – ganz allein – mit dem Schwert in der Hand in der Mitte des Raums. Er musste früh gekommen sein, um allein zu trainieren. Kleine Dampfwölkchen stiegen aus seinem Mund auf, als sein Atem auf die kalte Luft traf. Sein weißes Hemd klebte an seinem Körper.
Isobel blieb an der Tür stehen, ihre Füße wie fest verwurzelt mit dem Boden.
»Euer Bruder kommt nicht?«, fragte Stephen.
Sie schüttelte den Kopf. »Was – was ist mit Jamie?«
»Er kann auch nicht kommen«, sagte Stephen. »Isobel, hört auf, mich anzusehen, als wäre ich der Grüne Ritter, der gekommen ist, um Euch den Kopf abzuschlagen. Ich habe nicht gewusst, dass Euer Bruder nicht mit von der Partie ist. Sicherlich wisst Ihr doch inzwischen, dass ich Euch niemals etwas antun würde.«
Davon wusste sie nichts. Er sah gefährlich aus, wie er da so nebenbei sein Schwert herumschwenkte. Sein Blick verschlang sie geradezu.
»Kommt, lasst uns anfangen«, sagte er und holte ihr Schwert aus seinem Versteck. Als sie zögerte, es von ihm entgegenzunehmen, fragte er: »Habt Ihr etwa Angst, dass Ihr ohne die anderen nicht in der Lage sein werdet, die Finger von mir zu lassen?«
Nicht ein einziges Mal hatte Stephen auch nur ein Wort über die Nacht bei den Lisieux verloren, das sie in Verlegenheit gebracht hätte. Kein einziges Wort, keine Anspielung. Nichts, was sie an ihre Trunkenheit erinnert hätte. Oder an ihre Dummheit, de Lisieux in sein Schlafzimmer zu folgen. Oder daran, wie sie Stephen angebettelt hatte, sie zu küssen.
Sie war ihm ehrlich dankbar, dass er bis jetzt, da sie allein waren, gewartet hatte, um sie damit aufzuziehen. Das hieß jedoch nicht, dass es ihr jetzt gefiel.
»Es gibt mehr als genug Frauen, die sich an Euch ranschmeißen, Stephen Carleton.« Sie nahm das Schwert aus seiner ausgestreckten Hand, ließ es durch die Luft sausen und richtete es auf sein Herz. »Mein Schwert und nicht meine Finger sollten Euch Sorge bereiten.«
Sie trainierten hart. Wieder einmal war sie von seiner Anmut und Schönheit mit dem Schwert wie gebannt. Seine Bewegungen waren fließend und mühelos, während er sie an sich zog und sie angreifen ließ, aber immer kontrolliert.
»Wie viele Frauen sind ›mehr als genug‹?«, fragte er.
»Was?«
»Ihr sagtet, ›mehr als genug‹ würden sich an mich ranschmeißen«, sagte er mit gespielter Unschuld. »Ich nahm an, Ihr hättet sie gezählt.«
Stephen machte nicht den Anschein, als wäre er auch nur im Geringsten außer Atem, was ihre Verärgerung noch wachsen ließ.
»Genauso gut könnte man versuchen, die Sterne zu zählen«, sagte sie und griff wieder an. »Ich ziehe es vor,
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