Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
goldfarbenem Paisleymuster.
»Das weiß ich alles nicht. Das sind so neumodische Sachen. Davon versteht unsereins einfach nichts mehr.«
»Und wie ist es nun mit Herrn Schuhriegel? Über den wollten Sie ja eigentlich erzählen«, lenkte ich von dem Storch ab.
»Ach so, ja. Ja, ja. Das wollte ich erzählen. Wissen Sie, der Schuhriegel, der hat bei sich zu Hause eine Tafel aufgehängt, so eine Pinnwand. Und an der hängen jetzt säuberlich alle Aussagen von den Zeugen. In durchsichtigen Plastikmappen. Meine auch. Dabei hatte ich gar nichts zu sagen, weil ich ja nichts wusste. Das beeindruckte Schuhriegel aber nicht. Ich glaub, der Konrad wird allmählich altersstarrsinnig. Diese Kalkablagerungen. Sie wissen schon, nicht wahr? Da werden die Menschen schließlich ganz streitsüchtig davon. Kennen Sie das?«, fragte er an mich gewandt, derweil ich ungeduldig mit dem Kopf nickte. »Und dann hat er sich in den Kopf gesetzt, nach Bern zu fahren und die zwei Damen zu befragen. Und Sie beide will er hier in Hamburg auch noch aufsuchen.«
Kaum hatte er ausgeredet, verschwand Hedwig kommentarlos aus der Küche. Sie hatte ihr Kartoffelmesser ins Futteral geschoben, beides mit einer heftigen Bewegung auf den Tisch geworfen, sich umgedreht und war aus dem Haus gerannt. Larentius schaute mich irritiert an.
»Dass Schuhriegel keine Ruhe gibt, ich glaub, das regt sie furchtbar auf. Und wenn sie erregt ist, dann geht sie ihren Hüpfekasten springen. Sie erinnern sich bestimmt - Sie sind doch selbst schon in Ockersdorf mit ihr gesprungen.«
Larentius nickte und fragte mich, ob es Zweck habe, ihr zu folgen. Ich zuckte mit den Achseln, woraufhin Larentius mit der Bemerkung aufstand, dass ein Versuch keinesfalls schaden könne, zumal Hedwig für die Hüpferei doch viel zu schwach sei.
»Und sagen Sie ihr bitte, dass der Mann gar kein Recht hat, uns zu befragen. Sie soll also nicht verrückt spielen«, bat ich ihn.
Ich sah die beiden an dem Samstag nur noch kurz. Hedwig versuchte in ihrer Aufregung tatsächlich zu hüpfen, beruhigte sich aber schließlich und lud Larentius zu einer Stadtrundfahrt auf ihrer Vespa ein, um ihm den Hafen und die Alster zu zeigen. Ein zweiter Helm lag seit Jahren in unserer Garage, da die Vespa ursprünglich dazu gedacht gewesen war, Martin oder mich durch den dichten Stadtverkehr zu bringen. Als wir dann feststellten, dass wir trotz der erheblichen Parkplatzprobleme in der Innenstadt den Motorroller viel zu selten nutzten, überließen wir ihn Hedwig, die sich freute wie ein Kind. Schon in den fünfziger Jahren war Hedwig für ihre Einkäufe und anderweitigen Besorgungen mit einem Motorroller unterwegs gewesen und der Gedanke, nach Jahren der Abstinenz wieder einen Roller zu fahren, beglückte sie.
Bevor wir ihr den Motorroller überließen, drangen Martin und ich darauf, dass sie ein paar Fahrstunden nahm, denn der Verkehr war über die Jahrzehnte sehr viel dichter geworden und die Autofahrer sehr viel aggressiver. Hedwig hatte pflichtschuldig ihre Fahrstunden absolviert und düste seither trotz ihres hohen Alters unfallfrei durch Hamburg.
Man musste sich also um Hannes Larentius keine Sorgen machen. Als Hedwigs Sozius würde er einen angenehmen Samstag in Hamburg verbringen und am Abend mit Hedwig vielleicht noch etwas essen gehen.
Ich war versorgt. Mittags hatte ich den Mohrrübeneintopf und für den Abend einen gefüllten Kühlschrank.
Gegen Mittag rief Knut Meiser an und erkundigte sich, ob bei mir alles okay sei und wie es Larentius ginge. Ich beruhigte Meiser, dem Mann ginge es blendend, lediglich sein Ischiasnerv habe ihm nach der Nacht unter freiem Himmel zu schaffen gemacht, doch nun sei er bei meiner Haushälterin in den besten Händen. Meiser erinnerte mich daran, ihn sofort anzurufen, wenn Sarah Baerenbaum komisch wurde. Ich versprach es und legte auf.
Und dann kam sie tatsächlich.
Stand vor der Tür, die üppige rote Mähne mit einer Spange gebändigt und schaute mich herausfordernd an.
Ich begrüßte sie mit aller gebotenen Höflichkeit, führte sie nach hinten auf meine Terrasse und bot ihr einen Kaffee oder Eistee an. Sie schaute erst mich an, dann auf ihre Armbanduhr. Eine Patek Philippe. Darunter ging es wohl nicht mehr.
»Weder noch. Einen Wodka Lemon, bitte.«
Ich verschwand im Inneren des Hauses und bereitete einen Wodka Lemon zu. Als ich zurückkam, stand Sarah Baerenbaum am Aufgang der Terrasse und blickte auf die Rosen. Hinter ihr stand Eule und schaute auf Sarah
Weitere Kostenlose Bücher