Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
ja auch geantwortet. Selbstverständlich würden die zuständigen Kriminalbeamten alles unternehmen, um den Fall zu lösen.
In Thüringen wurde im Oktober gewählt, erklärte Larentius die ministeriale Beflissenheit. Unaufgeklärte Verbrechen und beleidigte Dorfpolizisten konnte der Minister nicht gebrauchen und hatte sich wohl aus diesen Gründen persönlich mit Schuhriegels Brief befasst. Beziehungsweise sein Pressebüro, kommentierte ich, denn dass der Minister sich mit einem Dorfpolizisten auseinander setzte, schien mir eine zu absonderliche Vorstellung zu sein.
Darüber hinaus waren der Innenminister und der Hamburger Innensenator in derselben Partei. Da wüsste man doch, um was es eigentlich ginge, erklärte uns Hannes Larentius.
Unabhängig von Martins Anrufen hatte sich Laura Hesselbach über Wochen immer mal wieder gemeldet, um Auskunft über Martins gesundheitliche Fortschritte zu erteilen und sich auszuheulen. Martin traf die Baerenbaum weiterhin, trotz der Spuckeattacke und ihrer Backpfeife, was nach Laura Hesselbach nur einen Schluss zuließ: Die Frau musste Dinge draufhaben, die andere nicht konnten. Vielleicht sprang sie im Spagat vom Schrank, oder sie besaß eine saugstarke Zunge mit Turboantrieb.
Mir waren die Gespräche mit Laura Hesselbach lästig, war ich doch froh, in so relativ kurzer Zeit einen gewissen Abstand zu meiner Ehe und meinem ehemaligen Ehemann gewonnen zu haben. Ich wollte Auskünfte und so bat ich Laura Hesselbach nach einem halben Dutzend Gesprächen, ihre Anrufe zu unterlassen. Martin interessierte mich nicht. Dass er bald wieder der Alte sein würde, wussten Hedwig und ich ohnehin, und ob das nun zwei Wochen länger dauerte oder nicht, war mir herzlich gleichgültig. Erst recht interessierte mich sein Verhältnis zu Laura Hesselbach oder Sarah Baerenbaum nicht.
Oder nur so ein kleines bisschen. So ganz heimlich, mehr hinter meinem eigenen Rücken, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Nachdem Laura nun also folgsam aufgab, mich anzurufen, war ich zunächst erleichtert. Dann schlichen sich jedoch beim Zähneputzen, beim Duschen oder Haarewaschen immer mal wieder ganz hinterrücks Fragen nach Martin an. Was der wohl so macht. Und ob Laura ihm die Hemden bügelt und seine Unterhosen wäscht. Oder gibt sie alles in eine Wäscherei? Trinkt er mit ihr Champagner oder doch nur Prosecco? Kocht sie? Und wenn ja, was? Betrügt er sie? Leidet er, weil ich ihn verlassen habe - oder ist er etwa glücklich?
Derlei Fragen führten zu einer gewissen Erregung, verbunden mit einer Beschleunigung meines Pulsschlags.
Ein paar Tage lang zwang ich mich zu dem Versuch, das Gehirnareal, welches für dergleichen Aufregung zuständig ist, mittels autogenem Training stillzulegen. Nun bin ich in autogenem Training jedoch weder erfahren noch trainiert, und die Fragen nach Martin drangen immer häufiger und überraschender an die Oberfläche meines Bewusstseins.
Eine unangenehme Geschichte.
Da berechnete ich gerade die Menge Henna, die ich benötigte, um ein paar Strähnen ins Haar zu färben und - Peng! dachte ich an meinen zukünftigen Exmann und was der wohl so trieb. Und mit wem er wohl gerade das Bett teilte. Schon konnte ich das Strähnen abhaken, denn prompt begann ich zu heulen. Mich überrollte eine geradezu irrationale, blöde, ganz doofe, idiotische, durch nichts zu rechtfertigende Trauer. Glauben Sie mir. Ich empfand mich selbst als Brechmittel.
Mitunter stand ich am Fenster meines Büros, schaute in den Vorgarten und ertappte mich bei dem Gedanken, wie schön es doch wäre, führe jetzt der pompöse Audi meines Gatten auf der Auffahrt vor.
Unvermittelt saß mir eine dicke Depression im Nacken und nur das Wissen um die mich erwartenden Wonnen meines Hightechdildos verhinderten, dass ich heulend zusammenbrach.
So schaute es nämlich mit mir aus in jenem Herbst. Eine widerliche Situation.
Jedenfalls gelangte ich nach ein paar Wochen an einen Punkt, an dem ich die komplette Nullinformation über Martin kaum mehr aushielt. Ich gierte nach einer Information wie ein Suchtraucher nach der nächsten Zigarette, selbst wenn ich um die gesundheitsschädigende Wirkung wusste.
Und dann, etwa Mitte September, die Abende wurden zusehends kürzer und die beginnenden Herbststürme hatten die ersten Blätter von den Bäumen gefegt, überrumpelte meine Neugierde meinen Stolz und ich rief Laura an.
Laura Hesselbach wunderte sich über meinen Anruf, gewährte mir jedoch alle Informationen, die sie selbst
Weitere Kostenlose Bücher