Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
hervortreten.
Angetan mit dem dunkelblauen Kleid mit dem weißen Spitzenkragen, weißen Gesundheitssandaletten und einem leuchtend blauen Neopren-Nierengurt, unter dem das Lederfutteral mit dem Küchenmesser baumelte, trug sie in der linken Hand den quittegelben Sturzhelm und in der rechten einen kleinen Spankorb mit einer Kollektion Kräuter Die Kräuter kamen mir gerade recht. Ich schnappte mir den Korb mit den Pflanzen und ging nach hinten auf das Grundstück, um Eules Buddelstelle zu begrünen. Ich hoffte sehr, die Hündin wäre durch die intensiven Gerüche so irritiert, dass sie die Suche nach dem Schädel oder Martins Sachen aufgab.
Noch während ich den Boden für die Pflanzen vorbereitete, eilte Knut Meiser über den Rasen auf mich zu. Hinter ihm rannte Hedwig, die sich mühte, mit ihm Schritt zu halten.
»Hallo, Herr Meiser«, begrüßte ich ihn in der Hoffnung, er käme nicht extra hierher, um mir die Leviten zu lesen.
»Wenn Sie noch einmal die Baerenbaum treffen und mich nicht darüber informieren, lege ich umgehend meinen Auftrag nieder. Ist das klar?« Meisers Stimme zischte wie ein Wasserkessel unter Überdruck, der bereit war, jeden Moment zu explodieren.
»Sind Sie eigens deswegen hergekommen? Um mir das anzudrohen?«
Ich richtete mich auf und sah ihm ins Gesicht.
»Sicher, oder nein, ich hab mir auch Sorgen gemacht, als ich erfuhr, dass die Baerenbaum bei Ihnen ist. Man weiß ja nie. Und ob Sie sich unter Kontrolle haben, das weiß man bei Ihnen auch nicht wirklich.« Seine Stimme vibrierte noch immer zornig.
Meiser und ich stritten uns auf eine spielerisch harmlose Weise darüber, ob ich ihn informieren musste oder nicht. Hedwig stand schweigend daneben und Eule rannte mit einem zerknautschten Gummiball im Maul auf uns zu und jaulte glücklich, weil sie so viele Menschen traf. Sie versprach sich einen Spielgefährten, doch keiner von uns unternahm Anstalten, mit ihr um den Ball zu zerren.
Derweil sich Eule abwartend zu unseren Füßen legte, versprach ich Meiser schließlich hoch und heilig, ihn das nächste Mal zu informieren, sollte Sarah Baerenbaum mich anrufen oder gar aufsuchen.
Ich war mir nach dieser Szene vor meinem Haus jedoch fast sicher, dass ich nie wieder etwas von ihr hören würde.
Meiser blieb skeptisch. Er sollte Recht behalten.
13
Der Sommer verging, die Nächte wurden kühler und die Stadt atmete auf. Ein paar meiner remontierenden englischen Rosen blühten vereinzelt nach, doch die überbordende Blütenpracht war vorbei. Den Apfelbaum, der die Terrasse den ganzen Sommer lang so wohltuend überschattet hatte, hatten Hedwig und ich Ende August abgeerntet. Einen Teil der Apfelernte hatte Hedwig als Apfelmus eingekocht, den weitaus größeren Anteil der Ausbeute allerdings auf Stiegen im Keller gestapelt. Wir hofften, dass die prachtvollen, grüngelben Augustäpfel sich die nächsten zwei, drei Monate hielten, denn nichts war dem süßlich sauren Geschmack der selbst geernteten Apfel vergleichbar.
Martin hatte immer mal wieder angerufen, doch ich hatte jedes Gespräch verweigert. Sein Besuch bei meiner Mutter und die Bitte, sich doch für unsere Ehe, das heißt für ihn, einzusetzen, hatten ebenfalls zu nichts geführt. Entnervt hatte Martin irgendwann ins Telefon gepöbelt, ihm reiche es jetzt. Seitdem - das mochte drei, vier Wochen her sein - hatte ich nichts mehr von ihm gehört.
Ich vermisste nichts, mir fehlte nichts und das war gut so.
Die zwei jugendlichen Polizisten, die sich Martins A8 angesehen hatten, als Hedwig und ich in Bremsnitz unterwegs gewesen waren, kamen Anfang September erneut vorbei. Der Fall der Thüringer Leichen war ungeklärt geblieben und die Kriminalpolizei fahndete immer noch nach einem Audi A6 oder A8 und einem Opel, wobei den beiden Polizisten offenbar entgangen war, dass Lisas Opel wie jeden Tag vorn auf der Straße parkte.
Ihr erneuter Besuch war den beiden Polizisten sichtlich unangenehm und sie entschuldigten sich wortreich. Doch es gab ein zweites Ersuchen aus Thüringen, sämtliche Hamburger Audi-Besitzer erneut zu überprüfen. Ihre Kollegen auf dem Revier waren alle gleichermaßen stinkig, dass sie noch einmal losgeschickt wurden. Allerdings hatte der Hamburger Innensenator persönlich um diese zweite Überprüfung gebeten und da mussten sie eben ran. Als ob sie nichts Besseres zu tun hätten.
Die Hamburger Polizei galt seit Jahren als personell unterbesetzt und sollte sich nun mit solch einem bescheuerten Ansinnen
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