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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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mich der Anblick ihrer Tränen. Ich ließ den Kerl vor mir los.
    »Ist das da Ihr Mann?«, fragte er.
    »Das geht Sie einen Scheißdreck an«, blaffte ich und wollte mich an ihm vorbeischieben.
    »Hier nehmen Sie.« Er drückte mir eine Visitenkarte in die Hand. »Vielleicht kann ich Ihnen gelegentlich behilflich sein.«
    Bevor ich reagieren konnte, hatte er sich von mir weggedreht und eilte auf einen zirka sechzehnjährigen Jungen zu, der aus dem Ankunftsterminal trat und unter einem riesigen Rucksack suchend hervor lugte.
    Ich blieb allein zurück, steckte die Karte unbesehen in die Seitentasche meines Anzugs und starrte von Laura auf Martin, auf Sarah und zurück. Martin hielt die Frau noch immer umfasst, während sie wie ein Wasserfall auf ihn einredete. Sarah Baerenbaum, die von mir einen Mann beschafft haben wollte und der ich jedes Wort aus der Nase ziehen musste, quatschte ohne Punkt und Komma auf Martin ein, während ein selig-blödes Grinsen seine Lippen umspielte. Laura hatte den Arm sinken lassen und starrte ebenso gebannt wie ich auf das Paar.
    Ich kam mir vor wie in einem Film, den ich nicht sehen wollte. Ratlos und überfordert von dem Geschehen vor mir, wusste ich nicht, was ich tun sollte.
    Ich wusste nur eines: Gemütlich würde dieses Wochenende nicht werden, denn ich war sauer. Stinksauer. Zum Dreinschlagen enttäuscht, zu Tode verletzt, zum Schreien wütend.
    Und mir war übel. Kotzübel. Die Übelkeit fraß sich vom Magen über die Speiseröhre in Richtung Mundhöhle, gemächlich, nichts überstürzend. Ich schluckte nervös, um den Brechreiz aufzuhalten. Ich konnte unmöglich zwischen all diesen Menschen auf den marmorierten Boden des Flughafens spucken, selbst wenn ich gerade begriff, dass mein Mann ein Verhältnis mit seiner Sekretärin hat oder zumindest gehabt hatte, ihm das aber offensichtlich nicht langte und er darüber hinaus eine Geliebte beglückte, die meine Klientin war. Da durfte einem selbst in meinem Alter und bei meiner Erfahrung schon mal schlecht werden.
    Immerhin verfolgte ich keine Daily Soap, wobei weder »Lindenstraße« noch »Der Prinz von Bei Air« solche Geschütze auffuhren. Nein, diese Geschichte lief auf dem Hamburger Flughafen ab. Live. Und sie widerfuhr nicht irgendeinem Serienhelden, sondern mir. Ausgerechnet mir passierte da etwas richtig Entsetzliches, etwas, mit dem ich nie im Leben gerechnet hatte und auf das ich nicht vorbereitet war.
    Ich meine, verstehen Sie? Liebhaber sind etwas völlig anderes. Also für mich jedenfalls.
    Die Typen kommen und gehen. Sie sind absolut bedeutungslos und bedrohen meine Ehe in keiner Weise. Niemals würde ich auch nur einem von ihnen gestatten, mich vom Flieger abzuholen oder in meine Ehe einzubrechen.
    Das hier war aber von einem anderen Kaliber.
    Solche Geschichten widerfuhren einem niemals selbst. Das waren die Dramen, von denen man hörte, dass sie dieser oder jener Bekannten von dem und dem passiert waren. Da sagte man dann bedauernd: »O Gott, wie furchtbar. Die arme Frau«, dachte vielleicht ab und an über die betrogene Person nach und widmete sich dann wieder den eigenen Angelegenheiten.
    Doch auf einmal saß ich selbst im Zentrum einer solchen Gemeinheit. Wobei das Perfide darin bestand, dass ich mir um meiner Ehe willen einen Haufen Ärger auf den Hals geladen hatte. Ich hatte meinen Liebhaber abserviert. Der hatte sich prompt eine Überdosis Drogen einverleibt und war ihr dann auch noch erlegen. Verdammter Idiot. Und Martin?
    Diese Mistkrücke hatte nichts Besseres zu tun, als sich von seinen Geliebten abholen zu lassen. Oder wie sollte ich Laura und die Knutscherei mit Sarah Baerenbaum interpretieren? Laura Hesselbach ging ja noch. So halbwegs. Sie war vierzig Jahre alt, schlank, mittelgroß und trug die knallrot gefärbten Haare raspelkurz, was ihrem ohnehin herben Äußeren die Ausstrahlung einer Kampflesbe gab. Außerdem ließ der platte Hintern sehr zu wünschen übrig, weshalb ich nie auf die Idee gekommen wäre, mein Mann tausche mit einer solchen Frau seine Körperflüssigkeit aus.
    Martin fand heruntergehungerte Mannweiber und Hinterteile, die ihn an Quarktaschen erinnerten, absolut unerotisch.
    Und außerdem hatte Lizzie, die Laura von früher kannte, mir erzählt, Laura würde seit ihrer Scheidung vor vier Jahren zu viel trinken und so gut wie nichts essen. Sie befürchte, sie würde zu fett, was dümmliches Geschwätz war. An ihrer Figur gab es lediglich die der Schwerkraft nicht mehr Paroli bietenden

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