Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
seinen Blick nicht mehr von Lisas blauen Augen lassen.
Nachdem Lisa begriffen hatte, dass es letztlich um unser Alibi ging, wühlte sie sich in meinem Terminkalender bis zum Juni zurück, vergewisserte sich, dass die beiden Jungs den 21. Juni meinten, und las vor: »Frankfurt/Lage für evt.« - den Punkt las sie doch glatt mit - »Büro ansehen«.
Hagen dankte Lisa überschwänglich und schien ebenso erleichtert wie ich, dass ich für den fraglichen Tag ein ganz normales Alibi besaß.
Dem anderen Polizisten schien das anfängliche Misstrauen ebenfalls abhanden gekommen zu sein. Jedenfalls verabschiedeten sich die beiden Männer freundlich, wobei Hagen erwähnte, dass die ganze Geschichte ohnehin auch deshalb so albern sei, weil sie damals ja praktisch alle Hamburger Audis nach Spuren untersucht hätten.
»Alle?«, fragte ich und Hagen nickte.
»In Ihrem, der damals in einer Werkstatt gestanden hatte, hatten sich etwas normale Erde, Holzspuren sowie Fasern einer Decke gefunden. Jedenfalls keine Fasern von dem Sweatshirt oder den Hosen der Bremsnitzer Toten. Ich habe es extra noch einmal nachgelesen, bevor wir hierher gekommen sind.«
Ich lächelte gequält, als er das erzählte. Lisa schaute ebenfalls merkwürdig drein, doch ihr Gesicht überzog blitzartig ein ganz besonders breites Lächeln, als Hagen schließlich nach unserer Visitenkarte fragte. Vermutlich benötigte er sie nicht, weil er plante, mein Institut als Klient zu kontaktieren. Er dachte wohl eher daran, sich mit Lisa zu treffen. Zu wünschen war es Lisa, war doch aus der anfänglich so vielversprechenden Affäre mit Sven Schalmüller - jenem jungen Mann, der sie Wochen zuvor zum Zahnarzt gefahren und anschließend eine Woche lang mit Blumen geradezu überfallen hatte - nichts Ernsthaftes geworden. Leider.
Ich hatte mit Sven Schalmüller darüber hinaus einen solventen Klienten verloren, hatte der junge Bauingenieur doch gerade den Baustoffgroßhandel seines Vaters übernommen. Ich konnte den Verlust des jungen Mannes verschmerzen, Lisa hatte da schon eher Blessuren davongetragen. Allerdings waren sie schnell vernarbt, denn schließlich war sie mit Sven Schalmüller nur kurz zusammen gewesen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach, so muss man eingestehen, lag das vorzeitige Scheitern der Geschichte an Lisa, die dazu neigte, mit so viel Verve auf die Männer zuzugehen, dass der eine oder andere schon nach der zweiten oder dritten Verabredung panikartig das Handtuch schmiss. Seitdem Lisa sich von Fred getrennt hatte, hatte sie nämlich eine Art Torschlusspanik befallen. So geschah es immer mal wieder, dass sie den Jungs etwas von Heim, Herd und Kindern erzählte, wenn die gerade darüber nachdachten, ob sie Lisa ein zweites Mal zum Essen einladen mussten oder gleich mit ihr ins Bett gehen konnten.
Nun hatte ich mit Lisa zwar über ihr zu offensives Verhalten gesprochen, doch Lisa fand, dass sie mit ihren dreiundzwanzig Jahren einen festen Freund brauchte. Das war in Ordnung. Und es war auch okay, dass sie darüber nachdachte, wie viele Kinder sie einmal großziehen wollte. Nicht okay war, dass sie den Jungs gleich beim ersten oder zweiten Date ihre Zukunftsplanung um die Ohren haute. Das sah sie natürlich anders und sie ließ sich auch nicht belehren. Jedenfalls nicht von mir.
Doch zurück zu den zwei Polizisten.
Da Martin längst nicht mehr in meinem Haus wohnte und Laura den Audi in Martins Auftrag bereits vor Wochen abgeholt hatte, zogen die beiden mit Lauras Adresse und der Absicht davon, mit meinem Mann zu sprechen. Das würde natürlich ebenfalls nichts ergeben, da Martin nachweisbar aus St. Petersburg gekommen war.
Obgleich mir nicht sofort eingefallen war, was ich mit Lisa und Hedwig für den besagten 21. Juni als Alibi abgemacht hatte, war der Besuch der beiden Polizisten für Hedwig, Lisa und mich doch keineswegs überraschend erfolgt.
Hedwig telefonierte inzwischen täglich mit Hannes Larentius, und so waren uns die Thüringer Ereignisse und Konrad Schuhriegels Aktivitäten bekannt. Der Mann konnte und wollte keine Ruhe geben. Seine Penetranz ging so weit, dass er einen Brief an den Thüringer Innenminister geschickt hatte mit der Bitte, sich doch weiterhin intensiv um die Aufklärung der Leichenfunde zu bemühen. Wie Schuhriegel Larentius erzählt hatte, fühlte er sich diskriminiert, weil die Thüringer Kriminalpolizei seine Ermittlungsvorschläge ignorierte. Dabei seien die hervorragend. Glaubte Schuhriegel. Und der Minister hatte dann
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