Mein letzter Tampon
Ausrede er sich verabschieden kann, um dir kurz übers Handy ein paar heiße Worte zuzuflüstern. Traum und Wirklichkeit.
Wenn du ernsthaft willens und bereit bist, dein unabhängiges Leben aufzugeben, so wird dir das auch gelingen. Aber erwarte bitte nichts Unrealistisches.
Man muss für alles bezahlen
Du hast keine Lust mehr, jeden Tag acht Stunden für dieses unsägliche Ekel von Chef zu arbeiten. Seit Jahren träumst du davon, dich selbstständig zu machen. Mehr Geld mit weniger Arbeit zu verdienen. Ich wünsche dir von Herzen, dass du es einmal probierst. Das wirst du wahrscheinlich nicht tun, denn du bist seit 25 Jahren bei diesem Ekel und willst weder deine Betriebsrente noch deine 35-Stunden-Woche aufs Spiel setzen. Aber deiner selbstständigen Freundin kaust du seit nunmehr 20 Jahren ein Ohr ab mit deinen Kleinmädchenträumen. Und dann wunderst du dich, dass sie immer öfter so leicht durchschaubare Ausreden wie „Sorry, ich muss noch arbeiten“ hat, wenn du mit ihr in die Sechs-Uhr-Vorstellung des neuen Spielbergfilms gehen willst.
Vergiss doch einfach diesen ganzen Pipikram. Realistisch betrachtet lebst du genau das Leben, das dir entspricht. Denn wenn du etwas anderes gewollt hättest, hättest du es auch bekommen. There is no free lunch, pflegt eine Freundin von mir zu sagen. Man bezahlt immer für das, was man am meisten will. Diese Freundin hat auch das bekommen, was sie am meisten wollte. Sie wollte sich nämlich nicht bewegen. Sie wollte nicht laufen, nirgendwo hinfahren, nicht arbeiten, einfach nur gefüttert werden. Seit zwanzig Jahren arbeitet sie nicht mehr, sondern liegt mit einer sehr schmerzhaften rheumatischen Erkrankung im Bett oder sitzt nach ihren rund dreißig Operationen im Rollstuhl. There is no free lunch.
Doris Day hat Rock Hudson auch nicht bekommen
Du wolltest also etwas ganz anderes? Zum Beispiel einen Mann, der aussieht wie Rock Hudson. In einem großen Haus mit Terrasse leben, von der aus du ihm zärtlich zuwinkst, während dein Angetrauter sich in seinen Porsche setzt, um seinem Halbtagsjob als Vorstandsvorsitzender von IBM nachzukommen. In der Zwischenzeit wolltest du ein bisschen mit deinen Kindern am Pool spielen.
Da du nicht Doris Day bist, hast du bisher auch keinen Mann bekommen, der aussieht wie Rock Hudson. Was nachgerade gut so ist, denn wie wir posthum erfahren haben, war Rock Hudson sowieso nicht für Doris und schon gar nicht für dich verfügbar. Aber warum suchst du immer noch nach einem Mann, der so aussieht, wenn du schon mit 24 nicht ausgesehen hast wie Doris Day? Also, ein bisschen realistisch solltest du schon sein, in deinem Alter! Wenn du dir ein Leben als kariertes Maiglöckchen gewünscht hast, dann ist es kein Wunder, wenn du heute gefrustet bist.
Karierte Maiglöckchen
Wenn du Pech hast, ist dein Süßer tatsächlich Vorstandsvorsitzender. Du hast ihn in den letzten zwanzig Jahren ausschließlich bei gesellschaftlichen Veranstaltungen oder schnarchend im Bett gesehen, was aber auch nicht so schlimm war, denn Vorstandsvorsitzende, die wie Rock Hudson aussehen, sind eher in der Minderheit. Noch bevor der Angetraute morgens ganz wach ist, hältst du ihm einen Vortrag darüber, wie wenig Zeit er für dich hat. Und Porsche fährt er auch nicht, sondern wird jeden Morgen von Herrn Mausgrau mit einer S-Klasse abgeholt. Womit deinem Vortrag täglich ein jähes Ende beschieden ist.
Wenn du also bescheuert bist, suchst du immer noch den Vorstandsvorsitzenden. Da du aber inzwischen bereits graue Haare, eine eigene Meinung und ein eigenes Einkommen hast, sind deine Aussichten auf einen solchen Mann relativ gering. Deine Kinder sind bereits erwachsen und du träumst immer noch von dem Pool, der in deinem Garten einfach keinen Platz hat? Mädelchen, Mädelchen. So macht man sich wirklich unglücklich.
Stell dir vor, du sitzt in einem Hubschrauber
Schluss also mit den Träumen, die einfach nicht in Erfüllung gehen können. Entweder weil du so gar nicht leben willst oder weil sie karierte Maiglöckchen sind. Nutze die Nacht und denke nach, was du in Zukunft machen möchtest. Bisher hast du gelernt, dass du alles schaffst, was du dir vornimmst. Also nimm dir was vor. Hör aber bitte auf, dir selber Grenzen zu setzen. Im Zweifelsfalle mache das Fenster auf und lass frischen Wind herein. Gedanken wie „bisher habe ich es nur zur Sekretärin gebracht, das Höchste was ich erreichen kann, ist Chefsekretärin“ sind Quatsch mit Sauce. Es gibt unzählige
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