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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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zwischen Milchkartons, Filtertüten und Plastikverpackungen landete, und entsorgte den Sack draußen im Müllcontainer.
    In dieser sündhaft teuren Superspitze würde mich niemand mehr sehen. Basta.
    Natürlich konnte die Spitzenwäsche nichts für meine Frustration. Schließlich bin ich nicht blöd. Oder wenn, dann nur so ein klitzekleines bisschen.
    Dennoch konnte ich mich nicht gegen das zwanghafte Entsorgen der Beweise für meine schmähliche Erniedrigung wehren. Und ich fühlte mich so gottverdammt erniedrigt, entwürdigt, beleidigt.
    Ich löschte die Lichter, verkroch mich in mein Bett - und wartete. Entgegen jeder Vernunft. Ich wartete endlos lange, bangend, jeden Augenblick das Geräusch zu vernehmen, mit dem der Schlüssel vergeblich ins Schloss gesteckt würde, harrte ungeduldig auf ein stürmisches Klingeln, ein Pochen an der Tür, auf laute Rufe. Nichts geschah.
    Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, knüllte mir das Kopfkissen um Ohren und Augen, in der federweichen Umhüllung Schutz und Trost suchend. Tränen schossen erneut hervor und benetzten das Kissen warm und feucht.
    Trotz meines Kummers muss ich irgendwann eingeschlafen sein, denn ich erwachte von einem nervtötenden, penetranten Klingeln. Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf, um dem schrillen Ton zu entkommen.
    Es läutete weiter. Schließlich klingelte das Handy. Ich ignorierte auch das. Es war kurz vor zwei Uhr.
    Sollte der Mann, auf den ich mich noch Stunden zuvor gefreut hatte, doch schlafen, wo er wollte. Bei mir schlief er nicht.
    Das hatte er sich verscherzt.
    Meine Konsequenz kostete mich einiges. In meiner Haut tanzten die Nerven Rock‘n‘Roll, in meinem Kopf wühlte das Chaos und ich fühlte mich hundsmiserabel, auch wenn ich mich im Recht wähnte.
    Ich wäre so gern aufgestanden, hätte so gern ungeschehen gemacht, was ich auf dem Flughafen erlebt hatte, hätte meinen Mann so liebend gern neben mir liegen gehabt, mich von ihm in die Arme nehmen und mir versichern lassen, wie froh er sei, endlich bei mir zu sein. Stattdessen lag ich hier allein und hatte nicht einmal einen Liebhaber parat. Sie wissen schon, dieses stimmungsaufhellende Johanniskraut gefrusteter Mittvierzigerinnen.
    Irgendwann erstarb das Läuten.
    Ich drehte mich um und versuchte wieder einzuschlafen. Vergeblich. Durch meinen Kopf tobten Laura, Sarah Baerenbaum, Meinhard, das Auto, Gregor und meine Situation.
    Ich stand schließlich auf, machte Licht und ging hinüber in Martins Arbeitszimmer.
    Ich wollte Gewissheit. Irgendwoher, irgendwie.
    Normalerweise war es nicht meine Art, in den Unterlagen meines Mannes zu wühlen. Das wusste Martin und so ging er mit seinen Rechnungen und Briefen sorglos um. Doch außergewöhnliche Situationen rechtfertigen außergewöhnliche Maßnahmen, nicht wahr? Und meine Ehe befand sich in einem Ausnahmezustand.
    Ich begann mit dem Durchforsten von Martins Handyrechnungen, die er säuberlich in einem Aktenordner abgeheftet hatte. Ich ging die Rechnungen der letzten sechs Monate durch, also bis Januar zurück.
    Ich begann jede einzelne gewählte Nummer auf einem Zettel aufzulisten und jedes Mal einen Strich zu machen, wenn sie sich wiederholte.
    Ich fand Lauras Handynummer als eine der ersten, die sich regelmäßig wiederholte. Martin hatte sie täglich angerufen. Bevorzugt, wenn er sein Büro verlassen hatte und auf dem Heimweg war. Die Zeiten schwankten zwischen 18.30 Uhr und 21.00 Uhr. Hätte ich Laura nicht auf dem Flughafen erlebt, ginge diese Telefoniererei als normal durch. Schließlich war sie seine Sekretärin. Aber so?
    Ich suchte die Rechnung für Mai, die Martin noch nicht abgeheftet hatte, und fand sie in einem verschlossenen Umschlag innerhalb eines Stapels von Briefen, der auf seinem Schreibtisch lag. Ungeniert öffnete ich ihn.
    Scham hin, Intimsphäre her. Ich wollte die Wahrheit wissen, nur die Wahrheit. Und ein Mann, der mich hinterging, konnte nicht mehr damit rechnen, dass ich seine Privatsphäre respektierte. Egal, was wir uns geschworen hatten, bevor wir heirateten. Damals hatten wir uns, berauscht von der Größe unserer Liebe, zugesichert, niemals und unter keinen Umständen in den Sachen des anderen zu wühlen.
    Das Versprechen interessierte mich nicht mehr. Wir hatten uns auch versprochen, einander zu lieben, zu ehren und zu achten. Daran hielt sich mein Mann nur nicht. Oder sollte ich seine Freundinnen als Ausdruck tiefster Achtung und größten Respekts werten? Und weshalb sollte ich die Einzige

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