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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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das denn glauben? Bei der Knutscherei jedenfalls ist das mehr als gelogen.«
    »Laura hat es geglaubt.«
    »Dazu braucht man einen IQ, der einen für die Sonderschule qualifiziert. Leider hab ich es dahin nie geschafft. Und nur mal so nebenbei: Weshalb hab ich noch nie was von der Baerenbaum gehört? Und wieso holt sie dich ab? Noch dazu an dem einzigen Wochenende seit... Wochen, das wir miteinander verbringen können?«, schluchzte ich auf.
    »Weil ich sie gebeten habe.«
    »Ach ... Das ist ja eine Superansage!« Mir dämmerte, dass ich seit geraumer Weile zu meinem Mann aufsah. Wollte ich ihn zur Rede stellen, war das psychologisch eine echt bescheuerte Position.
    Ich erhob mich ohne seine Hilfe vom Fußboden und rieb mir mit der rechten Hand den Hintern, während die linke versuchte, die Tränenspuren aus dem Gesicht zu wischen. Mascara zeichnete sich an den Fingerkuppen ab. Dabei sollte die wasserresistent sein. Was für ein Fehlkauf. Während ich gedankenverloren auf die Mascara an meinen Fingern starrte und beschloss, meine Kosmetiklinie zu wechseln, begann mein Gatte, sich zu rechtfertigen. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu.
    »Sarah Baerenbaum ist... du weißt doch, diese Jugendliebe von mir.«
    »Was für eine Jugendliebe?« Ich stutzte. In den Tiefen meiner Erinnerung vermeinte ich mich an eine Sarah zu erinnern, von der Martin mir mal erzählt hatte. Aber die musste viel älter sein.
    »Sarah Baerenbaum ist doch viel zu jung. Und außerdem: Ich denke, die hast du seit der Trennung - wie lange ist das her?«
    Ich sah von meinen Fingern auf.
    »Über zwanzig Jahre.«
    »Ja, siehst du! Ich denke, die hast du seit damals nie wieder gesehen. Und jetzt holt die dich ab? Und Laura Hesselbach, was macht die Kuh da überhaupt? Die soll deine Ablage organisieren und deine Termine verwalten. Von Abholen steht nix in ihrem Arbeitsvertrag. Also, vielleicht erklärst du mir auch das besser mal?«
    »Ja, das war ein wenig unglücklich«, wand sich Martin.
    »Unglücklich nennst du das? Das war das Beschissenste, Demütigendste und Gemeinste, was ich jemals erlebt habe!«
    »So meine ich es doch gar nicht. Claire, hör mir zu. Und sei einmal in deinem Leben sachlich. Ich bitte dich.«
    »Komm mir nicht damit. Nicht mit dem Scheiß. Ich bin sachlich. Ich bin immer sachlich.« Meine Stimme schoss in himmlische Sphären. Ich kreischte mal wieder.
    »Bist du nicht. Das ist ja das Problem.« Martins Augen verengten sich zu feinen Schlitzen. Er war mindestens genauso wütend wie ich, allerdings beherrschte er sich besser. Auf seiner Stirn machte sich eine Falte breit, die oberen Augenlider flatterten kaum merklich. Das hätte es früher nicht gegeben. Der Mann alterte.
    Die Erkenntnis gefiel mir, signalisierte sie doch, dass Martin dem emotionalen Stress irgendwann - ich hoffte bald - nicht mehr gewachsen sein dürfte. Schadenfroh schraubte ich meinen Wutlevel herunter.
    »Bin ich doch. Egal, was du sagst. Du hättest nur gern, dass ich es nicht bin.« Meine Stimme hatte sich entspannt und nahm wieder ihre normale Tonlage an.
    »Aha.« Martin sah mich ironisch lächelnd an. »Sachlich bedeutet also bei dir, mich mit Fäusten zu bearbeiten und den Mantel zu ruinieren.«
    »Den hast du doch selbst ruiniert.« Cool, ich war jetzt echt cool drauf. Ein Zustand, der mir auch wesentlich besser gefiel als diese hysterischen Ausraster.
    Immerhin kontrollierte ich normalerweise alles: meine Angestellten und meine Liebhaber, meine Zeit und meine Gefühle.
    Dachte ich jedenfalls bislang.
    Wobei meine Selbstkontrolle allerdings ganz offensichtlich proportional zur Intensität der Gefühle abnahm, während die Intensität der Gefühle proportional zur Anzahl der Geliebten zunahm. Damit wuchs natürlich direkt proportional auch der Grad meiner Verletzbarkeit. Ist ja klar, nicht wahr? Soll eine ganz normale, psychologische Geschichte sein, wenngleich mir diese Kausalität masochistisch und mit einem Hauch von Selbstverstümmelung garniert zu sein schien.
    Als Frau ist man da ganz schön angeschmiert, denn das Blöde ist, ändern lässt sich dieses Zusammenspiel nicht. Hängt irgendwie mit dem evolutionären Erbe zusammen.
    Ich machte also drei Kreuze, dass ich mich meinem Verletzungspotential zum Trotz wieder einigermaßen im Griff hatte.
    »Ach, so läuft der Hase? Du meinst, ich hätte den Mantel nicht wegziehen sollen?«, fragte Martin.
    »Genau. Hättest du ihn in Ruhe gelassen, wäre nichts passiert.«
    »Claire, du benimmst dich wie ein

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