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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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Ästen eines Apfelbaumes fast unsichtbar in einer der Straße zugelegenen Ecke stand. Ich betrat den Schuppen, schaltete das Licht ein und betrachtete die Axt, die an einer Aufhängung an der rückwärtigen Wand befestigt war. Unser Aushilfsgärtner spaltete mit ihr alljährlich im Herbst das Kaminholz zur rechten Größe. Spalten konnte man damit auch anderes, durchfuhr es mich, als ich sie in die Hand nahm und mit dem Zeigefinger behutsam auf der Schneide entlangstrich.
    Ich ergriff die Axt beim Schaft und kehrte zurück auf die Terrasse. Dort kroch ich wieder in meinen Strandkorb und strich noch einmal zärtlich über das scharf geschliffene Blatt, bevor ich die Axt hinter mich legte und einschlief.
    Eine kühle Hand strich über meinen Arm und ich kam langsam zu mir.
    »Willst du einen Kaffee?« Hedwig stand über mich gebeugt, die Sonne linste ihr über die Schulter und blendete mich. Ich blinzelte in den Morgen. Den Sonnenaufgang hatte ich verschlafen. Schade.
    »Ja, das wäre nett. Wie spät ist es?«
    Ich richtete mich auf, griff nach der Kaffeetasse, die ich neben dem Strandkorb abgestellt hatte, und gab sie ihr.
    Von nebenan hörten wir die aufgeregt helle Stimme Marie Overluts, die nach Eule rief. Hedwig und ich sahen uns an und grinsten. Wahrscheinlich lag Eule gerade auf Hedwigs Terrasse und schlief in der Morgensonne. Dort lag sie manchmal aus Gründen, von denen Hedwig und ich nichts wussten, jedoch vermuteten wir, dass Eule sich immer dann für ein kleines Nickerchen auf Hedwigs Terrasse entschied, wenn ihr Marie Overluts Gekreische auf die Nerven ging. Und das geschah mit verlässlicher Regelmäßigkeit und in letzter Zeit immer häufiger.
    Marie Overluts Geschrei nervte selbst Hedwig und mich.
    Während Hedwig also auf ihre Uhr blickte und »Viertel nach acht« antwortete, bemerkte ich, dass sie die Verbände an ihren Händen entfernt und durch Pflaster ersetzt hatte. Überflüssig zu sagen, dass weder die Verbände noch das Pflaster notwendig gewesen waren. Aber nun gut. Sollte sie ein wenig Aufmerksamkeit erfahren, ein bisschen Mitleid einheimsen.
    »Ich könnte jetzt einen Milchkaffee vertragen. Schaffst du das?«
    »Ich denke schon .« Hedwig lächelte zu mir herunter. »Kann ich dir sonst irgendwie helfen?«
    »Stell Marie Overlut ab.«
    Hedwig gluckste. »Und im Ernst?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hat Martin dir nicht erzählt, dass er gestern bei mir auf der Couch geschlafen hat und wir noch ein langes Gespräch hatten?«
    »Nein.« Ich hatte ihn nicht gefragt, irgendwie war mir das in dem ganzen Tohuwabohu entfallen. Ich hatte angenommen, er sei in ein Hotel gegangen. Dass er nachts noch einmal zu seinen Freundinnen führe und Einlass begehrte, das hatte ich mir nicht vorstellen können. Die hätten ihm nach dem Theater auf dem Flughafen doch glatt einen Vogel gezeigt.
    Ich schaute zu Hedwig hoch, die sich nunmehr verschwörerisch zu mir herunterbeugte, um mir mit flüsternder Stimme zu erklären, ich wisse ja, dass sie treu zu mir stünde, auch wenn sie Martin sehr schätze. Aber Familienbande gingen nun mal vor. Wenn ich also ein Problem hätte, könnte ich mich durchaus vertrauensvoll an sie wenden. Gemeinsam fänden wir immer eine Lösung.
    Ich schaute überrascht auf und lehnte das Ansinnen freundlich, doch entschieden ab. Ich musste aufpassen, die Distanz zu wahren, sonst kontrollierte Hedwig mich eines Tages mehr, als mir lieb sein konnte.
    Ein wenig beleidigt ob meiner Ablehnung drehte sie sich um und ich hörte, wie sie durch die Terrassentür das Wohnzimmer betrat.
    Und dann hörte ich meinen Mann.
    »Hallo Hedwig! Schön dich zu sehen. Wie geht‘s denn heute so?«
    Schleimscheißer, schoss es mir durch den Kopf, als Martin auch schon auf die Terrasse heraustrat, ohne eine Erwiderung von Hedwig abzuwarten.
    »Oh, danke, gut«, tönte es hinter ihm, während er sich längst über mich gebeugt hatte, um mir einen Kuss zu geben, den ich standhaft verweigerte.
    »Claire, jetzt stell dich nicht so an. Los, komm schon. Gestern war gestern und heute ist heute.«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Claire, wie wollen wir eine Ehe führen, wenn wir uns tagelang anschweigen? Noch dazu, wenn ich Mittwoch schon wieder weg muss?«
    Er hatte die Hände auf den Seitenwänden des Strandkorbs aufgestützt, sich zu mir gebeugt und ein umwerfendes Lächeln aufgesetzt. Normalerweise schmolz ich bei dem Lächeln wie Eis im Sommersonnenschein. Diesmal nicht.
    »Lass mich in Ruhe«, wiederholte ich.
    »Claire,

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