Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
besaß.
Sie hatte Martin inzwischen eine eigene Wohnung in der Nähe der Elbe besorgt. Eine schöne, wie sie beteuerte, mit einem wunderbaren Blick auf den Fluss und die ein- und auslaufenden Schiffe. Außerdem betreue ihn ein privater, exklusiver Pfleger, der ihm die Einkäufe erledigte, die Wohnung putzte und seine Wäsche wusch. Auch den hatte sie organisiert.
Laura Hesselbach hatte sich an jenem Tag, als ich Martin vor die Tür gesetzt hatte, fest vorgenommen, anständig zu dem im Rollstuhl sitzenden Mann zu sein. Und sie hatte sich sehr bemüht. Immerhin hatte sie den endgültigen Auszug meines Gatten aus unserem Haus Ende August ganz allein organisiert. Doch schließlich hatte sie den Mann nicht mehr ertragen. Ständig hatte er rumgenörgelt, weil sie seine Hemden nicht so zusammenlegte wie Hedwig, seine Schuhe nicht putzte wie Hedwig oder seine Handtücher nicht so weichspülte, wie Hedwig es immer getan hatte.
Ob er jemals erwähnt hatte, dass auch ich etwas für ihn getan hatte? Hatte er nicht. Der Sack.
Martin hatte Laura mit seinen Attitüden jedenfalls an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben, so dass sie am Ende vor der Frage stand: Er oder sie? Die Antwort fand sie nach drei durchwachten Nächten und einem Hausarztbesuch: Ohne Wenn und Aber hatte sie ihn schließlich vor die Tür gesetzt. Sie lachte. Nicht in des Wortes eigentlicher Bedeutung wie ich, sondern sie hatte ihm zunächst ein Hotelzimmer im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten gebucht. Unter dem ging es ja nicht. Und dann hatte sie die neue Wohnung für ihn angemietet, eine möblierte, und ihn dort einquartiert.
Laura schluchzte auf. Sie hatte es einfach nicht ertragen, dass er wieder begonnen hatte, diese Baerenbaum zu treffen.
Auf meine Frage, woher sie das eigentlich wisse, druckste Laura ziemlich herum. Entweder, sie war dem Mann heimlich gefolgt oder sie vermutete die Dates einfach nur.
Nachdem ich das Gespräch mit Laura beendet hatte, rief ich Knut Meiser an, um zu fragen, ob Martin sich wieder mit Sarah Baerenbaum traf. Doch auch er konnte mir die Frage nicht beantworten. Er observierte Sarah Baerenbaum schon seit ein paar Wochen nicht mehr. Er fahndete im Übrigen auch nicht mehr nach dem Briefpapier.
Nach dem Auszug meines Gatten hatte es keine neuerlichen Drohbriefe an mich gegeben und für Meiser und mich war es vertane Zeit, nach einem anonymen Briefschreiber zu suchen, solange es keine Briefe an mich mehr gab. Gut, über den Stempel wussten wir, dass der Brief in Hamburg aufgegeben worden war. Doch was hieß das schon?
Meiser hatte pflichtschuldig das Seine getan, doch die Recherchen in den Kaufhäusern waren frustrierend gewesen und fruchtlos geblieben. O ja, der eine oder andere Kassierer hatte sich wohl an ein junges Mädchen, ein anderer an eine Frau in mittleren Jahren erinnern können, die lavendelfarbenes Papier gekauft hatten. Bedauerlicherweise beschrieb der Fachverkäufer die Frau in den mittleren Jahren dann aber so beliebig, dass man die Hälfte der weiblichen Wähler über fünfzig Jahre verdächtigen konnte. Braune Haare, mittelgroß, etwa Konfektionsgröße vierzig oder zweiundvierzig. Und wer wollte behaupten, dass ein hanseatischer Poststempel bewies, dass das Papier auch in Hamburg gekauft worden war? Das ist doch lächerlich, befanden Meiser und ich übereinstimmend und gaben die Suche auf.
Nun gut.
Nachdem die Baerenbaum vor meinem Haus so überraschend und schmerzlich erfahren hatte, dass mein Mann nicht nach Leningrad zurückgekehrt war und mitnichten daran gedacht hatte, sich für sie zu entscheiden, hatte sie Knut Meiser ihrerseits den Auftrag entzogen, mich und Laura weiterhin zu observieren. Allerdings hatte sie ihm zuvor eine Riesenszene gemacht und ihr Geld zurückverlangt. Eine solche Pfuscherei sei ihr noch nie begegnet. Ein Detektiv, der jemanden in St. Petersburg beschatten sollte und nicht einmal imstande war herauszubekommen, dass dieser Mann gar nicht in der Stadt war.
Meiser fand Sarah Baerenbaums Aufregung ebenso wie die Kündigung ihres Auftrages nur folgerichtig. Dennoch konnte er sich nicht vorstellen, dass das alles gewesen sein sollte, was wir von ihr hören würden. Meiser glaubte, die Geschichte mit der Baerenbaum könnte ein Nachspiel haben.
Ich wollte davon nichts wissen.
In den darauf folgenden Wochen hatte Knut Meiser es sich zur Gewohnheit gemacht, einmal die Woche abends bei mir vorbeizuschauen, ein Bier zu trinken und sich nach meinem Befinden zu
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