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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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Beamten angewiesen, arbeitete mit ihnen Hand in Hand.
    Außerdem hatte die Staatsanwaltschaft den Durchsuchungsbeschluss, der letztendlich zum Tode Greiners geführt hatte, beantragt – durch einen jungen, übereifrigen Kollegen, der erst seit ein paar Monaten im Dienst war und sich profilieren wollte. Und ein Amtsrichter – einer, der bald in Pension ging und nicht so genau las, was in den Akten stand – hatte den Durchsuchungsbeschluss erlassen.
    Deshalb hatten weder der Justizsenator als oberster Dienstherr der Staatsanwaltschaft noch der Innensenator, dem die Polizei unterstand, ein Interesse daran, dass die Umstände, die zu Greiners Tod geführt hatten, an die Öffentlichkeit drangen. Dieser Fall barg Sprengstoff für ein Politikum.

    Das war der Grund dafür, warum die Polizei nun versuchte, den Skandal zu vertuschen, und über die Pressestelle verbreiten ließ, Greiner sei ein Drogendealer gewesen. Und die Journalisten, auch Sarah, schrieben brav die Pressemeldung ab, ohne nachzuhaken. Sonst hätten sie erfahren, dass Greiner überhaupt nicht vorbestraft war. Er war lediglich mal zu einem Ordnungsgeld von dreihundert Euro verdonnert worden, weil er bei einem Prozess gegen einen Anti-AKW-Demonstranten als Zuschauer im Gerichtssaal ein Transparent enthüllt hatte. Und das ist nun das hehre Recht, dem ich Jahre meines Lebens geopfert habe, dachte Walter. Es war höchste Zeit, dass er der Staatsanwaltschaft den Rücken kehrte und Antons Angebot, als Anwalt in seine Kanzlei einzusteigen, annahm.
    Ob er Sarah mal anrufen und ihr stecken sollte, wie falsch sie mit ihrer Geschichte lag? Wenn Justiz und Innenbehörde sich gegenseitig deckten, musste eigentlich die Presse ran.

    Das hätte sicherlich auch sein Vater so gesehen.

    *
    Das Päckchen mit dem Mordwerkzeug war geliefert worden. Mit klopfendem Herzen, als könnte der Postbote ahnen, welch gefährliche Fracht er mir da zustellte, zahlte ich die Nachnahme von 23,70 Euro. Ich drückte das kleine Päckchen an meine Brust wie einen kostbaren Schatz.

    Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, riss ich den Umschlag auf.

    Wie niedlich. Und klein.

    Es war diesem teuflischen Werkzeug nicht anzusehen, welch böse Kraft ihm innewohnte. Tobias sollte nur kommen.

    *

    Sarah Obermeier war wie im Rausch, und das war nicht nur dem Glas Wein geschuldet, das sie zu viel getrunken hatte. Es war schon nach zwei Uhr nachts, als sie ihre Wohnungstür aufschloss. Und das mitten in der Woche. Doch Sarah setzte sich sofort an ihren Computer.

    Greiners Tod war, wie sie vermutet hatte, ein Skandal. Lui hatte sie zu sich nach Hause eingeladen und ihr bei Rotwein alle Hintergründe über den SEK-Einsatz erzählt, sie in die rechtlichen Finessen eingewiesen und ihr zu vorgerückter Stunde eine Kopie der Ermittlungsakte über den Tisch geschoben. Zwar konnte sie das, was ihr alter Freund ihr gesteckt hatte, unmöglich im Berliner Express veröffentlichen. Aber es gab ja noch die überregionale Presse. Und Sarah war – weil der Berliner Express sie nie fest angestellt hatte – immer noch freie Journalistin. Diese Geschichte musste an die Öffentlichkeit. Dabei ging es ihr weder um Geld noch um Eitelkeit. Sie würde den Artikel ohnehin unter einem Pseudonym veröffentlichen müssen. Denn auch wenn sie als feste Freie rein rechtlich gesehen selbstständig war und für andere Zeitungen schreiben durfte, würde Hartmut sie feuern, wenn sie ihm mit dieser Geschichte bei einem anderen Blatt in den Rücken fiel.
    Plötzlich wusste Sarah wieder, warum sie Journalistin geworden war, wofür sie ihr Jurastudium geschmissen hatte und – wenn sie hörte, wie Lui über seinen Behördenleiter klagte – auch, dass es richtig gewesen war.

    Die Kulturkritiken, mit denen sie ihr Geld verdiente, kamen ihr jetzt regelrecht banal vor. Es gab weiß Gott Wichtigeres als die Meinung einer Sarah Obermeier zu Büchern, Theaterstücken oder Kunstausstellungen. Und auch ihre Kollegen sah sie nun mit anderen Augen. Nicht nur Matze, der ihr in den letzten Tagen richtig ans Herz gewachsen war, sondern auch die Feuilletonisten, die ihr auf Kulturveranstaltungen regelmäßig über den Weg liefen. Heuchler. Wichtigtuer, die sich mit dem Nimbus des Feuilletons schmückten. Anmaßend, arrogant, wie der Radiokollege vom Regionalsender, der sich aufspielte wie Reich-Ranicki höchstpersönlich. Aufgeblasener Literaturfuzzi. Zerriss mit Vorliebe die Bücher junger Nachwuchsautoren. Hielt sich – nachdem er einen

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