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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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dass mein Gatte aufgespießt in der Küche lag.
    Martins Anzug war im Eimer, der Jackettkragen von Blut durchweicht, die Hose ruiniert. Hemd und Unterhosen durften ebenfalls nur noch zum Wegschmeißen taugen.
    Die Folgen der auswärts verbrachten Nacht kamen meinen Gatten teuer zu stehen. Richtig teuer.
    Eine Erkenntnis, die mir gefiel. Trotz oder gerade wegen des Schocks, den ich erlitten hatte.
    Neben meinem Mann lag Eule. Den Kopf auf den Pfoten, starrte sie mir entgegen mit einem Blick, der nicht weniger verständnislos war als der meines Gatten, allerdings weitaus lebendiger.
    »Eule, hau ab.« Eule sah mich anklagend an. Ich ließ meinen Magen los, richtete mich auf und wiederholte den Befehl mit Nachdruck. Die Hündin schüttelte sich und trabte provozierend langsam zum Küchentisch, unter den sie sich beleidigt verkroch. Eule fand mich saublöd, ich sie saudämlich.
    Vom Türrahmen aus konnte ich nicht erkennen, ob Martin atmete. Sein Brustkorb bewegte sich jedenfalls nicht einen Millimeter.
    Gedankenverloren schlüpfte ich aus meinem Hausschuh. Die Blutlache im Auge, näherte ich mich vorsichtig meinem Mann, beugte mich über ihn, fuchtelte kurz mit meiner Hand vor seinen Augen herum und hoffte auf ein irritiertes Blinzeln. Als sich nichts tat, suchte ich am Handgelenk nach dem Puls.
    Martins Haut fühlte sich kühl an und ich erschrak erneut. Nervös und fahrig fuhren meine Finger über das Handgelenk auf der Suche nach dem Puls. Ich entdeckte keinen.
    Meine aufkeimende Panik ignorierend, suchte ich am Hals nach einem Lebenszeichen. Schüchtern klopfte der Puls gegen meine Fingerkuppen und ich atmete erleichtert auf.
    Mein Mann starrte zwar blicklos an die Decke, doch hinter einer ausgewachsenen Ohnmacht, die wohl dem Blutverlust, dem Kopfkontakt mit Hedwigs Pfanne und dem Schock zuzuschreiben war, lebte er. Ich war erleichtert. Nicht auszudenken, welche Verwicklungen sein Tod ausgelöst hätte!
    Ich sah zu Eule hinüber, die mich neugierig beobachtete, während ich Martins Krawatte abnahm und seinen blutverschmierten Hemdkragen öffnete. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich ihm vorsichtig Jackett und Hemd aus. Es war mühselig, musste ich den Mann doch hin- und herdrehen und dabei sowohl auf die Wunden, auf das in seinem Bauch steckende Messer, als auch auf das bereits ausgetretene Blut achten.
    Ich öffnete gerade den Reißverschluss von Martins Hose, als ich hinter mir Hedwigs Schritte vernahm.
    »Mein Gott, Hedwig! Wie konnte das passieren?«, stieß ich unvermittelt hervor. Übel war mir immer noch nicht, dafür begann ich zu weinen. Vermutlich aus Erleichterung darüber, dass Martin lebte.
    Geradezu dankbar nahm ich zur Kenntnis, dass mein Körper reagierte. Ich zweifelte ja langsam an meinem Geisteszustand, weil mir angesichts meines schwer verletzten Gatten nicht einmal die Hände zitterten.
    Hedwig war in der Küchentür stehen geblieben, bückte sich nun, legte den Hausschuh, den ich mitten im Weg liegen gelassen hatte, zur Seite und richtete sich auf.
    »Weshalb ziehst du ihn denn aus?«, fragte sie mich.
    Ich hielt für einen Moment in meinem Tun inne. Eine Antwort hatte ich nicht parat. Wie sollte ich auch, war das Auskleiden in der Situation doch hochgradig idiotisch. Ich meine, wozu zog ich Martin die Hose aus? Ich war kein Arzt und hatte auch keine medizinische Notversorgung im Sinn. Ich zuckte hilflos mit den Achseln, während ich den Reißverschluss wieder schloss und Hedwig genauer betrachtete.
    Trotz meines Weinens registrierte ich, dass ihr Gesicht puterrot angelaufen war und sich auf ihrem Hals handtellergroße, dunkelrote Flecken abzeichneten. Das waren im Moment allerdings die einzigen Hinweise darauf, dass Hedwig erregt oder durcheinander war und etwas mit Martins Verletzungen zu tun haben könnte. Merkwürdigerweise nämlich befleckte nicht ein Tropfen Blut das strahlende Weiß ihrer Schürze, über der das Messerfutteral am Gürtel hing. Heute früh recht vereinsamt, denn das Messer steckte in meinem Mann.
    »Wann ist das denn passiert?« Tränen liefen mir immer noch unkontrolliert die Wangen runter.
    Ich wischte die Tränen mit der flachen Hand weg und zog wässrigen Schleim die Nase hoch. Es war ordinär, doch egal. Ich hatte kein Taschentuch zur Hand.
    »Ich weiß nicht, vielleicht vor einer halben Stunde?«
    »Um sechs? Denk nach, Hedwig«, schluchzte ich nun ungeniert.
    »Ich weiß wirklich nicht. Irgendwie so ... gegen sechs. Ja, ich glaube, so war es.«
    Einmal in

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