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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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Haare ergriff, mit der anderen an Lauras Handgelenk zerrte und ihren Kopf darunter hin und her wand.
    Ich hörte Martins Stimme: »Lass sie los, um Gottes willen, Laura, beruhige dich! Bitte!«
    Ha!, war alles, was ich denken konnte, Laura musste es ähnlich gehen. Sie starrte ihm ins Gesicht, ließ die Haare los und schubste die Frau zur Seite. Sarah Baerenbaum fiel stolpernd einem älteren Herrn in die Arme und Laura zischte Martin etwas zu, das ich nicht verstand.
    Einige Leute beobachteten die Szene immer noch teils mitleidig, teils schadenfroh grinsend, andere eilten dem Ausgang zu. Letzteren schloss ich mich an. Ich hatte die Nase voll. Ich hatte hier nichts verloren. Sollte das Trio doch zusehen, wie es klar kam. Ich würde mir meinen Mann zu Hause vornehmen.
    Zunächst einmal brauchte ich dringend ein wenig Ruhe zum Nachdenken, zum Sortieren dessen, was ich da gerade erlebt hatte.
    Sehr scheißescheiße.
    Das Wochenende mit Martin konnte ich definitiv abhaken. Vielleicht sogar meine Ehe. Auf jeden Fall konnte ich die weiße Luxus-Unterwäsche in den Tiefen meines Kleiderschrankes vergraben, sobald ich zu Hause war. Die wurde ganz bestimmt nicht mehr gebraucht.
    Auf der Heimfahrt brabbelte ich wie aufgezogen vor mich hin: »Ich bin ganz ruhig und entspannt. Arme und Beine sind ruhig und entspannt. Die Wangenmuskulatur ist ruhig und entspannt.«
    Dieses ganze Zeug, das sich autogenes Training nennt und erfahrungsgemäß nur dann klappt, wenn man ohnehin entspannt ist.
    Ich war definitiv nicht entspannt.
    Mein Fuß auf dem Gaspedal zitterte, meine Hände umklammerten das Lenkrad, als hinge mein Leben daran, und ein Blick in den Rückspiegel offenbarte mir, dass ich kurz davor stand durchzudrehen. Meine Augen starrten mir mit einem Ausdruck irrer Verständnislosigkeit entgegen. Fehlte nur noch, dass mir die Haare zu Berge standen. Taten sie natürlich nicht.
    Vor mir schaltete in dem Augenblick, in dem ich mich im Spiegel betrachtete, eine Ampel auf Rot. Ich bremste hektisch - oder glaubte zu bremsen. Mein zittriger Fuß fand entgegen meinem Willen den Weg nicht zur Bremse, sondern zurück aufs Gaspedal. Krachend fuhr ich auf meinen Vordermann auf. Ich erwischte einen Mercedes.
    Mein Kopf knallte durch den Aufprall nach vorn - mitten hinein in den Airbag des A8. Na, jedenfalls funktionierte er, wie es sich gehörte.
    Während ich mich durch den Ballon wühlte, öffnete jemand die Fahrertür. Der Typ, der mir seine Visitenkarte überreicht hatte, schaute herein. »Alles in Ordnung?«
    »Nichts ist in Ordnung. Das sehen Sie doch«, fauchte ich, während er mir die Hand reichte und aus dem Auto half.
    Er stützte mich auch dann noch, als ich längst stand. Ich zitterte wie Espenlaub.
    »Gestatten Sie, Knut, Knut Meiser.«
    »Claire Hillger.«
    Der Mann musterte mich, als sei ich reif für die Notschlachtung.
    »Hören Sie, Sie können in dem Zustand unmöglich noch weiterfahren. Lassen Sie das Auto hier stehen. Ich fahre Sie.«
    »Das kann ich nicht stehen lassen, es gehört meinem Mann«, murmelte ich und entwand mich der Hand, die meinen Unterarm stützend hielt.
    »Kommen Sie, so wie Ihr Kühler und Ihre Motorhaube aussehen, dürfte der Wagen kaum mehr fahrtauglich sein. Rufen Sie den ADAC an und lassen Sie ihn in die nächste Werkstatt schleppen. Das ist eindeutig vernünftiger. Sie waren doch vorhin auf dem Flughafen schon völlig durch den Wind.«
    »Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir!«
    »Tut mir Leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Dennoch sollten Sie nicht allein fahren.«
    »Ja und? Wie komme ich hier weg?«
    »Ich fahre Sie.«
    »Sie?« Ich betrachtete den Mann, der sich als Knut Meiser vorgestellt hatte, etwas genauer. Kantiges Gesicht, Anfang fünfzig, athletisch-bulliger Körperbau, braune, nette Augen. Nicht mein Typ, wie ich trotz meiner Anspannung wahrnahm. Ich stehe nicht auf braune Augen.
    »Ja, ich. Kommen Sie, lassen Sie uns den ADAC anrufen.«
    Ich wehrte mich nicht länger gegen den Vorschlag. Ich war zu erschöpft. Gemeinsam mit Knut Meiser und seinem Sohn, der inzwischen aus dem Auto gestiegen war, warteten wir auf den ADAC, der innerhalb einer Viertelstunde kam, und erledigten die Formalitäten, um das Auto in die Werkstatt schleppen zu lassen.
    Meisers Mercedes hatte durch den Aufprall einiges abbekommen. Die Stoßstange zierte eine tiefe Delle, das linke Rücklicht war im Eimer, der Kotflügel hin. Das erklärte mir Meiser, während wir warteten, beruhigte mich aber zugleich,

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