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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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Vermutung, der durchtrainierte Typ hätte irgendetwas mit Lizzie oder mir zu tun. Männer sind ja manchmal solche Idioten, die zu unbedachten Kurzschlusshandlungen neigen, wenn sie das Gefühl haben, sie wilderten in fremdem Revier.
    Inzwischen war der Krankenwagen angekommen. Zwei Sanitäter und ein Arzt rannten über den Steg auf die Menschentraube zu, die sich ihnen willfährig öffnete. Dergestalt erhaschte ich einen Blick auf die alte Dame, die noch immer erschlafft in dem Sessel hing, als sei jegliches Leben aus ihr gewichen. Richtig wohl war mir nicht. Derweil ich nach der alten Dame gesehen hatte, hatte Meiser sich Lizzie geschnappt. Ich hinterließ genügend Geld für Lizzies und meine Getränke und wir drei machten uns auf den Heimweg.
    Während Lizzie willenlos in Meisers Armen hing und nur durch ihn am Fallen gehindert wurde, eilte ich voraus und spähte nach Lizzies Auto, das Gott sei Dank direkt vor dem Lokal stand. Ich winkte Meiser zu, der Lizzie kunstvoll durch eine Reihe Tische führte, wobei ihre Beine bei jedem Schritt den Versuch unternahmen, sich umeinander zu schlingen. Schuld daran waren ihre in alle Richtungen schlenkernden Füße, denen durch zu viel Alkohol offenbar der Sinn für ihre ureigenste Bestimmung abhanden gekommen war, nämlich ihren Besitzer durch wohlfeiles Fuß-vor-Fuß-Setzen an seinen Bestimmungsort zu tragen. Lizzies Füße trugen sie nirgendwohin.
    Nachdem Meiser Lizzie auf dem Rücksitz verstaut und ihren seitlich wegkippenden Körper, so gut es eben ging, angeschnallt hatte, nannte ich ihm Lizzies Adresse, versprach nach einem kurzen Wortwechsel, ihn anzurufen, und winkte ihm erleichtert hinterher, als er anfuhr.
    Ich fuhr gleichfalls nach Hause, verbrachte den Abend auf der Terrasse, wartete auf Martin, der einmal mehr nicht kam, und ging schließlich deprimiert schlafen.
    Depressionen schienen meine bevorzugten Begleiter zu werden.

7
    »Hey, wach auf«, summte eine Stimme in meinem Ohr. Unmutig drehte ich mich auf die andere Seite. »Hallo, Claire, werd endlich wach.« Jemand zupfte ungeduldig an meinem Arm.
    Benommen richtete ich mich auf und rieb mir die Augen. Mein Mann war es nicht, der an mir zerrte. Er glänzte durch Abwesenheit, wie ich mit einem schlaftrunkenen Blick auf seine Seite des Bettes registrierte, und sein Anzug hing auch nicht über dem Stuhl neben der Frisierkommode, wo er ihn normalerweise ablegte.
    »Du hast vielleicht einen gesegneten Schlaf«, schnarrte Hedwig unangenehm wach, wenn auch mit gedämpfter Stimme.
    »Hab ... ich ... nicht«, stotterte ich, von einem Hustenanfall begleitet.
    »Hast du doch.«
    »Hedwig! Hör auf... zu dis... ku ... tie ... ren.« Meine Stimmbänder gebärdeten sich, als wären sie am Abend zuvor von zu viel Alkohol und Zigaretten demoralisiert worden. Stockheiser quälte sich die Stimme durch den Satz. Doch weder Alkohol noch Zigaretten verursachten die Reibeisentonlage. Meine Stimme schlief einfach nur länger als der Rest des Körpers und hatte allmorgendlich Probleme, ihrer normalen Funktion nachzukommen. Sie war ein unbelehrbarer Morgenmuffel. Gemeinhin half ihr der samtige Schaum eines Milchkaffees in die Normalität zurück. Leider hatte Hedwig keinen dabei.
    »Na, jedenfalls hattest du heute einen verdammt tiefen Schlaf. Ich versuche bestimmt schon seit zehn Minuten, dich zu wecken.«
    »Wie spät ist es denn?«
    »Halb sieben, glaube ich.«
    »Und weshalb kommst du zu dieser Unzeit?«
    »Ich mache mir Sorgen.«
    »Und das hat nicht noch eine Stunde Zeit?«
    »Nein«, antwortete Hedwig bestimmt.
    »Und worüber machst du dir bitte schön Sorgen?«, krächzte meine Stimme, die noch immer an blecherne, auf einem Waschbrett erzeugte Schrammelmusik erinnerte.
    »Über den Jungen in Bremsnitz.«
    »Meine Güte, Hedwig. Das hab ich doch gestern schon mit Lisa besprochen. Ich meine, okay, der erste Schreck macht einen ganz panisch und verrückt. Aber wenn ich es recht bedenke, was kann der erkannt haben? Ich meine, schau doch in die Zeitung von gestern.«
    »Das hab ich ja. Und da hab ich die Phantomzeichnungen gesehen. Und die von mir gefällt mir nicht.«
    »Und was ist an der schlimmer als an meiner?«
    »Das fragst du noch? Da kann doch jeder sehen, dass ich das bin.«
    »Hedwig, das stimmt doch nicht. Kein Mensch erkennt uns, und dich schon gar nicht. Ich meine, du bist doch nicht die einzige mit dieser Zottelfrisur.«
    Hedwigs Mund öffnete sich in Zeitlupe. »Wie nennst du meine Haare?«
    Eine

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